Über einen neuen Fonds können Privatanleger Anteile an Transferrechten erwerben. Ex-HSVer Harald Spörl berät. Heute startet das Modell.

Hamburg. Ein für Deutschland neues Investitionsmodell sorgte vor Monaten für Aufregung. Klaus-Michael Kühne stellte dem HSV 12,5 Millionen Euro zur Verfügung und erhielt dafür Beteiligungen an den möglichen Transfererlösen von Marcell Jansen, Heiko Westermann, Dennis Aogo, Paolo Guerrero, Dennis Diekmeier, Gojko Kacar und Lennard Sowah.

Heute startet das nächste kühne Modell. Mit einem Publikumsfonds sollen Privatanleger die Chance bekommen, sich ebenfalls an finanziellen Transferrechten zu beteiligen und an der Wertsteigerung von talentierten Fußballern zu profitieren.

Im April dieses Jahres haben Kai-Volker Langhinrichs und Jörg Zeitz in Schwerin die Hanseatisches Fußball-Kontor GmbH gegründet und bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht die Zulassung für einen geschlossenen Fonds beantragt, die FTR 1 (Fußball-Transferrechte 1). Die Genehmigung erfolgte gestern ohne jede Beanstandung. Langhinrichs und Zeitz arbeiteten zuvor einige Jahre bei dem Hamburger Emissionshaus HPC Capital GmbH als kaufmännischer Leiter und Prokurist beziehungsweise im Vertrieb. Die Idee für einen Fonds, der (finanzielle) Transferrechte an Spielern erwirbt, erfolgte 2009 bei einem Besuch von Ilja Kaenzig, dem früheren Manager von Leverkusen und Hannover, bei HPC Capital. Weil dieser Fonds aber laut Zeitz und Langhinrichs nicht in das Konzept ihres Arbeitgebers passte, machten sie sich selbstständig.

Die Grundidee dieses Konzepts: Bis Ende 2011 sollen, vor allem über freie Finanzdienstleister, zehn Millionen Euro gesammelt werden. Die Mindestzeichnungssumme beträgt 10 000 Euro zuzüglich fünf Prozent Aufschlag. Mit dem Geld sollen (anteilige) Transferrechte für einmalige Wechsel an 20 bis 30 talentierten Spielern erworben werden, die zwischen 18 und 23 Jahre alt sind. Das operative Geschäft übernimmt die Hamburger Spielervermittler- und -beratungsagentur Extratime, für die auch der frühere HSV-Profi Thomas Vogel arbeitet. Wessen Rechte erworben werden, entscheiden Zeitz und Langhinrichs aber erst nach einer Beratung mit einem alten Bekannten: Ex-Profi Harald Spörl, der inzwischen für den Klub als Scout tätig ist.

"Wir haben zwischen 2005 und 2009 1000 Transfers unserer Zielgruppe analysiert und eine durchschnittliche Wertentwicklung von 500 Prozent errechnet", sagt Zeitz. Die Rendite für die Anleger mit circa zehn Prozent pro Jahr (der Fonds soll bis 2014 laufen) setzt er jedoch weitaus geringer an: "Von einer Verdopplung der Transferrechte auszugehen halten wir für eine gute Grundlage."

Gewinne erzielen die Anleger allerdings nur, wenn der Spieler während der Vertragslaufzeit bei einem Verein auch tatsächlich wechselt. Erfüllt der Spieler seinen Vertrag und kann folgerichtig ablösefrei wechseln, wollen die beiden Geschäftsführer mit den Vereinen eine Teilrückzahlung vereinbaren, sodass die Investoren keinen Totalverlust erleiden. Die Nettoinvestitionsquote soll 83 Prozent betragen, die Vergütungen von Geschäftsführung und Management stark erfolgsabhängig geregelt werden.

Der Vermutung, dass durch diese Beteiligungen, gerade in Verbindung mit der Beratungsagentur, die Spieler noch mehr gedrängt werden, die Klubs zügig zu wechseln, widersprechen die Macher. "Eine allgemeine Wechselwilligkeit ist bei diesen Talenten sowieso grundsätzlich gegeben. Wir werden auf dem Transfermarkt keine neuen Mechanismen auslösen", glaubt Langhinrichs, der betont, dass mit dem Fonds kein Einfluss auf mögliche Wechsel genommen werde, schließlich liege die Entscheidung über einen Transfer weiter bei Vereinen und Spielern. Außerdem berät die Agentur die Fondsspieler nicht. Lukrativ sei es für die Klubs dennoch, für diese Spieler Gewinne zu erlösen, da weiter ein Großteil der Transferrechte bei ihnen liegen würden.

Mit Fanprotesten rechnen die Macher des Fußball-Kontors nicht, schließlich böte dieses Modell einem Verein die Chance, einen Spieler zu verpflichten und die sportliche Qualität zu erhöhen. Zum anderen würden die liquiden Mittel geschont.

"Grundsätzlich sind solche finanziellen Instrumente in Deutschland ja kein Neuland, denken Sie an den Börsengang in Dortmund, die Fananleihe bei Schalke oder das Kühne-Modell in Hamburg", sagt Zeitz. In Europa und vor allem Südamerika seien Beteiligungen an Fußballern längst gängige Praxis.

Wird die Platzierung ein Erfolg, sind weitere Fondsreihen geplant. "Der Markt verträgt weit mehr als zehn Millionen Euro", sagt Zeitz, "aber wir wollen den Ball flach halten." Schließlich weiß niemand, ob Anleger bereit sind, ihr Risiko-Kapital einem so jungen Emissionshaus anzuvertrauen.