Nach dem Nein des HSV zu einem Wechsel sollen die Verantwortlichen von Real Madrid heute den Kampf um van Nistelrooy offiziell aufgeben.

Hamburg. Ganz genau um 13.58 Uhr gestern Mittag hatte Armin Veh Gewissheit, dass aus seinen kleinen Sorgen um Ruud van Nistelrooy vorläufig keine großen Sorgen werden. Denn während der HSV-Trainer im 1. Stock der Imtech-Arena über die Gedankenwelt seines von Real Madrid umworbenen Stürmerstar referierte, parkte van Nistelrooy seinen dunklen Audi Q7 auf dem Spielerparkplatz vor dem Stadion. Der Niederländer - mit modischem Schal und Duschzeug unter dem Arm - lächelte kurz, bat die Autogrammjäger mit Blick auf die vorangeschrittene Zeit um Verständnis und verschwand ansonsten wortlos im Kabinentrakt. Die im Raum stehende Frage, ob der Angreifer nach dem Wechseltheater der vergangenen Tage überhaupt noch beim HSV trainieren wolle, war aber auch ohne großes Statement beantwortet. "Ein paar Jahre im Geschäft helfen einem in derartigen Situationen schon", stellte Veh erleichtert fest.

Durch ein ausführliches Vier-Augen-Gespräch hätte Veh zwar Verständnis für seinen wechselwilligen Stürmerstar gewonnen, "doch in unserer Situation ist ein Transfer nicht machbar". Daran änderte auch van Nistelrooys kommunizierter Wunsch, sich nach seiner Karriere ohnehin in Madrid niederzulassen, nichts. Und somit bleibt auch an Tag fünf der mittlerweile in ganz Europa interessiert verfolgten Wechselposse um van Nistelrooy das kategorische Nein des HSV gegenüber den Königlichen bestehen. Selbst van Nistelrooys umtriebiger Berater Rodger Linse, der am Montag kurzfristig nach Hamburg gereist war, konnte Hamburgs Verantwortliche nicht mehr umstimmen. "Ich bin mir sicher, dass Ruud auch Gas geben wird, wenn er hierbleibt", sagte Veh.

Tatsächlich hatte Linse, der beim HSV neben van Nistelrooy auch Paolo Guerrero, Joris Mathijsen und Romeo Castelen unter Vertrag hat, in den vergangenen Tagen noch einmal alles versucht, die von seinem Klienten so erhoffte Rückkehr nach Madrid doch noch zu realisieren. Ein so "großer Sportler" wie van Nistelrooy hätte diese einmalige Chance einfach verdient, da dürften "Emotionen durchaus eine Rolle spielen", sagte Linse. Dass der Niederländer auch beim 18-Millionen-Euro-Transfer Nigel de Jongs vom HSV zu Manchester City 2009 ähnliche Worte wählte, mag Zufall sein. Die ungewöhnlich hohe Millionenprovision, die er damals erhielt, haben Linses Lust an den ganz großen Transfers jedenfalls nicht geschmälert.

Glaubt man den zahlreichen Real-Reportern, die seit Tagen in Hamburg weilen - seit gestern sind mit La Sexta und El Quatro auch zwei spanische TV-Sender vor Ort - und fast schon verzweifelt auf Neuigkeiten hoffen, dürfte Ruuds Real-Rückkehr aber spätestens im Laufe des heutigen Tages endgültig geplatzt sein. So soll Madrids mächtiger Vereinspräsident Florentino Perez für den heutigen Tag eine offizielle Erklärung des Vereins angekündigt haben, nach der Real seine Bemühungen um van Nistelrooy einstellt. Eine Ablöse, so Perez, wolle der Verein jedenfalls nicht zahlen - auch nicht für van Nistelrooy. Zur Erinnerung: Bislang hat Real dem HSV noch nicht einmal ein offizielles Angebot für José Mourinhos Wunschstürmer unterbreitet.

So ganz wollte Veh dem vorläufigen Frieden trotzdem noch nicht trauen. "Im Fußball kann man nichts ausschließen", sagte der HSV-Trainer, der van Nistelrooy und dessen Kollegen gestern Nachmittag mehr als zwei Stunden über den Trainingsplatz und durch den Volkspark scheuchte. Das Fazit des ersten Trainings nach der Real-Offerte: Der von rund 100 Fans auf Schritt und Tritt beobachtete van Nistelrooy trainierte in etwa so, wie er in den wahrscheinlich mehr als 300 Trainingseinheiten zuvor auch trainierte. Lockeres Warmmachen, ein paar Passübungen, ein Spiel sieben gegen sieben, zwei Trainingstore und auslaufen. Um 17.06 Uhr war der Arbeitstag des Niederländers beendet.

Was der Burgfrieden zwischen dem HSV und seinem Weltstar wirklich bedeutet, dürfte allerdings endgültig erst nach dem 31. Januar feststehen. Bis zu diesem Tag wäre ein Transfer theoretisch noch möglich. Praktisch, das machte Veh seinem jüngsten Sorgenkind in den vergangenen Tagen mehr als deutlich, bleibt das hamburgische "No" bestehen.