Hamburg. Es gibt zwei Spiele, die Erwin Piechowiak in seinem Leben nie vergessen wird. Den 3:2-Endspielsieg 1960 über den 1. FC Köln, und das 2:9-Debakel vom 7. März 1964 gegen München 1860. Der HSV schlidderte damals auf einem zentimeterdicken Schneeboden an der Grünwalder Straße von einer Verlegenheit in die nächste. Gegen Ende der Rutschpartie hatten die Zuschauer nur noch Hohn und Spott für die Hamburger übrig. "Dieses Spiel war die größte Demütigung für mich, für die gesamte Mannschaft. Die Löwen haben uns an die Wand gespielt", sagt Piechowiak rückblickend. Er war der linke Außenläufer einer Mannschaft, die Spieler wie Horst Schnoor, Jürgen Kurbjuhn, Willi Giesemann, Gert "Charly" Dörfel und Uwe Seeler an Bord hatte.

Für Linksaußen Dörfel steht fest: "Wir sind damals nur deswegen so kräftig ausgerutscht, weil wir keine Stollenschuhe hatten. Da muss bei uns irgendeiner versagt haben." Der "Charly" leistete sich beim Stand von 1:4 ein spektakuläres Frustfoul. Löwen-Torwart Petar Radenkovic hatte rechts außen bereits vier Hamburger umspielt und wollte die Mittellinie überstürmen, da wurde er von Dörfel rüde umgeschubst. Dörfel: "Radi landete vor der Tribüne, und die aufgebrachten Fans wollten mit Regenschirmen auf mich los, um mich zu verprügeln." Prügel aber bezog letztlich der gesamte HSV - mit dem 2:9.

Für Erwin Piechowiak ist diese Pleite aber auch aus einem anderen Grund unvergesslich: "Wir wurden an einem Tag praktisch zweimal geschlachtet. Erst sportlich, dann verbal. Abends waren wir, wie passend, bei der Lach- und Schieß-Gesellschaft eingeladen. Ursula Herking, Dieter Hildebrandt, Hans Jürgen Diedrich und Klaus Havenstein machten Scherze, die letzte Pointe waren stets wir: 'Alles halb so schlimm, viel schlimmer ist das 2:9 des HSV gegen die Sechziger.' Jeder Lacher tat weh - obwohl wir gute Miene zum bösen Spiel machten."