Der Peruaner hätte sich beim eigentlich ruhigen Hinflug nach Zürich wohl so sehr verkrampft, dass sein Oberschenkel “zugemacht“ habe

Luzern. Im Fußball gibt es nichts, was es nicht schon mal gegeben hat. Sagt man zumindest. Michael Oennings Erklärung, warum Paolo Guerrero beim Testspiel in Luzern am Sonnabend nicht mitwirken konnte, klang aber doch irgendwie einmalig. Der Peruaner, der bekanntlich unter latenter Flugangst leidet, hätte sich beim eigentlich ruhigen Hinflug nach Zürich wohl so sehr verkrampft, dass sein Oberschenkel, kaum dass der Stürmer wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zugemacht habe. "Ich wollte kein Risiko eingehen", sagte Oenning.

Fairerweise muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass Guerreros kurioser Ausfall doch nicht ganz so einzigartig ist, wie es zunächst scheint. Es ist keine zwei Jahre her, da beschäftigte der Südamerikaner wochenlang die Medien, weil er sich aufgrund "starker Flugangst" weigerte, die Heimreise aus Peru nach Hamburg anzutreten. "Ich fühle mich nervös, muss sogar schreien, wenn sich das Flugzeug turbulent bewegt", sagte der Torjäger damals. Weder psychologische Hilfe noch Teammanager Marinus Bester, der extra nach Lima gereist war und dreimal gemeinsam mit Guerrero ins Flugzeug einsteigen wollte, konnten Abhilfe leisten. Kurzzeitig wurde sogar in Erwägung gezogen, den "kleinen Krieger", so Guerreros Spitzname, per Frachtschiff nach Hamburg bringen zu lassen.

Der jüngste Rückfall überrascht allerdings trotzdem. Zuletzt schien Guerrero, der später jegliche Form von Flugangst verneinte, seine Phobie unter Kontrolle zu haben. Mehrfach flog der 27-Jährige mit dem HSV zu Auswärtsspielen und auch nach Peru zur Nationalmannschaft, der er an diesem Wochenende lediglich wegen muskulärer Probleme, die ihn schon vor dem Betreten des Flughafens geplagt hatten, absagte. Zwei gute Nachrichten zum Schluss: Als das Team gestern Nachmittag mit kräftiger Verspätung in Fuhlsbüttel landete, konnte auch Guerrero wieder lächeln. Und zum Auswärtsspiel am Sonnabend in Bremen, das versprach Oenning hoch und heilig, wird die Mannschaft im Bus anreisen.