Der HSV-Trainer will Jaroslav Drobny mit Spielpraxis belohnen. Bislang steht noch die alte Nummer eins Frank Rost im Tor.

Hamburg. In der persönlichen Statistik von Jaroslav Drobny sind 114 Bundesligaspiele notiert: 114 für Hertha BSC, keins für den HSV. Als der Tscheche im Sommer vom Absteiger aus Berlin kam und in Hamburg einen Vertrag bis 2013 unterschrieb, rechneten viele Beobachter mit einem Wechsel im Tor. Doch Frank Rost glänzte in der Vorbereitung so sehr, dass Armin Veh gar keine andere Wahl hatte, als die alte auch zur neuen Nummer eins zu machen. Bereits vor Saisonbeginn hatte der HSV-Trainer allerdings angekündigt, dass Rost wohl nicht alle 34 Spiele machen werde, da er "zwei Torhüter auf Augenhöhe" im Kader habe. Nun bekräftigte Veh diese Position und kündigte eine ungewöhnliche Personalentscheidung an: "Es kann sein, dass ich Drobny demnächst ins Tor stelle und ihn drei Spiele absolvieren lasse." Auch wenn sich der HSV-Coach den Zeitpunkt bewusst offenließ, sagt er: "Ein paar Spiele wird er auf jeden Fall bekommen."

Sind Vehs Worte auf den ersten Blick als Belohnung für Drobny zu interpretieren, so wirken sie andererseits als indirekter Tadel für Rosts Leistungen, in jedem Fall erhöht der Trainer mit dieser Maßnahme den Druck auf den 37-Jährigen, der gegen Kaiserslautern eine schwache Vorstellung ablieferte - wenn er Drobny nicht schon für die Partie bei Spitzenreiter Mainz 05 am kommenden Sonnabend nominiert.

Ob Drobny nach einigen Spielen seinem Kontrahenten wieder weichen muss, wenn der HSV beispielsweise eine Siegesserie gestartet hat, oder aber der Tscheche mit überragenden Paraden für sich Werbung betreiben konnte, wird eine spannende Frage sein. Umgekehrt geht Veh ein gewisses Risiko ein, wenn der Erfolg ausbleibt, schließlich räumt kein Torwart gerne seinen Platz. Welche Wirkung die Rochade auf das Vertrauensverhältnis zwischen Veh und Rost haben wird, ist die zweite offene Frage. Veh lächelte solche Gedankenspiele auf Nachfrage einfach weg und sprach von einem Luxusproblem. Ungewöhnlich ist sein Vorgehen im Vergleich zu der üblichen Praxis im Fußball aber allemal.