Der HSV unterliegt in Dortmund verdient mit 1:3, der BVB zelebrierte sein Spiel. Der Anschlusstreffer von Robert Tesche kam zu spät.

Dortmund. Am Ende eines denkwürdigen Abends ließen es sich die Protagonisten in Schwarz und Gelb nicht nehmen, ihre ganz eigene Show zu zelebrieren. Vor der berühmt-berüchtigten Südtribüne feierten Dortmunds Spieler, die in den 90 Minuten zuvor ein wahres Fußballfest geboten hatten, sich, ihre Fans und den völlig verdienten 3:1-Auftaktsieg in die 49. Bundesligasaison. Für die angereisten Gäste aus Hamburg blieb wie im Spiel zuvor lediglich die Rolle des beeindruckten Zuschauers. "Ich habe selten ein Auftaktspiel mit einer so guten Mannschaft gesehen. Da waren überragende Spieler auf dem Platz", lobte Bundestrainer Joachim Löw, der das ihm gebotene Spektakel sichtlich genoss.

Bereits im Vorfeld des in 199 Länder live übertragenen Spiels wurden den 80 720 Zuschauern im natürlich ausverkauften Signal-Iduna-Park eine echte Show geboten. Und zumindest vor dem Anpfiff stand mit Wilhelm Schwinghammer ein echter Hamburger im Rampenlicht. Der Bassist der Hamburger Staatsoper durfte im Rahmen der zehnminütigen Eröffnungszeremonie die deutsche Nationalhymne singen, als die neue Spielzeit durch Liga-Präsident Reinhard Rauball um 20.34 feierlich eröffnet und um 20.40 Uhr endlich angepfiffen wurde.

Es dauerte allerdings nur 16 Minuten, ehe zumindest den Hamburgern die Lust am Feiern auch schon wieder gründlich vergangen war. Offenbar hatten sich Gökhan Töre und Dennis Diekmeier auf der rechten HSV-Seite in einer geheimen Absprache auf eine kurzzeitige Verschnaufpause geeinigt, die Dortmunds Kevin Großkreutz völlig ungestört im Zusammenspiel mit dem rechten Innenpfosten zum bereits zu diesem Zeitpunkt verdienten 1:0 ausnutze. Wenig später konnten sich die Hamburger immerhin bei ihrem besten Abwehrmann, eben jenem Innenpfosten, bedanken, als der für die kollektiv schlafende Hintermannschaft in höchster Not die frühe Entscheidung durch den starken Shinji Kagawa verhinderte. "Das ist ein Klassenunterschied. Dortmund hat im Mittelfeld immer einen Mann mehr", zog DFB-Sportdirektor Matthias Sammer ein treffendes Halbzeitfazit, nachdem auch noch Mario Götze und Robert Lewandowski Hamburgs komplette Abwehr mit einem simplen Hackentrick aushebelten und so für die verdiente 2:0-Pausenführung sorgten (29.).

Obwohl HSV-Trainer Michael Oenning in der Halbzeit reagierte und nach Änis Ben-Hatira für den verletzten Paolo Guerrero (42.) - Verdacht auf Muskelfaserriss - auch noch Marcell Jansen (46.) für den überforderten Eljero Elia brachte, änderte sich auch im zweiten Durchgang nur wenig. Dortmund drückte, Dortmund spielte, Dortmund zelebrierte - und Großkreutz' Tor zum 3:0 (48.) war die logische Folge. HSV-Keeper Jaroslav Drobny konnte zwar den ersten Schuss von Bender noch klären, war aber dann gegen den Nachschuss des Jung-Nationalspielers machtlos.

Zum Glück für den HSV ließ Dortmund es in der Folgezeit dann einen Tick ruhiger angehen. Und Jansen sorgte zumindest in ein, zwei Szenen für die Andeutung von Torgefahr, präsentierte sich deutlich stärker als Elia. Von einem wirklichen Aufbäumen der Gäste konnte jedoch zunächst keine Rede sein, woran die Einwechslung von Robert Tesche (für Kacar) nichts änderte. Der ehemalige Kapitän David Jarolim bliebt die gesamten 90 Minuten auf der Bank, was einmal mehr zeigt, wie sehr er in der Gunst des Trainers Michael Oenning gesunken ist. Der neu verpflichtete Per Skjelbred gehörte überraschend zum Kader, da Heung Min Son mit Fieber ausfiel.

Immerhin gelang Tesche in der 79. Minute noch der überraschende Anschlusstreffer zum 1:3. Es war jedoch nicht mehr als Ergebniskosmetik. Dortmund hatte in der Schlussphase wieder mehr vom Spiel und war dem 4:1 deutlich näher als der HSV dem 2:3. Doch die Borussia zeigte sich nachlässig in der Chancenverwertung.

Wie bereits in der gesamten Vorbereitung erwies sich besonders die Hamburger Abwehr (Westermann und Mancienne) als fragiles Konstrukt, das vom zentralen Mittelfeld (Rincon und Kacar) keine Hilfe erwarten brauchte. Hoffnung darf den knapp 10 000 mitgereisten HSV-Fans lediglich machen, dass Chelsea-Neuzugang Jeffrey Bruma seine Achillessehnenprobleme nahezu komplett auskuriert hat und am zweiten Spieltag gegen Hertha BSC Berlin am kommenden Sonnabend einsatzbereit sein dürfte. "Wir müssen das Negative vergessen", appellierte Marcell Jansen. Wenn das nur so einfach wäre.