Der HSV baut vor dem Heimspiel-Auftakt gegen Hertha auf seine Fans und ein verändertes Team. Bruma und Skjelbred drängen in die Startelf.

Hamburg. Drei Monate können vergehen wie im Flug, sie können sich aber auch endlos hinziehen. Für die HSV-Fans dürfte Letzteres gelten, denn ein Vierteljahr ohne Bundesligafußball in der geliebten Imtech-Arena ist für die meisten von ihnen eine unzumutbar lange Zeit. Am 14. Mai waren am Ende einer verkorksten Saison noch einmal 57 000 Anhänger in den Volkspark gepilgert, um sich ein wenig erbauliches 1:1 gegen Mönchengladbach anzutun. Dennoch versöhnten sie sich nach dem Spiel mit ihren Idolen, in der Hoffnung, nach der Sommerpause einen anderen HSV zu Gesicht zu bekommen.

An diesem Sonnabend ist es nun so weit: Aufsteiger Hertha BSC Berlin kommt zum Heimspiel-Auftakt nach Hamburg (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de), und weit über 50 000 HSV-Fans werden ihr Team bei dieser Aufgabe unterstützen - dessen sind sich zumindest alle Spieler sicher. "Unsere Beziehung zu den Fans ist wieder sehr gut", sagt etwa Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier. "Sie honorieren, dass unsere neue Mannschaft kämpft und immer versucht, weiterzumachen." Das belegen zumindest die HSV-Sympathisanten, die zum Saisonauftakt nach Dortmund mitgereist waren. Die Stimmung war auch nach dem deutlichen Rückstand nicht resignierend, die Mannschaft äußerte sich in den höchsten Tönen über die Unterstützung. Beim Test gegen Valencia (1:2) drei Tage zuvor ertönten nach einer schwachen Halbzeit jedoch deutliche Pfiffe im weiten Rund, die sich auch gezielt gegen Kapitän Heiko Westermann richteten.

Das soll sich gegen Hertha nicht wiederholen. Um für einen passenden Rahmen zu sorgen, ruft der HSV-Supporters-Club die Partie zum "Fahnentag" aus. Jeder Fan ist aufgefordert, eine HSV-Fahne mitzubringen - sollte keine vorhanden sein, hat der Klub vorgesorgt: Insgesamt 10 000 Stockfahnen können zum Preis von jeweils sieben Euro im Stadion erworben werden. Doch in erster Linie hat es die Oenning-Elf selbst in der Hand, die Fans zu überzeugen. Das ist auch der Anspruch des HSV-Trainers: "Wenn wir es schaffen, Begeisterung zu entfachen, und damit die Unterstützung da ist, wird uns auch der gewünschte Erfolg gelingen. Ich bin zumindest guter Hoffnung."

Die Bilanz der Auftaktspiele in der heimischen Arena liest sich schon mal vielversprechend (siehe Infokasten). Die bislang letzte Niederlage setzte es 2004, als die Bayern zu Gast waren und mit 2:0 die Oberhand behielten. Zudem ist Hertha alles andere als ein Angstgegner für den HSV: Der letzte Sieg der Berliner (2:1) datiert aus dem Jahr 2001, in den folgenden neun Gastspielen holten die Berliner nur noch zwei Punkte.

Trainer Markus Babbel sieht sein Team dennoch nicht chancenlos: "Wir wollen drei Punkte holen, denn wir haben in der Vorbereitung schon viel besser gespielt als gegen Nürnberg. Vielleicht gelingt es uns, das Hamburger Publikum mürrisch zu machen."

Welchen elf Spielern Oenning das Vertrauen schenkt, ist nach wie vor ungewiss. Beim Abschlusstraining zog es der Trainer vor, Jung gegen Alt zu spielen, anstatt der ersten Elf die Möglichkeit zu geben, sich einzuspielen. Veränderungen in allen Mannschaftsteilen sind jedoch zu erwarten. Angreifer Heung Min Son, der nur aufgrund eines fiebrigen Infektes gegen Dortmund aus der Mannschaft weichen musste, hat seinen Platz in der Startformation wohl sicher. "Für mich geht die Saison jetzt erst richtig los", sagt der Südkoreaner, der seine Länderspieleinladung unter der Woche ausgeschlagen hatte, um sich ganz auf den HSV zu konzentrieren.

Son ist guter Hoffnung, dass die Fans in der Arena sein Team zum Sieg peitschen werden, hat jedoch auch Verständnis für mögliche Pfiffe: "Wenn ich mir vorstelle, dass ich als Fan im Stadion bin und meine Lieblingsmannschaft spielt richtig schlecht, würde ich vielleicht auch pfeifen." Doch dazu will es die Nachwuchshoffnung nicht kommen lassen. "Ich muss in dieser Saison mehr wichtige Tore machen, die am Ende auch für Siege reichen." Sollte Son dieses Vorhaben beständig umsetzen können, vergehen die nächsten Monate für die HSV-Fans auch wieder wie im Flug.