Oft genug wurde prophezeit, dass dieser neue HSV vor einer schweren Saison steht. Schon am vergangenen Wochenende beim 1:3 in Dortmund hat sich die Prognose bestätigt. Jetzt wissen auch die größten HSV-Optimisten, dass für Hamburger Siege nicht nur Leichtigkeit aufgebracht werden muss, sondern auch harte Arbeit. Das gilt schon für das morgige Heimspiel gegen Hertha BSC. Dem HSV stehen schwere, wohl auch höchst unangenehme 90 Minuten gegen den Aufsteiger bevor. Wenn ich allein an meinen speziellen Freund Maik Franz in der Berliner Abwehr denke.

Wenn der HSV aber nicht in die unteren Tabellenregionen abgleiten will, dann müssen die Heimspiele gewonnen werden. Egal ob mit einem Arbeitssieg, einem "dreckigen" 1:0 oder mit einem souveränen Dreier. Und dafür sind jetzt auch die HSV-Fans gefordert. Alle wollten den Umbruch, alle wollten junge Leute, alle wollten einen neuen HSV. Den gibt es nun (endlich), aber nun müssen auch alle zu ihrer Raute stehen. Selbst dann, wenn es einmal nur "Rumpelfußball" im Volkspark zu begutachten gibt. Oder wenn es zur Pause nur 0:0 heißt oder wenn sogar einem Rückstand hinterhergelaufen werden muss.

Jetzt helfen diesem neuen HSV keine Pfiffe, denn mit einem Pfeifkonzert ist noch nie eine schwächelnde Mannschaft oder ein total verunsicherter Spieler aufgebaut worden. Deshalb sollten die Hamburger, die stets voller Stolz vorgeben, die Raute tief im Herzen zu tragen, treu und fest zusammenstehen.

Ich denke noch oft an frühere Tage, als sich der HSV in akuter Abstiegsgefahr befand. Und ich erinnere mich dabei speziell an den damaligen Mittelfeldspieler Sascha Jusufi. Der sagte mir passend zur prekären Situation: "Ich hänge mich zu 100 Prozent für den HSV rein, denn ich möchte nicht einer jener Profis sein, die in den HSV-Büchern im Zusammenhang mit dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte geführt werden."

In den bisherigen 48 Bundesliga-Jahren hat der Erstliga-Dino seinen "zwölften Mann", das Hamburger Publikum, schon einige Male in höchster Not in Anspruch nehmen können, sonst hätte es wahrscheinlich doch schon den einen oder anderen Abstieg gegeben. Und wenn sich nun im Jahr 2011 jeder HSV-Fan damit identifizieren würde, was sich einst auch Sascha Jusufi geschworen und zu eigen gemacht hatte, dann könnte der "HSV im Umbruch" auch die 49. Bundesliga-Spielzeit unbeschädigt überstehen. Selbst wenn es einmal rumpelt, selbst wenn es einmal keinen (Heim-)Sieg geben sollte.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab