Hannovers Pinto erhebt nach dem Tête-à-tête mit Jarolim und dem anschließenden Schwächeanfall des Tschechen Vorwürfe.

Hamburg. Googelt man im Internet nach bekannten tschechischen Schauspielern, werden schnell Namen wie Vlastimil Brodsky ("Jacob der Lügner"), Milos Forman ("Einer flog über das Kuckucksnest") oder Jan Sverak präsentiert. Der Name David Jarolim fehlt in dieser Auflistung - und das ist laut ebenjenem Jarolim auch gut so. Denn obwohl Hannovers Sergio Pinto dem HSV-Profi nach dessen plötzlichem Schwächeanfall infolge eines kurzen Tête-à-têtes am Sonnabend die große Kunst der Schauspielerei unterstellte, legt Jarolim Wert darauf, auch in Zukunft sein Geld mit Fußball und nicht mit der Bühnenkunst zu verdienen. "Ich habe mich erschrocken, bin kurz zu Boden gegangen und sofort wieder aufgestanden", verteidigte sich Jarolim, der zudem Pintos Glaubwürdigkeit infrage stellte: "Da redet genau der Richtige, der hat doch schon fünf Rote Karten in seiner Karriere bekommen."

Eigentlich waren es zwei Rote Karten, die Pinto in seiner Bundesligakarriere sammelte. Und dass am Sonnabend nach dem provozierten Zusammenstoß mit Jarolim keine dritte hinzukam, hat der Hannoveraner in erster Linie Schiedsrichter Christian Dingert zu verdanken, der es bei einer Gelben Karte für Pinto und Jarolim beließ. "Das war genau die richtige Entscheidung", sagte Schiedsrichterlehrwart Eugen Strigel dem Abendblatt. "Jarolim hat zwar ein bisschen mehr provoziert als Pinto, aber Gelb für diese Unsportlichkeit an beide war angemessen." Eine Meinung, der sich Jarolim anschloss, Pinto dagegen nicht. "Es ist doch immer der gleiche Spieler, der so was macht. Mit Fairness hat das nichts zu tun", polterte der 96-Profi.

Tatsächlich genießt der in seiner Mannschaft beliebte Jarolim unter seinen Bundesligakollegen nicht den besten Ruf. Er neige zur Schauspielerei und zur Theatralik. Andererseits hat er in seiner achtjährigen HSV-Karriere erst drei Platzverweise kassiert. Und der Hamburger, dessen Vertrag im Sommer 2012 ausläuft, ist regelmäßig der meistgefoulte Spieler der Bundesliga. Das dürfte sich bis zum Karriereende des 31-Jährigen, das er am liebsten in Hamburg erleben möchte, auch nicht ändern. Bevor sich Jarolim aber Gedanken über eine alternative Karriere nach der Karriere machen will, hofft er auf eine baldige Vertragsverlängerung. Das wäre aus seiner Sicht dann wirklich ganz großes Kino made in Tschechien.