Vor dem 2:1-Sieg gegen Den Haag traf Trainer Fink Basels Sportkoordinator Heitz, um über einen Wechsel des umworbenen Granit Xhaka zu reden.

Marbella. Wahrscheinlich wäre es etwas übertrieben, zu behaupten, dass das Marbella Football Center gestern Abend aus allen Nähten platzte. Aber zumindest dürften die 300 weit gereisten HSV-Fans, die ihre Mannschaft selbst im fernen Andalusien im Testspiel gegen ADO Den Haag anfeuern wollten, auf ihre Kosten gekommen sein. Zwar gewann der HSV das deutsch-niederländische Duell gegen den Tabellenelften der Eredivise nach zwei Treffern Paolo Guerreros (48./72.) nur mit 2:1, konnte mit der vermeintlich besten Elf aber insgesamt überzeugen. Höhepunkt des Abends war zweifelsohne das zweite Tor Guerreros, das man heute noch mindestens ein Dutzend Mal auf dem Internetkanal YouTube bestaunen sollte.

Drei Siege aus drei Testspielen im Trainingslager müssten Thorsten Fink somit rundum glücklich stimmen, aber sie tun es nicht. Zum einen widerspricht es Finks Naturell, sich bereits mit Erfolgen in Testspielen zufriedenzugeben. Und zum anderen plagt den HSV-Trainer zwölf Tage vor dem Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund (So, 22. Januar, 15.30 Uhr) noch immer ein zentrales Problem: die Besetzung der Mittelfeld-Schaltzentrale an der Seite des gesetzten Tomas Rincon. "Wir haben mehrere Alternativen auf dieser Position", sagt Fink, den aber keine dieser Alternativen bislang restlos überzeugen konnte.

Favorit für die letzte vakante Position in der Startelf war vor Beginn des Trainingslagers noch Gojko Kacar gewesen. Nach einer rabenschwarzen Hinrunde, in der sich der Serbe mit einem Nasenbeinbruch, einem Handbruch und langwierigen Oberschenkelproblemen plagte, wollte Kacar in der Rückrunde endlich so richtig durchstarten. "Ich kann und muss viel besser spielen. In der Rückrunde erwarte ich sehr viel von mir selbst", sagt der frühere Berliner, der aber auch in Andalusien nicht so recht auf die Beine kommen will. Bereits in der ersten Trainingseinheit bekam er einen Schlag auf seinen rechten Spann, der in den Tagen darauf in etwa die Farbe des Hotelpools annahm. Es folgte, was immer folgt: Behandlung, Trainingspause und vor allem Enttäuschung. Selbst die Suche nach einer russisch-orthodoxen Kirche, in der er in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar das orthodoxe Weihnachtsfest feiern wollte, blieb erfolglos. Im Gegensatz zum Wintertrainingslager vor einem Jahr im muslimischen Dubai, wo Kacar dank der Hilfe von Teammanager Marinus Bester tatsächlich ein passendes Gotteshaus fand, war im katholischen Südspanien keine einzige orthodoxe Kirche auffindbar.

Nutznießer von Kacars Pechsträhne könnte derweil Robert Tesche sein, der beim Test gegen Den Haag neben Rincon im zentralen Mittelfeld starten durfte. Dabei konnte der frühere Bielefelder in der ersten Halbzeit Pluspunkte sammeln. Wie zuvor von Fink gefordert, schaltete sich Tesche immer wieder überlegt ins Offensivspiel der Hamburger ein, verteilte die Bälle und initiierte sogar zwei Großchancen. Doch so stark der 24-Jährige in der ersten Hälfte aufspielte, so schwach war er in den zweiten 45 Minuten. Überzeugt er aber im letzten Test am Sonnabend in Bielefeld, dürfte er beim Bundesligastart gegen den BVB dabei sein.

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Maximal Außenseiterchancen im zentralen Mittelfeld werden Per Skjelbred, David Jarolim und Jacopo Sala eingeräumt. Während Jarolim noch immer auf der Suche nach einer neuen sportlichen Heimat jenseits von Hamburg ist, hat sich zumindest Sala entschieden, den Konkurrenzkampf in der Rückrunde beim HSV anzunehmen. "Jacopo muss auf seine Chance warten", sagt Fink, "und wenn seine Chance kommt, dann muss er sie nutzen." Ähnliches gilt auch für Skjelbred, der nach seinem späten Wechsel im vergangenen August nun erstmals eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft absolvieren kann. Der Norweger trainiert engagiert, wirkt motiviert und entschlossen. Eine führende Rolle im Mittelfeld wird ihm aber nicht zugetraut.

Ohnehin hat Fink die Position des sogenannten Achters gedanklich schon längst vergeben - allerdings erst ab Sommer. Basels Sportkoordinator Georg Heitz hat seinen früheren Cheftrainer gestern Morgen in einem persönlichen Gespräch deutlich gemacht, dass er Finks Wunschspieler Granit Xhaka keinesfalls schon im Winter ziehen lassen wird. "Für uns kommt ein Wechsel im Winter nicht infrage", sagte Heitz, der einen Transfer Xhakas im Sommer aber nicht mehr ausschließen will: "Bei jedem Spieler gibt es eine finanzielle Schmerzgrenze."

Basels Trainer Heiko Vogel, der seit gestern mit seinem Team in unmittelbarer Nachbarschaft zum HSV trainiert, scheint sich ohnehin schon mit einem Verkauf seines umworbenen Jungstars im Sommer abgefunden zu haben: "Wir planen mit Granit bis Saisonende. Aber es könnte durchaus möglich sein, dass er den FC Basel im Sommer verlässt." Xhaka selbst hat intern mehrfach betont, am liebsten zum HSV wechseln zu wollen. Da es aber auch andere zahlungskräftige Interessenten gibt, hat vorerst ein Kalauer, den sich die HSV-Fans im Trainingslager schon seit Tagen erzählen, Bestand: Der HSV beißt auf der Suche nach einem echten Mittelfeldchef weiterhin auf Granit.