Die Führungsspieler des HSV stehen am Sonnabend gegen Stuttgart unter besonderer Beobachtung. Das gilt auch für Trainer Armin Veh.

Hamburg. Er verstummte kurz, dachte nach und überlegte, ob er auf diese Frage antworten sollte. Antworten auf die Frage, ob er in der aktuell schwierigen Lage neue Erkenntnisse über seine Spieler gewonnen habe. "Absolut", sagte dann Armin Veh, "in so einer schwierigen Phase erkennst du viel mehr als im Erfolg. Ich bin jetzt vier Monate hier und weiß schon viel, viel mehr." Die hochgezogenen Augenbrauen sowie die zusammengepressten Lippen verrieten, dass diese Erkenntnisse eher nicht positiv sind. "Sowohl als auch", relativierte Veh dann eher halbherzig. Stattdessen stellte er klar, dass die Partie am Sonnabend (15.30 Uhr, Imtech-Arena, Live-Ticker auf www.abendblatt.de ) gegen den VfB Stuttgart richtungweisend sei. Tabellarisch ("Wir müssen inzwischen auch nach unten schauen"), aber vor allem auch in Bezug auf die bevorstehende Kaderplanung. "Ich schaue genau hin."

Sportchef Bastian Reinhardt hatte ebenfalls bereits angekündigt: "Wir werden uns im Winter zusammensetzen und unsere letzten Eindrücke austauschen. Danach entscheiden wir, wie es weitergeht." Soll heißen: Jeder Spieler dieser bislang so enttäuschenden Mannschaft hat noch vier Spiele bis zur Winterpause Zeit, um sich zu empfehlen. Die Bewährung läuft schon beim Spiel am Sonnabend gegen Stuttgart.

Vor dem Hintergrund, dass eine weitere Saison ohne internationalen Wettbewerb und die dazugehörigen Mehreinnahmen droht, stehen insbesondere die teuren Spieler im Fokus. Vorneweg Ruud van Nistelrooy, mit vier Millionen Euro per annum der Topverdiener im Team. Zumal sein Vertrag am Saisonende ausläuft. "Er ist sehr wichtig für uns, weil er vorne die Bälle gut festmacht", lobt Veh zwar. Allerdings weiß auch er, dass sich van Nistelrooy in einem Tief befindet. In Hannover zuletzt mit einer leidenschaftslosen Partie, reißt van Nistelrooy im Training sein Pensum zwar ab - aber die Kollegen nicht mit. Van Nistelrooy wirkt phasenweise lustlos. "Ich bin nicht hundertprozentig frisch", so die Erklärung des Niederländers.

Ungewiss ist auch die Zukunft von Zé Roberto, 36, der zuletzt auf der ungeliebten Position des linken Verteidigers durchwachsen spielte. Die Aussichten auf einen Verbleib sind ohnehin gering, da der Brasilianer seine Karriere in seiner Heimat ausklingen lassen will. Bei Paolo Guerrero geht es vor allem um die disziplinarische Frage. Sicher ist: Nach Flugaffäre und Flaschenwurf darf er sich keine weiteren Aussetzer mehr leisten. Auch Piotr Trochowski steht am Sonnabend ebenfalls verschärft im Fokus. Der Vertrag des 26-Jährigen, der auch in seiner sechsten Saison für den HSV bislang nicht endgültig zu überzeugen weiß, läuft aus. "Ich warte ab, wie es sich entwickelt", sagt Trochowski. Und nachdem die Vertragsgespräche ausgesetzt wurden, deutet viel darauf hin, dass sich die Wege trennen werden.

Ebenso bei Guy Demel. Der Ivorer, dessen Verbleib schon vor der Saison beim HSV heiß diskutiert worden war, erhält nach einer bislang schwachen Saison am Sonnabend eine weitere Chance in der Startelf. "Ich weiß, dass ich mehr zeigen muss", sagt Demel, der gegen Stuttgart in der Innenverteidigung beginnen soll. "Momentan bin ich mit mir nicht zufrieden, und der Verein auch nicht." Würden jetzt Vertragsgespräche beginnen, sie hätten, so gibt Demel zu, keinen guten Ausgang. Er sagt dann: "Ich muss mein Niveau erreichen, dann klappt es auch wieder."

Als möglicher Abgang wurde lange Zeit auch Frank Rost gehandelt, der vor dieser Saison nur noch einen Einjahresvertrag erhielt. Allerdings zeigt das so fragile Mannschaftsgefüge beim HSV derzeit, wie wichtig Spieler sind, die sich verbal einbringen. "Ich glaube, Frank mag mich nicht, er redet nie mit mir allein", sagt Guy Demel, "aber er ist ein Vollprofi. Er ist ein Kämpfer, eine Persönlichkeit. Seine Präsenz macht die Mannschaft stärker. Auch mich."

Ob Veh das bestätigen kann? "Klar, ich habe doch genau hingesehen." Demnach wird ihm auch nicht entgangen sein, dass auch seine Personalie zur neuen Saison zur Disposition steht. Zumal auch sein Vertrag ausläuft. Ob er den Umbruch im kommenden Sommer befürwortet, hatte er scherzhaft damit beantwortet, dass er ja selbst nicht wüsste, ob er dann noch da sei. "Ein Scherz", stellte er gestern klar, wissend, dass auch er unter besonderer Beobachtung steht. Schon morgen. Im Spiel gegen Stuttgart.

Eljero Elia (Grippe) fällt gegen Stuttgart aus. Training heute 16 Uhr unter Ausschluss der Öffentlichkeit.