Da der verletzte Bruma Trainer Fink auch im Auswärtsspiel beim 1. FC Köln fehlen wird, bleiben Rajkovic und Westermann gesetzt.

Hamburg. Lange Zeit wirkte Slobodan Rajkovic nach außen verschlossen und geradezu griesgrämig - doch seit dem gelungenen Comeback gegen die Bayern strahlt der Innenverteidiger wieder und macht einen gelösten Eindruck. "Ich musste jeden Tag hart arbeiten und auf meine Chance warten. Das habe ich anstandslos getan. Das Bayern-Spiel hat mich nun für diese harte Zeit belohnt", sagt Rajkovic.

Im Trainingslager galt der Serbe auf der umkämpften Position in der Abwehrzentrale hinter Heiko Westermann, Jeffrey Bruma und Michael Mancienne nur als viertbeste Lösung und drängte sich auch in den Testspielen nicht auf. Doch durch die Kniereizung Brumas, die den Niederländer auch gestern vom Training abhielt, musste HSV-Trainer Thorsten Fink seine Abwehr umbauen und entschied sich aus dem Bauch heraus für Rajkovic. Der nutzte die Chance und dürfte seinen Platz nun auch gegen Köln am Sonntag (17.30 Uhr) sicher haben.

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Dass die Defensive der Hamburger ausgerechnet gegen die Bayern zum Prunkstück werden würde, dürfte auch Fink überrascht und zugleich in seiner Trainingsarbeit bestätigt haben. Denn der Coach hatte das Verteidigen schon in der Winterpause zu einem zentralen Thema auserkoren. Nimmt man die letzten beiden Auftritte zum Maßstab, haben die Einheiten der vergangenen Wochen gefruchtet. "Ich war mit unserer Defensivleistung gegen Hertha und die Bayern sehr zufrieden, das Team hat die Vorgaben gut umgesetzt. Aber ich glaube, die Mannschaft kann noch mehr", sagte Fink. In der Tat war es den Bemühungen der Hamburger Defensivabteilung zu verdanken, dass sich die Bayern zeitweise wie in einem Handballspiel gefühlt haben mussten: Sie spielten den Ball von links nach rechts und wieder zurück an den beiden Viererketten vorbei, ohne nennenswerten Raumgewinn zu erzielen. Die wenigen Durchbrüche waren eher der individuellen Klasse der Bayern-Spieler geschuldet als Nachlässigkeiten in der HSV-Abwehr - und endeten in vielen Fällen bei Rajkovic oder, noch öfter, bei Heiko Westermann. Die Formkurve des Kapitäns zeigt seit Saisonbeginn stetig nach oben, in der momentanen Verfassung wird er auch für die Nationalelf wieder interessant.

Westermanns Leistungsbilanz spricht für ihn: Er verpasste nicht eine Bundesligaminute in dieser Spielzeit und gewann bisher 65,7 Prozent seiner Zweikämpfe - ein ordentlicher Wert für einen Abwehrspieler. Doch gegen Hertha (75) und die Bayern (78,3) übertrumpfte er diese Marke bei Weitem. Zum Vergleich: Nürnbergs Philipp Wollscheid gilt mit 71,6 Prozent gewonnener Duelle als Primus der Liga. Eine sattelfeste Abwehr ist für Westermann auch der entscheidende Faktor für die Partie in Köln. "Mindestens ein Tor schießen wir auf jeden Fall, da wir die größere Qualität und den besseren Kader haben. Wenn wir also zu null spielen, gewinnen wir auch", sagt der 28-Jährige. Dazu will auch Rajkovic mit seinem kompromisslosen Spiel, das ihm den Spitznamen Rambo eingebracht hat, beitragen. Der siebtbeste Zweikämpfer der Liga (68,7 Prozent gewonnene Duelle) hat seine schwierigste Prüfung in dieser Saison laut eigener Aussage bereits hinter sich: das obligatorische Singen der Neuzugänge vor versammelter Mannschaft, um das er sich bis zu seinem 23. Geburtstag am vergangenen Freitag erfolgreich gedrückt hatte. Seine Qualitäten auf dem Platz, so munkelt man, sollen jedoch besser sein als die am Mikrofon.