Fußballer unter sich. Da wird gefachsimpelt, und es wird natürlich auch über das HSV-Spiel gegen den FC Bayern München an diesem Sonnabend gesprochen. "Wenn du genügend Geld und beim HSV das Sagen hättest, welchen Münchner würdest du nach Hamburg holen?", fragte mein Freund Uli: "Franck Ribéry? Manuel Neuer? Arjen Robben? Oder Jerome Boateng?" Weder noch, lautete meine Antwort: "Uli Hoeneß." Dann wurde nicht das "Warum" diskutiert, sondern vielmehr die Frage: "Wieso hat das eigentlich nie einer versucht?" Als Spieler gab es ja einst ein kurzes und schmerzvolles HSV-(Knie)-Techtelmechtel, aber als "Vater aller Manager"? Null. "Weil selbstverständlich alle wissen, dass Hoeneß mit dem FC Bayern verheiratet ist. Da wagt keiner, diese Ehe zu trennen", sagt Bayern-Kenner Joachim.

Warum ich aber Hoeneß nehmen würde? Weil der Mann Klasse hat. Und, was viele Hamburger (und HSV-Fans) immer noch nicht wahrhaben wollen: Uli Hoeneß, gerade 60 Jahre jung geworden, ist ein großartiger Mensch. Wobei ich an dieser Stelle nicht schon wieder herunterbeten möchte, was der Ur-Bayer alles und jeden Tag an guten Taten vollbringt. Das ist sehr viel, ich weiß es aus eigener Erfahrung. Nein, ich möchte Uli Hoeneß einmal aus meiner Sicht erklären:

Vor vielen Jahren saßen wir, Uli Hoeneß und ich, beim "Doppelpass". Und nach der Sendung nebeneinander beim Brunch. Da gestand ich ihm: "Herr Hoeneß, ich muss zugeben, dass ich früher nicht gerade Ihr Freund gewesen bin. Eher war genau das Gegenteil der Fall ..." Die Antwort fiel freundlicher aus als gedacht: "Ich erkläre Ihnen mal, wie ich ticke", fing Hoeneß an. "Als kleiner Knirps in Ulm war ich der größte Bayern-Fan. Ich blieb es auch, als ich später beim FC Bayern spielte, ich blieb es selbst dann noch, als ich FCB-Manager wurde. Und was macht ein Fan, wenn er von einem Anhänger eines anderen Vereins attackiert wird? Genau, er verteidigt seinen Klub. Mehr mache ich nicht. Wer mir das verübelt, der soll es, damit kann ich umgehen."

Uli Hoeneß - ganz Fußballfan. Mit Arroganz, wie es gelegentlich heißt, hat das nichts zu tun. Das versichere ich jedem (Noch-)Skeptiker. Übrigens: Auf die Frage, was der Chef der Abteilung "Attacke" irgendwann nach seiner Zeit im Fußball machen werde, antwortete er: "Ich hoffe, dass ich dem FC Bayern noch lange dienen kann." Dienen? Hat das schon mal ein anderer Manager gesagt?

Auch deswegen würde ich Hoeneß holen. Obwohl der HSV jetzt mit dem Dänen Frank Arnesen sicherlich auch einen erstklassigen Sportchef zu Beginn dieser Saison verpflichtet hat.

Die HSV-Kolumne "Matz ab" finden Sie täglich im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab