HSV-Idol Uwe Seeler kritisierte seinen Verein ungewöhnlich scharf. Es ging ihm besonders um Personalentscheidungen von Veh.

Hamburg. Uwe Seeler bewegte sich auf ungewohntem Terrain. Die Vermögensverwaltungsgesellschaft Aramea hatte die HSV-Legende in die Räume der Hanseatischen Wertpapierbörse am Rathausmarkt geladen, um mit Moderator Gerhard Delling zu plaudern. Die Atmosphäre war heiter bis entspannt. Doch als die Rede auf seinen HSV kam, war es um die Laune des 73-Jährigen geschehen. So gezielt wie früher die gegnerischen Tore nahm er Schwachpunkte des Vereins ins Visier.

"Jeder Klub sollte irgendwann ein Konzept haben, aber, ganz ehrlich, ich sehe kein Konzept, ich erkenne nicht, was man will oder nicht", kritisierte Seeler offen die Führung und führte die vielen Trainerwechsel ("Jede Saison fängt man wieder von vorne an, man muss einem Fußballlehrer Zeit geben") als einen Grund für fehlende Konstanz an. Genauso hart ging er die Mannschaft an: "Gegen Kaiserslautern hat sich die eine Hälfte der Spieler zu wenig bewegt, die andere gar nicht", monierte er. "Wer weiß, was Profis verdienen, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt übrigens schon lange nicht mehr, muss als Verein erwarten können, dass sie zumindest 90 Minuten marschieren. Fußball ist ein Lauf- und Mannschaftssport, das wird sich auch in 50 Jahren nicht verändern." Eine Extraportion Kritik bekam Eljero Elia ab: "Wenn ich ihn so sehe, da kriegst du ja einen Schreck."

Einige von Armin Vehs Personalentscheidungen kann Seeler ebenso wenig nachvollziehen: "Wenn ein Mladen Petric in der vergangenen Serie unser Torjäger war, setze ich ihn nicht auf die Bank, dann spiele ich eben mit zwei oder drei Stürmern." Kopfschüttelnd nahm er Zé Robertos Aushilfe als linker Verteidiger zur Kenntnis: "Da stelle ich doch nicht solche Qualität hin."

Vom Potenzial her traut Seeler dem HSV zu, einen Platz unter den Top drei zu belegen, dafür wäre es allerdings seiner Meinung nach notwendig, langsam Kontinuität in die Mannschaft und die Leistung zu bringen. "Armin Veh sollte bald sagen: Es gibt nur eine Mannschaft, so bin ich am stärksten", forderte er. In Zukunft mehr direkten Einfluss im Klub zu nehmen, lehnte er jedoch ab: "Das will ich nicht - und auch keiner vom HSV ."

Wie eine zweite Untersuchung in Basel ergab, hat sich Mladen Petric doch nicht die Plantarissehne gerissen. "Es ist lediglich ein großer Bluterguss zwischen der Muskulatur", sagte der Kroate. Womöglich schon gegen die Bayern (22. Oktober) kann der Stürmer wieder spielen.