Nach nicht einmal 15 Stunden zwischen Vertragsunterschrift und erstem Training beim HSV wird Dennis Diekmeier zum echten Hamburger.

Hamburg. Eine Sache will Dennis Diekmeier gleich zu Beginn des Gesprächs klären. Er sei ein Niedersachse, sagt er, kein Bremer. Nimmt man es ganz genau, dann kommt der 20 Jahre alte HSV-Neuzugang aus Achim, der größten Stadt im Landkreis Verden, 24 Kilometer südöstlich von Bremen.

Es mussten nicht einmal 15 Stunden zwischen Vertragsunterschrift und erstem Training beim HSV vergehen, um aus dem früheren Werder-Jugendspieler, der für 2,2 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg zum HSV wechselte, einen nahezu waschechten Hamburger zu machen. Von 2003 bis 2009 durchlief der talentierte Rechtsverteidiger fast alle Jugendmannschaften der Bremer, legt aber großen Wert darauf, dass er schon als Kind HSV-Fan gewesen sei. In seinem Kleiderschrank habe sogar ein Trikot von Roy Präger gehangen. Ob er denn wisse, wer in den Achtzigerjahren sein Vorgänger auf der rechten Abwehrseite gewesen ist? Der Name liegt ihm auf der Zunge, fällt ihm aber nicht ein. Manfred Kaltz! "Ach ja, von dem hat mir mein früherer U-19-Nationalmannschaftstrainer Horst Hrubesch erzählt."

Kaltz ist Vergangenheit, Diekmeier soll beim HSV die Zukunft sein. "Dennis bringt Fähigkeiten mit, die man nicht erlernen kann", schwärmt Sportchef Bastian Reinhardt, "er hat eine brutale Schnelligkeit." Auch Assistenztrainer Michael Oenning, der Diekmeier im Januar 2009 von den Werder-Amateuren nach Nürnberg holte, hält große Stücke auf den U-19-Europameister: "Er hat zwei herausragende Fähigkeiten: Dennis hat eine enorme Schnelligkeit und er kann aus vollem Lauf flanken." Bewiesen hat er das in den letzten zwei Jahren zur Genüge, als er von 54 Pflichtspielen in Nürnberg 51 Partien absolvierte.

Aber auch das ist Vergangenheit. "Ich gucke nur nach vorne", sagt Diekmeier, der sich dem Konkurrenzkampf mit Guy Demel auf rechts gerne stellen möchte. "Der HSV ist der nächste Schritt. Ich will den Trainern beweisen, dass ich von Anfang an spielen kann."

Diekmeier, der einen Vertrag bis 2014 unterzeichnet hat, macht trotz seiner nur 20 Jahre einen reifen Eindruck. Während andere in seinem Alter den Schulabgang feiern, lässt sich der 1,88 Meter große Defensivspieler auch vom Hals-über-Kopf-Wechsel nach Hamburg nicht aus der Ruhe bringen. "Nürnberg hatte ein Spiel in Neumarkt, und ich war gerade im Mannschaftsbus, als mir mein Manager am Telefon sagte, dass der Wechsel perfekt sei", erzählt Diekmeier. Wie er reagiert hat? "Ich bin ausgestiegen." Am Freitag schaute er sich St. Paulis Test gegen Leverkusen an, Sonntag (18.30 Uhr/Sport1) gibt er in Lübeck sein HSV-Debüt gegen Juventus Turin. Nicht schlecht für einen so jungen Mann aus Bremen. Pardon, aus Niedersachsen!