Die Sportchefsuche im Volkspark läuft auf eine Doppellösung hinaus: Siegenthaler und Hoogma erklären sich für eine Zusammenarbeit bereit.

Hamburg. Zumindest über das Wetter konnte sich Urs Siegenthaler auf Palermos übersichtlichen Falcone Borsellino Flughafen nicht beschweren. 20 Grad Celsius und ein leicht bewölkter Himmel über Sizilien erwarteten die deutsche Nationalmannschaft und den DFB-Chefscout bei der Landung am Freitagmittag um 13.50 Uhr. Wirkliche Urlaubsgefühle kamen aber weder bei Siegenthaler noch bei den Nationalspielern auf. Denn während die Fußballer statt dem propagierten Regenerations-Trainingslagers täglich zwei Trainingseinheiten erwarten, muss auch der Schweizer doppelt schuften: zum einen als Joachim Löws wichtigster Assistent, zum anderen als designierter Ohne-genauen-Titel-Sportchef für den HSV.

Dabei haben die Nachrichten der vergangenen Tage aus der neuen, aber weit entfernten Wahlheimat Hamburg Siegenthaler vor dem Abflug auf die italienische Mittelmeerinsel durchaus ins Grübeln gebracht. Der siebentägige Zickzackkurs um die Entscheidung, ein Vorstandsmandat anzunehmen, hatte zur Folge, dass der zwölfköpfige Aufsichtsrat am vergangenen Montag ultimativ beschlossen hat, neben Siegenthaler noch einen zweiten Sportchef zu verpflichten, der statt des nicht an Posten interessierten Schweizers einen Sitz im Vorstand übernehmen soll. Ob und wie eine derartige Doppellösung funktionieren kann, muss nun in den kommenden Tagen durch Chefkontrolleur Horst Becker entschieden werden. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats hat die Suche nach einem zweiten Sportchef zur Chefsache erklärt und führt diese mit ungewohnter Zielstrebigkeit voran.

Bereits in der kommenden Woche will Becker mit Wunschkandidat Nico-Jan Hoogma, der sich einer breiten Zustimmung im Aufsichtsrat gewiss sein kann, letzte Verhandlungen führen. "Der HSV hat Interesse und ich habe Interesse", sagte der Niederländer dem Abendblatt und deutete an, zu einer einvernehmlichen Lösung mit Siegenthaler bereit zu sein. Und anders als zunächst erwartet scheint nach Abendblatt-Informationen auch Siegenthaler zu einer Doppelspitze bereit, solange es klare Kompetenzabsprachen gibt.

Bislang wurde dem Schweizer die Verantwortung für Nachwuchs, Scouting und Kaderplanung übertragen, wobei besonders der dritte Bereich als Knackpunkt gilt. So will Siegenthaler, der bereits eine Liste von international begehrten Toptalenten aus der Schweiz, Frankreich und den Beneluxstaaten aufgestellt hat, die er gerne zum HSV lotsen würde, unter keinen Umständen seine Schlüsselrolle bei Transfers verlieren. Ob aber Hoogma, der mit bescheidenen Mitteln Heracles Almelo auf den sechsten Platz der niederländischen Eredivisie geführt hatte und als Vorstand Siegenthaler formal vorgesetzt wäre, auf die Kaderplanung verzichten will, bleibt ungewiss. Gewiss scheint derzeit ohnehin nur das Wetter auf Sizilien zu sein. 20 Grad und Wolken, so lautet die Vorhersage für die kommenden sieben Tage.