Die Talentschmiede soll im Sommer 2015 fertig sein. Torwart Drobny verlängert. Sportfive-Deal soll Mitgliedern vorgestellt werden

Hamburg. Die Sportchef-Suche stand bei der Sitzung der HSV-Aufsichtsräte am Donnerstagabend ausnahmsweise mal nicht im Mittelpunkt. Alle gehen davon aus, dass die Verpflichtung Oliver Kreuzers vom Karlsruher SC am Sonnabend bei einem Treffen in Berlin über die Bühne geht. Auch HSV-Boss Carl Jarchow wird an diesem Treffen teilnehmen und bekräftigte am Nachmittag, dass er sich ein Scheitern des geplanten Wechsels nicht vorstellen könne. "Wir werden uns schon einig werden. Wenn ich in ein Gespräch gehe, strebe ich auch eine Entscheidung an", betonte der Vorstandsvorsitzende, der den Aufsichtsräten am Abend die Budgetplanung für das Geschäftsjahr 2013/14 präsentierte. Und diese wurde von den Ratsmitgliedern grundsätzlich angenommen. "Wir sind den Planungen des Vorstands, die eine schwarze Null vorsehen, positiv gefolgt", erklärte der Ratsvorsitzende Manfred Ertel am späten Abend. Diese Planung sieht jedoch einen Verlängerung des Sportfive-Vermarkterdeals über 2015 hinaus vor. Dieser Deal soll den Mitgliedern auf der Mitgliederversammlung am Sonntag zunächst vorgestellt werden, ehe dann unter dem Eindruck der Reaktionen über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit in einer Dringlichkeitssitzung der Räte abgestimmt wird.

Bei einem weiteren Punkt der Tagesordnung konnte dagegen schon Vollzug gemeldet werden: Die Verlängerung des Kontraktes von Ersatztorhüter Jaroslav Drobny. Der überarbeitete Vertragsentwurf über zwei weitere Jahre fand Zustimmung beim Aufsichtsrat, Drobny selbst ist ebenfalls einverstanden. "Der Argumentation des Vorstands wurde mehrheitlich gefolgt", erklärte Ertel. Rund 900000 Euro soll der Tscheche pro Jahr verdienen.

Auch ein paar Stunden zuvor gab es bereits Positives zu vermelden: Im Phönixsaal des Rathauses wurde symbolisch einer der insgesamt 18 Aktenordner des Bauantrags für das Nachwuchsleistungszentrum "HSV-Campus" von Jarchow an Hamburgs Sportsenator Michael Neumann und an den stellvertretenden Leiter des Bezirksamts Altona, Kersten Albers, übergeben. Eigentlich hätten die Bagger spätestens im Sommer dieses Jahres rollen sollen, doch nun ist der Baubeginn für die neue Talentschmiede für Ende 2013/Anfang 2014 angedacht, da die Detailplanung mehr Zeit in Anspruch nahm, als zunächst angenommen. Nach 18 Monaten Bauzeit, im Sommer 2015, könnte das Projekt im Volkspark dann frühestens fertiggestellt werden.

Der Campus wird ein Funktionskomplex direkt am Stadion, der Raum für das HSV-Internat, Leistungs- sowie Trainingszentrum bietet. Insgesamt fünfeinhalb Fußballplätze sollen am Ende zur Verfügung stehen, um allen HSV-Teams von der U 15 bis zu den Profis Übungseinheiten an der Imtech-Arena zu ermöglichen. Des Weiteren sind Anlagen für das Torwarttraining und spezielle Trainingsformen geplant. Alle Plätze sollen mit sogenanntem Hybrid-Rasen bestückt werden, einer Mischung aus Echtrasen und Kunstfasern, die in einigen Stadien (z.B. in Wolfsburg) bereits verwendet wird. Auch im HSV-Stadion könnte ein solcher Belag künftig den Naturrasen ersetzen. Was mit der Anlage des bisherigen Nachwuchsleistungszentrums in Ochsenzoll passieren soll, wird von HSV-Vorstand Oliver Scheel derzeit geprüft.

Die Baukosten für das 4000 Quadratmeter große Campus-Gebäude werden durch die 17,5 Millionen Euro aus den beiden Jubiläums-Anleihen finanziert. Dieses Geld wurde bislang zur Sicherung der Liquidität eingesetzt, ist aber projektgebunden. Das komplette Volumen der Anleihe muss in die Infrastruktur investiert werden. 60 Prozent der Zeichner entschieden sich im Übrigen für die Variante der Global-, 40 Prozent für die der Schmuckurkunden. Teil des Anleihen-Konzeptes ist es, dass nur ein begrenzter Anteil an Käufern der Schmuckurkunde ihre Zinsrechte auch wirklich in Anspruch nehmen. Weichen muss für den Campus einer der beiden Parkplätze vor der Ostseite des Stadions, dafür soll auf dem anderen ein Parkhaus entstehen, um ausreichend Parkmöglichkeiten zu gewährleisten. Das Grundstück stellt die Stadt im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags zur Verfügung.

Darüber hinaus soll der Campus den Volkspark als Begegnungsstätte infrastrukturell aufwerten, um das Naherholungsgebiet für die gesamte Bevölkerung interessanter zu machen. Rund die Hälfte des Gebäudes wird in Form von Umkleiden, Duschen und Gastronomie für die Allgemeinheit zugänglich sein. Auch der Park an sich soll an Attraktivität gewinnen. So sind Laufstrecken mit Zeitmessung ebenso angedacht wie Beachvolleyball-Felder oder kulturelle Veranstaltungen. "Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Einreichung des Bauantrages einen weiteren Meilenstein für die Verwirklichung dieses Leuchtturm-Projektes erreicht haben", erklärte Jarchow. "Mit diesem Konzept sind wir Vorreiter. Es ist mir nicht bekannt, dass es woanders Ähnliches gibt." Doch auch Jarchow ist sich bewusst, dass sich Erfolge in der Nachwuchsarbeit nicht von heute auf morgen einstellen werden. "Das wird mindestens fünf Jahre dauern."