HSV-Trainer Thorsten Fink kann derzeit personell aus dem Vollen schöpfen. Der Coach hofft nun auf einen Sieg mit Signalwirkung in Mainz.

Hamburg. Dass er neuen Schwung beim HSV gebracht hat, ist tabellarisch nach sieben Spielen ohne Niederlage deutlich ablesbar. Es hat sich sogar ligaweit herumgesprochen. Beim nächsten Bundesliga-Gegner FSV Mainz 05 (Sa., 15.30 Uhr, Coface-Arena, Sky und Liveticker bei abendblatt.de) sprach Trainer Thomas Tuchel am Donnerstag von "erkennbar frischem Wind" beim HSV. Allerdings nahm es der Gelobte, HSV-Trainer Thorsten Fink, damit etwas zu genau, als er sich bei der turnusmäßigen Pressekonferenz auf das Podium setzte. Ebenso kurz wie laut krachte es ins Mikrofon, als Fink seinen Sitz mit etwas zu viel Schwung an das Podium im Presseraum der Imtech-Arena heranzog.

"Diesen Schwung müsst ihr nach Mainz mitnehmen", kam als prompte Reaktion aus dem Publikum, "dann geht's weiter nach oben." Sätze, die Fink zunächst mit einem Lächeln quittierte, um sie keine zehn Minuten später selbst erstaunlich offensiv auszuführen: "Die Partie in Mainz wird ein absolutes Schlüsselspiel", so der HSV-Trainer, "es wird zeigen, wohin es für uns geht. Mit einem Sieg können wir uns von unten verabschieden und dürfen das erste Mal den Blick nach oben riskieren."

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+++ Die Unbesiegbaren arbeiten sich nach oben +++

Bei einer Niederlage, das weiß Fink auch, geht der Blick wieder nach unten. "Die Situation ist schwierig. Im Moment sieht die Tabelle ganz gut aus. Aber der Schein trügt." Denn noch befindet sich der HSV mit 17 Zählern zwar auf Platz elf, ist dabei aber auch nur drei Punkte und zwei Gegentore von der Abstiegszone entfernt. Eine Niederlage am Sonnabend würde den FSV vorbeiziehen lassen, zudem könnte dann der HSV bei einem ungünstigen Ausgang der anderen Partien auf den 16. Rang zurückfallen. Was am Saisonende zwar nicht den Abstieg, aber die Nervenprobe Relegation bedeuten würde.

"Wenn wir so fokussiert sind wie im Training, werden wir auch in Mainz punkten", ist sich Mladen Petric sicher, dessen Rückkehr nach sechs Verletzungswochen zusätzlichen Optimismus verbreitet. Und obwohl der Kroate in den letzten Jahren immer als gesetzt galt, wird er sich am Sonnabend zunächst mit einem Platz auf der Bank begnügen müssen. Zum einen, weil Petric noch nicht wieder bei 100 Prozent ist, wie er selbst zugibt. Zum anderen aber, und das beschreibt Finks Luxusproblem, weil die Mannschaft funktioniert und sich in der fünfwöchigen Pause des Torjägers andere Spieler in die Startelf gespielt haben. Der Trainer hat Alternativen.

Auch für Petrics Position. Neben dem inzwischen kaum wegzudenkenden Paolo Guerrero, der laut Petric "im Moment einen richtig guten Job macht", wird am Sonnabend Ivo Ilicevic stürmen. Darauf legte sich Fink bereits fest. "Er hat es sich verdient. Sowohl bei seinen Einwechslungen zuletzt als auch im Training." Und auch ansonsten ist die Mannschaft in guter Verfassung. "Es gibt im Moment keinen Grund für mich, viel zu verändern", so Fink, der sich mit einem erstmals wieder nahezu kompletten Kader auf die Spuren von Huub Stevens machen will. Der hatte den HSV in der Saison 2006/07 ebenso wie Fink in dieser Spielzeit als Tabellenletzten übernommen und ihn am Ende über den damals noch möglichen Umweg UI-Cup in die Europa League geführt.

Dort möchte auch Fink hin. Insbesondere nachdem er völlig begeistert aus der Ferne mit ansehen durfte, wie sein FC Basel, den er bis Oktober trainierte, sensationell Manchester United aus der Champions League warf. Mit dem Rest-Schwung der Fink-Ära ? Fink schüttelt den Kopf: "Nein, weil die Mannschaft zweieinhalb Jahre zusammenspielt und Automatismen entwickelt, die noch mehr erwarten lassen."

Beim HSV mag Fink derzeit nur für zwei Spiele planen. In Mainz und anschließend daheim gegen Augsburg sollen zum Hinrundenabschluss zwei Siege eingefahren werden, was den HSV auf die Europa League hoffen lassen dürfte. Zum Vergleich: Mit weiteren sechs Punkten hätte Fink in acht Spielen 16 Punkte eingefahren, also zwei pro Spiel im Schnitt. Genau diesen Punkteschnitt hatte 2007 auch Stevens.

Vergleiche, die Fink ablehnt: "Wie weit nach oben uns das alles führt, kann ich erst mit zwei erfolgreichen Spielen sagen." Noch spricht er seiner Mannschaft die Qualität für den internationalen Wettbewerb ab. Doch er sagt auch: "Diese Qualität können wir hier aufbauen. Ein positiver Jahresabschluss würde uns zusätzlichen Schwung für die Wintervorbereitung geben. Schon deshalb ist Mainz ein absolutes Schlüsselspiel."

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