HSV-Trainer Thorsten Fink wechselt in Hoffenheim auf mehreren Positionen. Auch soll einer der beiden Stürmer Petric oder Berg eine Pause erhalten.

Hamburg. Das Abschlusstraining war schon fast beendet, als sich wieder ein HSV-Profi mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden wand. David Jarolim hatte es nach einem Zweikampf am Oberschenkel erwischt, doch der Tscheche konnte nach kurzer Behandlung selbst vom Spielfeld humpeln. Sein Einsatz heute Abend in Hoffenheim (20 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) ist zwar nicht in Gefahr, doch Trainer Thorsten Fink beendete die Übung nach dem Zwischenfall sofort.

Der HSV ist ausgerechnet in der englischen Woche personell arg gebeutelt. Vor allem in der Defensive hat der Coach nach der Verletzung von Slobodan Rajkovic, der aufgrund seiner Innenbandzerrung im linken Knie laut Fink in dieser Saison wohl keine Partie mehr absolvieren kann, und der Gelbsperre von Dennis Aogo keine Alternativen mehr. Dennoch erwägt Fink im Rahmen seiner Möglichkeiten zu rotieren, um im Hinblick auf das Nordderby gegen Hannover 96 am Sonnabend frische Kräfte aufbieten zu können.

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So soll einer der beiden Stürmer eine Pause erhalten. Ob es Mladen Petric oder Marcus Berg treffen wird, wollte Fink noch nicht verraten. Vieles spricht dafür, dass der leicht angeschlagene Schwede einmal aussetzt. "Mladen hat unser Vertrauen gegen Leverkusen zurückgezahlt und beim Strafstoß die Verantwortung übernommen - ein junger Spieler hätte sich in dieser Situation vielleicht in die Hose gemacht", lobte der Coach seinen Torschützen. Somit wird entweder Heung Min Son oder Tolgay Arslan in die Startelf rücken. Keiner der Nachwuchsstürmer hat sich zuletzt aufdrängen können, deshalb macht der Trainer seine Entscheidung auch von taktischen Gesichtspunkten abhängig. "Wir brauchen auf jeden Fall einen Angreifer, der viel laufen kann. Sollten wir tiefer stehen, hat Son durch seine Schnelligkeit Vorteile, wenn es vorne enger wird, kann Arslan mit seinen technischen Qualitäten punkten", erklärt Fink. Endgültig entschieden habe er sich noch nicht, zunächst wolle er die letzten Auftritte des Gegners nochmals analysieren. Unter der Ägide von Markus Babbel sei das Team auf jeden Fall defensiver eingestellt als noch unter Vorgänger Holger Stanislawski.

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Die Rotation im Angriff ist nicht die einzige Überraschung in der HSV-Formation. Ivo Ilicevic bekommt gegen Hoffenheim eine neue Chance, obwohl er gegen Leverkusen enttäuschte. Diese Ansicht teilt Fink jedoch nur bedingt: "Im Abstiegskampf ist es wichtiger, defensiv zu arbeiten und zu fighten, als acht Leute auszuspielen. In dieser Hinsicht kann ich Ivo keine Vorwürfe machen." Genau diese Qualitäten spricht der Fußballlehrer Gökhan Töre weiterhin ab, deshalb wird der Dribbelkönig wohl wieder auf der Bank sitzen. An seiner Stelle dürfte der defensiv stärkere, nach einem Bänderanriss wieder genesene Jacopo Sala im rechten Mittelfeld anfangen. Ins defensiven Mittelfeld neben Jarolim wird wohl der zuletzt gesperrte Gojko Kacar rücken, Robert Tesche wieder auf die Bank rotieren.

Unabhängig vom aufgebotenen Personal appelliert Fink an die Einstellung seines Teams. "Wir müssen aggressiv spielen, allerdings im erlaubten Rahmen." Gegen Leverkusen verlor der HSV noch fast 57 Prozent seiner Zweikämpfe, leistete sich zudem fast doppelt so viele Fouls wie der Gegner. Eigentlich inakzeptable Statistiken, wenngleich sich diese relativieren, da die Hamburger Abwehrspieler die entscheidenden Duelle zumeist gewannen. Und wenn nicht, war Torwart Jaroslav Drobny zur Stelle, der die finale Trainingseinheit wieder nicht komplett absolvierte - doch das ist beim Tschechen ja bekanntlich kein Grund zur Sorge.

Kopfzerbrechen dürfte da schon eher die miese HSV-Bilanz im Kraichgau bereiten. Zwei Niederlagen und ein Remis bei 1:8 Toren sorgen kaum für großes Selbstvertrauen beim Einlaufen in die Rhein-Neckar-Arena. Andererseits wartet die TSG seit 22. Oktober vergangenen Jahres auf einen Heimsieg. "Wenn wir einen hohen Aufwand betreiben, bin ich felsenfest überzeugt, dass wir unseren Platz endlich wieder als Sieger verlassen", sagt Trainer Markus Babbel, der früher mit Fink bei den Bayern spielte und für den Hamburger Coach nur Lob übrig hat. "Thorsten war ein toller Kollege, ein toller Typ", sagt Babbel, der seinen Ex-Klub (er spielte Anfang der 90er-Jahre für zwei Jahre beim HSV) allerdings angezählt sieht: "Sie werden nicht mit breiter Brust kommen. Das müssen wir nutzen, dürfen sie nicht ins Spiel kommen lassen."

Immerhin verriet Babbel, dass er dem HSV schon als Kind nur das Beste wünschte. Vielleicht werden seine Wünsche ja sehr viel später erhört.

Nach dem Spiel diskutiert HSV-Experte Dieter Matz in "Matz ab live" unter anderem mit dem HSV-Nachwuchsleiter und ehemaligen Profi Bastian Reinhardt: www.abendblatt.de