Gegen den 1. FC Kaiserslautern (15.30 Uhr im Liveticker) muss sich Piotr Trochowski dem künftigen HSV-Sportchef Frank Arnesen empfehlen.

Hamburg. Reden wollte er nicht. Er hielt es lieber mit den Worten seines Trainers. "Die Chance bekommen die Spieler für das, was ich sehe. Nicht für das, was sie sagen", so Armin Veh. Und Piotr Trochowski hat verstanden. Während der Rückrunde, in der er bislang nur zwei Einsätze, davon eine Einwechslung in der 90. Minute gegen Schalke, verbuchen konnte, schwieg der Mittelfeldspieler hartnäckig und trainierte einfach nur. Und das sogar so gut, dass er in der Partie beim 1. FC Kaiserslautern (Sa., 15.30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) in der Startformation steht.

Für Trochowski heißt es spätestens seit dieser Woche, bei Frank Arnesen vorzuspielen. Der designierte Sportchef, der am 1. Juli sein Amt antritt, wird zwar nicht live vor Ort sein. "Aber er wird sich sicher genauestens informieren", weiß Marcell Jansen. "Der neue Sportchef wird sich sein Team ja auch möglichst optimal zusammenstellen wollen", führt der linke Mittelfeldspieler aus, "hier soll ja eine neue Periode beginnen. Und auch wenn er noch in England unter Vertrag steht, wird er uns ganz genau beobachten. Das wissen alle. Und das ist gut, das ist Zusatzmotivation - schließlich muss sich jeder von uns neu beweisen."

Was vor allem für die Spieler gilt, deren Verträge auslaufen, wie Frank Rost, Zé Roberto und eben Trochowski. Der in Billstedt aufgewachsene Mittelfeldspieler gilt noch immer als Härtefall. Hoch gelobt für seine Veranlagung, schaffte er bislang nie den endgültigen Durchbruch. Auch in dieser Saison nicht. Der 26-Jährige galt in der Hinrunde als konstantester Feldspieler. Obwohl er am 6. Spieltag öffentlich von Veh Maß genommen wurde, nachdem er in Bremen den Ballverlust vor dem spielentscheidenden 2:3 zu verantworten hatte, und das Verhältnis als angespannt galt, rappelte sich Trochowski auf und spielte vom 8. bis zum 17. Spieltag alle Spiele von Beginn an durch. Eine Grippe während der Wintervorbereitung kostete ihn jedoch seinen Stammplatz. "Es gibt viele Spieler, die sich in schwierigen Momenten hängen lassen - er gehört nicht dazu", lobt Veh, "Piotr war immer fleißig. Und so einer hat bei mir immer eine Chance."

Aber gibt es die auch noch für eine Vertragsverlängerung? Zuletzt waren alle Gespräche zwischen Trochowskis Berater Roman Grill und dem HSV auf Eis gelegt worden, weil abgewartet werden sollte, wer neuer Sportchef wird. Der ist jetzt mit Arnesen gefunden - und der Däne wiederum gilt als guter Bekannter Grills. Eine neue Chance für "Troche"? "Die letzten Monate waren für Piotr ganz sicher nicht leicht", sagt Grill, "aber wenn er die Erfahrungen jetzt richtig umsetzt, kann er davon profitieren und sich weiterentwickeln." Die Chancen darauf, dass der Nationalspieler, dessen Möglichkeiten Grill gern mit denen von Bayern Münchens Bastian Schweinsteiger vergleicht, dies weiter in Hamburg macht, seien mit der Verpflichtung Arnesens schlagartig gestiegen, so Grill. Obgleich er den Start der Bewährungsphase in Kaiserslautern für seinen Schützling als eher suboptimal betrachtet, da Trochowski auf der eher ungeliebten Position im rechten Mittelfeld auflaufen wird: "Piotr hat dort eine sehr undankbare Aufgabe. Das wird nicht einfach, weil er unter einer brutalen Beobachtung stehen wird." Ausgerechnet in einer als "Kampfspiel" erwarteten Partie gegen die abstiegsgefährdeten Pfälzer soll der technisch starke, aber defensiv mit Schwächen behaftete Trochowski neu glänzen.

Hoffnung machen sollte Trochowski der Fall Paolo Guerrero, der bis zum Spiel gegen Werder Bremen, wo ihm zwei Treffer gelangen, den Kopf nicht frei hatte und vergeblich nach seinem Rhythmus fahndete. "Nach den ganzen Dingen haben alle auf mich geschaut", gab der Peruaner zu, der mit Flugangst, einem Flaschenwurf und Falschparken mehr auf sich aufmerksam gemacht hatte denn durch Tore. "Jetzt fühle ich mich endlich wieder gut, habe mein Idealgewicht."

Zusammen mit Mladen Petric (Veh: "Mladen ist gesetzt") beginnt Guerrero in Kaiserslautern im Angriff. Leidtragender davon ist Ruud van Nistelrooy, dessen Zeit in Hamburg im Sommer endet. Daran dürfte auch nichts ändern, dass Frank Arnesen den Niederländer einst für den PSV Eindhoven entdeckte. Immerhin sitzt er noch auf der Bank - im Gegensatz zu Problemfall Eljero Elia, der von Veh mangels Einstellung erneut nicht in den Kader berufen wurde. Der Offensivspieler darf nicht vorspielen und kokettiert immer wieder trotz eines Vertrages bis 2014 mit seinem Abschied aus Hamburg. Vielleicht sollte er es stattdessen mal mit Trainingseifer probieren.