Besonders ein aberkanntes Jansen-Tor sorgt für Diskussionsstoff

Leverkusen/Hamburg. Auch eine Dreiviertelstunde nach dem Schlusspfiff tat sich Marcell Jansen schwer, die Contenance zu behalten. "Es ist unerklärlich, was hier in Deutschland so alles gepfiffen wird", sagte der Hamburger, der sich besonders über ein nicht gegebenes Tor echauffierte, das Schiedsrichter Knut Kircher wegen eines vermeintlichen Fouls Paolo Guerreros an Manuel Friedrich aberkannte. "In der Champions League wird das niemals gepfiffen", sagte Jansen, der sich beim Studium der TV-Bilder nur teilweise bestätigt fühlen durfte. Tatsächlich muss die Ahndung von Guerreros Ellbogeneinsatz als Fehlentscheidung gewertet werden, allerdings schien Jansen vor seinem Torschuss im Abseits gewesen zu sein. So ergibt minus mal minus plus.

Weil aber Fußball keine Mathematik ist, blieben nach dem Schlusspfiff die zahlreichen strittigen Situationen während der 90 Minuten Gesprächsthema Nummer eins. Auch Lars Benders Treffer zum 2:0, bei dem Stefan Kießling HSV-Torhüter Jaroslav Drobny behindert und zudem im Abseits gestanden haben soll, wurde diskutiert, genauso ein elfmeterreifes Foul Gökhan Töres an Bender. Und während ein Großteil der HSV-Profis verbal auf die Barrikaden ging, hielt Thorsten Fink den Ball flach. "Insgesamt hatte der Schiedsrichter die Partie im Griff. Und in einer langen Saison gleicht sich ohnehin alles aus", sagte der Trainer, der sich bereits in der Vorwoche nach einem zu Unrecht aberkannten Guerrero-Tor mit Beschwerden zurückhielt.

Wie sehr Fink recht hat, wird bei einem Blick auf die bereinigte Tabelle deutlich, die man im Internet unter www.wahretabelle.de einsehen kann. Hier analysieren Fußballfans jede vermeintliche Fehlentscheidung, um dann über die Richtigkeit der Entscheidung abzustimmen. Und glaubt man den Machern der Homepage, hätte der HSV nach zwölf Spieltagen sogar einen Punkt weniger auf dem Konto, würde aber weiterhin auf dem 16. Platz stehen. Größter Profiteur einer "wahren Tabelle" wären die Profis von Hannover 96, denen gleich drei weitere Punkte zustehen würden. Dem SC Freiburg wurden dagegen drei Punkte abgezogen.

Im wahren Leben hatte sich Jansen aber noch vor der Rückfahrt im Bus beruhigt, immerhin wurde sein Treffer zum 2:2 nicht abgepfiffen. Er wolle noch ein Feierabendbier trinken, dann nur noch schlafen, sagte Jansen.