Trainer Torsten Fink will das mit einer neuen Innenverteidigung ändern: Heiko Westermann und Jeffrey Bruma sollen in der Mitte verteidigen.

Hamburg. Michael Mancienne musste genau hinsehen, als ihn ein Gegenspieler während eines Trainingsspiels beim HSV belehrte, wie er denn besser hätte laufen müssen. Der Mann im blauen Leibchen war niemand anderer als sein Trainer Thorsten Fink, der sich fünfeinhalb Jahre nach seinem letzten Pflichtspiel als Profi unter die Spieler mischte. "Wir schlafen zu oft bei Spielbeginn", sagte Fink, "und gerade im Abwehrverhalten kann der eine oder andere noch etwas verbessern." Und das könne er im Spiel eben noch genauer erklären.

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Gerade Michael Mancienne war zuletzt daran beteiligt, dass der HSV auch das zwölfte Bundesligaspiel der Saison 2011/2012 nicht ohne Gegentreffer überstand. Saisonübergreifend sind es nun schon 16 Bundesligaspiele in Folge mit mindestens einem Gegentor. Und unter Finks Leitung musste der HSV in allen drei Spielen einen Rückstand aufholen - was ihm auch gelang. "Das Gute ist: Wir kommen immer zurück", sagt der Trainer 22 Tage nach seinem Amtsantritt. Das bedeutet: "Die Mannschaft lebt."

Natürlich habe das Problem viel mit der aktuellen Tabellensituation seiner Mannschaft zu tun. "Aber gerade da ist im mentalen Bereich vieles machbar", glaubt der HSV-Trainer, der sich nun auch von einem Psychologen beraten lassen will. "Es gibt da so viele Dinge. Ich kann beispielsweise einen Deal mit der Mannschaft machen", skizziert Fink ein Modell, bei dem sein Team für das erste Spiel ohne Gegentor belohnt werden könnte. Details wollte er aber nicht verraten, um den gewünschten Effekt nicht zu gefährden.

Kein Geheimnis macht der HSV-Trainer dagegen aus seiner Wunschaufstellung in der Innenverteidigung. In Leverkusen spielten dort erstmals seit dem Eröffnungsspiel in Dortmund wieder Michael Mancienne und Heiko Westermann zusammen. Und zumindest Westermann soll dort auch bleiben. Darauf hat sich Fink jetzt festgelegt. "Heiko gehört in die Abwehrzentrale", sagt der HSV-Coach. "Das sieht man, das ist seine Position. Dort kann er seine Anweisungen geben, dort gewinnt er die Zweikämpfe. Er ist schnell, kopfballstark und hat eine gute Spieleröffnung. Man spürt seine Ausstrahlung." Und der zweite? Unter den anderen drei Innenverteidigern Jeffrey Bruma, Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic will Fink nun den suchen, "der am besten zu Heiko passt".

Beste Chancen hat derzeit Bruma. Dabei hat es unter den sechs möglichen Konstellationen in der Innenverteidigung - die sich eigentlich einspielen und möglichst konstant viele Partien nebeneinander bestreiten soll - ausgerechnet das Duo Westermann/Bruma als einziges in dieser Saison noch nie gegeben.

Dennoch erscheint die neue Kombination im Abwehrzentrum die logische Wahl. Ginge es rein nach den statistisch erfassten Zweikampfwerten, müsste das neue Abwehrduo Bruma/Rajkovic heißen, eben so, wie es mit fünf Spielen in dieser Saison am häufigsten auf den Platz lief. Nun ist aber Westermann gesetzt, Rajkovic noch zwei Spiele gesperrt und Bruma in der Gunst des Trainers deutlich vor Mancienne. Hier lügen die Zahlen nicht.

Der Niederländer klärte bislang am häufigsten genau dort, wo der HSV die größten Probleme hat: im eigenen Strafraum. Erstaunliche 28 von 32 Gegentreffern, also 87,5 Prozent aller Gegentore, kassierte der HSV in den letzten 16 Spielen aus dem eigenen Sechzehnmeterraum heraus. Dabei rettete Bruma mit mehr als achtmal pro Spiel am häufigsten. Zudem blockt der 19-jährige niederländische Nationalspieler mit 1,14 Torschüssen pro Spiel auch am effektivsten die gegnerischen Angreifer.

"Wir sind auf einem guten Weg", hatte Fink zuletzt immer wieder formuliert. Und er hat recht. Insbesondere HSV-Torwart Jaroslav Drobny konnte sich zuletzt beachtlich steigern und dürfte seinen Minuswert von 61,5 Prozent gehaltener Torschüsse (nur Freiburgs Oliver Baumann ist mit 60,3 Prozent schwächer) von Spiel zu Spiel verbessern. "Auf der Torwartposition sind wir bestens besetzt", sagt Fink, der gegen Hoffenheim zudem auf eine Doppelpremiere hofft: zum einen auf den ersten Auftritt des Innenverteidigerduos Westermann und Bruma. Aber vor allem darauf, dass seine Mannschaft zum ersten Mal seit dem 16. April (0:0 gegen Hannover) wieder zu null spielt.