HSV-Coach Michael Oenning will sich in Hoffenheim empfehlen. Stale Solbakken, Freund von Neu-Sportdirektor Frank Arnesen, bleibt Konkurrent.

Hamburg. Alle Versuche, Michael Oenning etwas Neues zu entlocken, schienen gestern Mittag zum Scheitern verurteilt. Wer stürmt in Hoffenheim neben Mladen Petric? Wie macht sich die unklare Vertragssituation einiger Profis bemerkbar? Was passiert mit dem vom FC Sevilla umworbenen Piotr Trochowski? Die Antwort des HSV-Trainers war stets die gleiche: ein unverbindliches Lächeln. Erst als ein Medienvertreter auf der turnusmäßigen Frage-und-Antwort-Runde im ersten Stock der Imtech-Arena nachhakte, ob sich Oenning manchmal Vorgänger Armin Veh zurückwünsche, der dann Stellung gegenüber den Medien beziehen müsste, wurde Oenning verbindlich: "Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum ich mir das wünschen sollte." Oenning gefällt seine neue Rolle, ob mit oder ohne Pressekonferenz.

Seit knapp drei Wochen ist der frühere Nürnberger in Amt und Würden. Und wenn es nach Oenning geht, zumindest das wurde gestern deutlich, kann es gerne so bleiben. Voraussetzung dafür, das weiß niemand besser als der neue Cheftrainer, sind zunächst einmal Siege in der Bundesliga. Von einer echten Bewährungsprobe in Hoffenheim, wo der HSV zuletzt 1:5 und 0:3 unter die Räder kam, will der 45-Jährige aber nicht sprechen. "Bewährungsprobe ist ein hehres Wort. Ich nehme die besondere Situation als Motivation", sagt Oenning, der sich in den wenigen Trainingstagen seit seiner Beförderung zumindest in der Mannschaft jede Menge Zuspruch erarbeiten konnte.

"Wenn wir alles umsetzen, was sich Michael Oenning vorstellt, dann wird man kaum an ihm vorbeikommen. Er ist ein guter Mann", sagt Mladen Petric, der sich auch auf der Länderspielreise mit Kroatien bei seinen Kollegen über "den Neuen" informierte: "Ich habe gehört, dass die zehn Tage sehr hart waren, dass aber auch viel gelacht wurde. Die Stimmung scheint gut zu sein."

Den von Petric angesprochene Stimmungswandel wurde auch in der Hamburger Chefetage registriert. Sowohl von den neuen Vorständen als auch von den Aufsichtsräten wurde sich bei Spielern über den Veh-Nachfolger informiert - und die Rückmeldungen waren fast ausnahmslos positiv. Allerdings hat der designierte Sportchef Frank Arnesen, der dem Aufsichtsrat bereits vor Wochen eine Liste mit fünf potenziellen Kandidatennamen präsentierte, seine Suche nach einem neuen Trainer vorerst noch nicht eingestellt. Sollte Oenning seine Chance nicht nutzen, will der Däne vorbereitet sein.

Ralf Rangnick, der sich mit Ex-HSV-Chef Bernd Hoffmann bereits handelseinig war, musste Arnesen nach dessen Zusage auf Schalke bereits von seiner Liste streichen. Auch St. Paulis Trainer Holger Stanislawski, über den vor Arnesens Engagement sehr konkret beim HSV nachgedacht wurde, ist mittlerweile kein Kandidat mehr. Michael Laudrup, derzeit beim RSC Mallorca beschäftigt, spielt dagegen weiterhin eine Rolle, die Favoritenrolle teilen sich nach Rangnicks Absage aber weiterhin Oenning und Arnesens Freund Stale Solbakken. Gestern gab der Norweger, der noch bis Saisonende beim FC Kopenhagen beschäftigt ist, offiziell bekannt, was in Dänemark seit Monaten jeder weiß: Er wolle seinen auslaufenden Vertrag unter keinen Umständen verlängern. Nach fünf Jahren bei dem dänischen Spitzenklub, den er zu vier Meisterschaften führte, wolle er sich eine neue Herausforderung suchen.

Trotz Solbakkens Zusage beim norwegischen Verband als neuer Nationaltrainer soll sein Interesse an einem Engagement im europäischen Ausland nach wie vor bestehen. Auch der HSV dürfte sich also weiterhin Hoffnungen machen, obwohl im Aufsichtsrat, der einen Vertrag mit Solbakken absegnen müsste, seine fehlenden Deutschkenntnisse hinterfragt wurden. Wie das Abendblatt allerdings erfuhr, lernt der Skandinavier, der wie Oenning (Deutsch und Sport) ausgebildeter Lehrer (Englisch und Sport) ist, derzeit fleißig Deutsch. Solbakkens Berater Bjarne Goldbaek wollte sich gestern nicht über das Interesse des HSV äußern.

Michael Oenning scheint die noch immer ungeklärte Zukunft seiner Spieler und seiner selbst jedenfalls nicht zu stören. "Als Profi muss man damit umgehen können." Und als Trainerprofi? "Ich will ja gar nicht wechseln." Spricht's und lächelt.