Beim 2:2-Remis in Luzern holte sich der HSV erst nach dem Abpfiff neues Selbstvertrauen. Petric traf doppelt, Mickel patzte doppelt.

Luzern. Am Ende des Abends griffen die Organisatoren des FC Luzern noch mal tief in die Trickkiste. Wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff beim Testspiel zwischen dem Tabellenführer der Schweizer Liga und dem HSV ging plötzlich das Flutlicht der neuen Arena aus und das Spotlicht an. Den 17.000 Zuschauern wurde eine kurzweilige Lichtshow geboten, die, so behauptete zumindest einer der Ordner am Eingangstor, definitiv höheren Unterhaltungswert als die vorausgegangenen 90 Testspielminuten hatte. "Ich bin mit dem Auftritt meiner Mannschaft alles andere als unzufrieden", hielt HSV-Trainer Michael Oenning dagegen, der sogar vom "neuen Selbstbewusstsein" sprach, das sich seine Mannschaft vor dem Nordderby am Sonnabend gegen Werder Bremen erarbeitet habe.

Der Auftritt in Luzern darf mit Fug und Recht als eine Art Blaupause für den bisherigen Saisonverlauf des HSV bezeichnet werden: ein schwacher Torhüter, eine schwächelnde Abwehr, ein ideenloses Mittelfeld, aber immerhin ein Hoffnungsträger im Sturm. Und obwohl die zuletzt anfällige Viererkette, in der Michael Mancienne den am Oberschenkel verletzten Dennis Diekmeier auf der rechten Seite vertrat, nur wenige Chancen gegen die einfallslosen Schweizer zuließ, mussten sich die 300 HSV-Anhänger erneut über zwei vermeidbare Gegentore ärgern. Beide Treffer, das weiß auch Keeper Tom Mickel, der den formschwachen Jaroslav Drobny vertrat, verdienten das Prädikat "unbedingt haltbar". Im zentral-defensiven Mittelfeld setzte der Coach wie schon gegen Köln auf David Jarolim und Robert Tesche. Anders als gegen die Rheinländer brachten die beiden Mittelfeldmänner in der Schweiz allerdings ebenso wenig Impulse im Spiel nach vorne wie der früh eingewechselte Gojko Kacar, der eindrucksvoll bewies, dass er sich auf der rechten Mittelfeldseite nicht wirklich wohlfühlt. Gleiches gilt für Per Skjelbred, der mit Problemen am Knöchel schon nach einer halben Stunde für den Serben Platz machte. Lediglich Marcell Jansen konnte seine neue Monopolstellung im linken Mittelfeld (Elia ist verkauft, Nachfolger Ilisevic noch gesperrt) gewinnbringend nutzen, allerdings viel zu selten.

+++Flugangst ließ Guerrero verkrampfen - Einsatz unmöglich+++

Ernsthaft Spaß bereitete allenfalls der Auftritt von Stürmer Mladen Petric, dem die Schweizer offenbar nicht verziehen haben, dass sich der Baseler vor zehn Jahren gegen eine Länderspielkarriere in der Schweiz und für Kroatien entschieden hatte. Die Pfiffe bei jeder Ballberührung konterte Petric auf seine Art und Weise: mit einem schönen Lupfertreffer und einem noch schöneren Weitschusstor. Es waren die Highlights einer höhepunktarmen Partie, die immerhin mit der Lichtshow zum Schluss für "Ahs" und "Ohs" sorgte. Gegen Bremen, das weiß Oenning, sollte man sich darauf nicht verlassen.

HSV: Mickel - Mancienne, Westermann, Sternberg, Aogo - Jarolim, Tesche - Skjelbred (ab 30. Kacar), Jansen - Petric (ab 56. Castelen), Berg (ab 71. Lam).