Mit einem Tor und einer Vorlage sorgt Mladen Petric für das 2:1 gegen Hoffenheim. Freitag muss der HSV zu Borussia Dortmund.

Hamburg. Etwas unheimlich schienen Melina diese vielen jubelnden Menschen schon zu sein. Während die meisten der 54 162 Zuschauer in der Imtech-Arena den späten, aber verdienten 2:1-Sieg des HSV gegen Hoffenheim zelebrierten, klammerte sich die kleine Tochter von Mladen Petric erst schüchtern an ihren Papa fest und beäugte skeptisch den Trubel um sie herum. Mit großen, strahlenden Augen und einem fröhlichen Lachen verfolgte die Zweijährige dann aber, wie die Fans auf der Nordtribüne die Mannschaft forderten und ausgelassen den Sieg feierten, für den maßgeblich ihr Vater verantwortlich war. "Ich bin einfach nur glücklich. Es ist schön, dass wir uns für unseren Aufwand endlich mal belohnt haben", sagte Petric wenig später, nachdem er Melina wieder bei Mama Despina abgegeben hatte.

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Die spontane, ausgelassene Feieraktion des kroatischen Torjägers rundete einen Nachmittag ab, an dem der HSV nach drei Pflichtspielen ohne Sieg endlich wieder sein schönstes Gesicht gezeigt hatte - wenn auch spät. "Wir haben bis zum Schluss mit viel Leidenschaft versucht, das Spiel zu gewinnen, das hat mir richtig gut gefallen", lobte Trainer Armin Veh, ließ aber indirekt die zu hohe Fehlerquote in der ersten Hälfte nicht unerwähnt: "Mit dieser Mannschaft ist durchaus etwas möglich, wenn wir nicht immer nur 45 oder 90 Minuten so spielen, sondern auch mal über einen längeren Zeitraum."

In den vergangenen Wochen war häufig von zweifelhaftem Charakter der Spieler die Rede. Sogar Klubchef Bernd Hoffmann hatte geklagt, dass ihm die "Gier und Galligkeit" fehle. Gegen starke Hoffenheimer gab die Mannschaft eine erste, richtige Antwort auf die Zweifel an der Teamfähigkeit. Hervor stach dabei aber nicht nur der mit einem Kopfballtreffer und seiner Torvorlage gefeierte Petric, auch die Leistungen von Jonathan Pitroipa sowie dem häufig kritisierte Piotr Trochowski verdienten besonderen Respekt.

"Wir konnten mit der Gesamtsituation einfach nicht zufrieden sein", sagte Petric und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass dieses Spiel die Wende ist." Für den 29-Jährigen dürfte sich diese bereits vollzogen haben. Frustriert und düster blickte Petric noch vor gut zwei Monaten drein, nachdem sein Wechsel zum VfB Stuttgart geplatzt war. Der treffsicherste Stürmer der vergangenen Saison - 21 Tore und vier Vorlagen in 43 Pflichtspielen - fühlte sich nicht mehr wertgeschätzt und galt als Auslaufmodell, das schon im Winter wieder auf den Verkaufstresen kommen könnte.

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Vergangenheit. Nach vier Toren in den vergangenen drei Spielen hat Petric wieder den Status Hoffnungsträger erreicht. "Das Tor von Mladen macht nicht jeder, mit dieser Leistung hat er seinen Platz gefestigt", verkündete Veh. Glücklich kann sich schätzen, wer trotz des Fehlens eines Ruud van Nistelrooy noch solch einen Stürmer präsentieren kann - aber dass Petric ausgerechnet mit dem Ausfall des Niederländers seinen Torlauf startete, gibt dem Ganzen eine pikante Note. Veh wird nach der Rückkehr van Nistelrooys gefordert sein, aus den herausragenden Torjägern ein funktionierendes Duo zu formen.

Eine Aufgabe, deren Bewältigung dem HSV-Trainer ohne Weiteres zuzutrauen ist, schließlich hat Veh sich im bisherigen Verlauf der Saison - angesichts der Verletztenmisere auch notgedrungen - als Meister der Veränderung gezeigt. Von Spieltag zu Spieltag war er nicht nur gezwungen, seine Aufstellung zu modifizieren. Gegen Hoffenheim präsentierte Veh mit dem Tannenbaumsystem 4-3-2-1 auch eine weitere taktische Variante, nachdem er im Verlauf dieser Saison schon im 4-2-3-1 und im 4-4-2 (Raute und Doppelsechs im Mittelfeld) agieren ließ.

Dass die richtige Einstellung aber viel entscheidender sein kann, zeigte sich am Sonnabend. "Wir hatten eindeutig den größeren Willen", sagte der von seiner Verletzung genesene Mittelfeldakteur David Jarolim, "wir müssen jetzt mal eine echte Serie starten. Auf jeden Fall können wir selbstbewusst nach Dortmund fahren. Dort müssen wir uns nicht verstecken."

Die Borussia befindet sich zwar nach dem 4:0-Erfolg bei Hannover 96 am Sonntagnachmittag im Allzeitformhoch. Aber wie man einen Tabellenführer entzaubert, hat der HSV diese Serie schon einmal beim 1:0 gegen bis dahin ungeschlagene Mainzer zeigen können.

Ein Auftrag am Freitagabend, eigentlich wie gemacht für Petric, der den BVB 2008 nach einer Saison (nicht nur im Guten) verließ und im Tausch für Mohamed Zidan plus 4,5 Millionen Euro Ablöse an die Elbe wechselte. Auch wenn Töchterchen Melina dann schon längst tief schlummern dürfte.