HSV-Stürmer Ruud van Nistelrooy spricht nach dem Spiel gegen den VfB Stuttgart über sein erstes Jahr in Hamburg - und Platz drei.

Hamburg. Wenn Ruud van Nistelrooy Deutsch spricht, liegt immer eine gewisse Sanftheit in seiner Stimme. Keine Spur von der Killermentalität, die den 34-Jährigen als Fußballer weltberühmt machte. Van Nistelrooy hat es einfach nicht nötig, das, was er zu sagen hat, unnötig aufzubauschen. Ein Lautsprecher war der Niederländer sowieso noch nie - seit seiner Muskelverletzung Anfang November beispielsweise hatte er wochenlang geschwiegen.

Augenscheinlich hatte der Angreifer auch genug damit zu tun, sich wieder in Form zu bringen. Im Training mühte er sich zwar, blieb aber weitgehend unauffällig. Einzig sein Treffer gegen Stuttgart kurz nach seiner Einwechslung konnte als Signal gewertet werden, dass mit ihm bald wieder verstärkt zu rechnen sei.

"Ich fühle mich viel besser als in der vergangenen Woche", sagt van Nistelrooy jetzt und liefert als Erklärung hierfür, dass er sich bei einer Doppelschicht vor zehn Tagen übernommen hätte: "Alles hat mir danach wehgetan." Dass ein Torjubel nach seinem jüngsten Treffer ausgeblieben sei, wollte er nicht als Ausdruck eines Gefrusteten verstanden wissen: "Viele Leute, auch der Trainer, haben mich darauf angesprochen. Aber ich habe nur cool gejubelt."

In Freiburg wird der Torjäger von Beginn an seinen Dienst aufnehmen. Es wird sein 34. Pflichtspiel inklusive drei Länderspieleinsätzen in diesem Kalenderjahr sein seit seinem Wechsel von Real Madrid zum HSV im Januar - eine Zahl, die ihn stolz macht. "Ich kann heute sagen, dass ich mich wieder als Fußballspieler fühle, das konnte ich in den zwei Jahren davor nicht", sagt der Stürmer. "Aber ich wollte meine Karriere nicht als verletzter Spieler beenden. Dass ich nun diese Zahl erreicht habe, hatte ich nicht erwartet, als ich nach Hamburg kam. Ein super Gefühl. Zumal ich mich hier auch sehr gut eingelebt habe" In Sachen Torquote stimmt die Bilanz ebenfalls. In der Rückrunde der Saison 2009/10 erzielte van Nistelrooy in 18 Spielen sieben Treffer, in 15 Partien dieser Serie waren es schon neun Tore. Keine Frage: Mit einem gesunden van Nistelrooy steigen die Chancen des HSV für einen versöhnlichen Abschluss 2010, auch wenn er warnt: "So, wie es bisher bei uns gelaufen ist, können wir nicht voraussetzen, in Freiburg, gegen Leverkusen und in Mönchengladbach neun Punkte zu holen. Bei uns geht es immer hin und her." Allerdings macht der Stürmer deutlich, wohin sein Blick trotz der langen Verletztenserie und einigen schwachen Auftritten seines Teams geht: "Im Moment befinden wir uns in einer Position, in der noch alles möglich ist, alles ist offen. Bis Platz drei sind es nur fünf Punkte Rückstand, und das ist schließlich ein Rang, wo wir gerne sein wollen." Er sagt es gewohnt ruhig, aber mit Nachdruck. Keine Frage: Dieser Mann hat noch Ziele.