In der Sommerpause sei ein Wechsel des Mittelfeldspielers dagegen wahrscheinlich. Der HSV gehört zu den favorisierten Klubs Xhakas.

Marbella. Basels Sportkoordinator Georg Heitz traf sich am Dienstagvormittag im Trainingslager in Marbella mit HSV-Trainer Thorsten Fink. Zentrales Thema: Das Supertalent Granit Xhaka. Bei dem Gespräch wurde klar, dass der Mittelfeldspieler auch die Rückrunde beim FC Basel bestreiten wird. "Für uns kommt ein Wechsel im Winter nicht in Frage, aber natürlich ist die Bundesliga interessant für Granit", sagte Heitz. So haben sich die Verantwortlichen des Schweizer Champion-League-Teilnehmers wohl schon damit abgefunden, dass ihr Juwel im Sommer den Verein verlässt. "Es gibt mehrere konkrete Angebote von mehreren Vereinen", so Heitz. Der HSV ist einer davon und darf sich weiter gute Hoffnungen machen, den Transfer im Sommer zu realisieren.

Xhaka trainiert mit Basel neben dem HSV

Um eines vorweg zunehmen: Nein, Thorsten Fink war gestern nicht dabei, als um 20.34 Uhr der Mannschaftschaftsbus des FC Basel vor das luxuriöse Hotel Vincci Estrella del Mar vorfuhr. So wirklich gelohnt hätte sich die 15-minütige Autofahrt für den HSV-Trainer ohnehin nicht. Der von ihm umworbene Granit Xhaka war Sekunden später im Hotel verschwunden.

Dabei ist es kein Zufall, dass Xhaka und seine Kollegen ihr Winterquartier in unmittelbarer Nachbarschaft zum HSV aufgeschlagen haben. Tatsächlich war es eine von Finks letzten Amtshandlungen, das Basler Trainingslager im sonnigen Marbella zu planen. Fink kennt die Vorzüge des andalusischen Küstenstädtchens seit seiner Zeit als Bayern-Profi, deswegen sprach er sich nach seinem Wechsel zum HSV erneut für ein dortiges Trainingslager aus. Heute um zehn Uhr werden beide Teams erstmals gemeinsam im Marbella Football Center trainieren, nicht mal einen Torwartabstoß voneinander entfernt. "Mir ist die Brisanz nach den ganzen Zeitungsberichten über einen möglichen Wechsel von Granit schon bewusst", sagt Fink, "aber ich werde mir nicht nehmen lassen, den einen oder anderen alten Bekannten zu begrüßen."

Ein Gespräch mit Xhaka ist bis zur Abreise des HSV am Donnerstag dagegen nicht geplant. Zum einen, weil Fink kein Öl ins lodernde Feuer bei seinem alten Arbeitgeber gießen will. Und zum anderen, weil dieses Gespräch natürlich schon längst stattgefunden hat. Am 11. Dezember hatte Fink seinen einstigen Lieblingsschüler angerufen. "Er hat mir gesagt, dass es Interesse vom HSV an mir gibt und dass er mich gerne zu sich holen würde", verriet Xhaka kurz vor der Abreise nach Spanien der "Tageswoche", und ergänzte, dass er sich einen Wechsel im Sommer durchaus vorstellen könnte: "So wie ich Thorsten Fink verstanden habe, steht er auf mich, und wenn ich nach Hamburg wechsle, dann würde ich dort auch spielen."

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Petric: „Xhaka ist eines der größten Talente der Schweiz"

Große Zweifel, dass sich der hochveranlagte Mittelfeldmann in der Bundesliga durchsetzen kann, hat niemand. "Granit ist schon sehr weit für sein Alter. Auf jeden Fall ist er eines der größten Talente in der Schweiz", verteilte Mladen Petric schon mal kräftige Vorschusslorbeeren an seinen Vielleicht-Kollegen, den auch der Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld als "Ausnahmetalent" bezeichnete.

Hitzfeld nominierte den Hochgelobten bereits im Alter von 17 Jahren, obwohl Xhaka in der Schweizer Liga zuvor erst wenige Minuten zum Einsatz gekommen war. Bei der Frage, an wen ihn dieser bullige Youngster erinnere, fiel Hitzfeld sofort der Vergleich mit dem jungen Bastian Schweinsteiger ein. "Granit ist extrem reif, er hat die nötige Physis, er ist taktisch und technisch gut. Und er reagiert im Spiel meistens richtig", sagte Hitzfeld der "Neuen Zürcher Zeitung". Fink kann die Lobpreisungen nur bestätigen. "Ich habe ihn ja trotz seines jungen Alters immer spielen lassen", sagt Hamburgs Trainer, der glaubt, dass Xhaka die Sorgen im zentralen Mittelfeld beim HSV ein für alle mal beheben kann. Der U-17-Weltmeister, der innerhalb von 18 Monaten von gerade mal 1,73 auf stattliche 1,85 Meter in die Höhe geschossen ist, soll variabel offensiv und defensiv einsetzbar sein, ist beidfüssig, sucht aggressiv die Zweikämpfe und demonstriert trotz seiner jungen Jahre eine erstaunliche Übersicht. Unter Fink durfte sich Xhaka in Basel auch mal als Innenverteidiger ausprobieren, seine Paraderolle ist aber die des sogenannten Achters im Mittelfeld.

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass Sportchef Frank Arnesen, der Xhaka vor drei Jahren schon mal zum FC Chelsea lotsen wollte, dem FCB trotz der angespannten finanziellen Situation des HSV ein offizielles Angebot über sieben Millionen Euro unterbreitet hat. Auch mit Xhakas Berater Andreas Gross wurde bereits über Vertragsdetails gesprochen. Basels Vizepräsidet Bernhard Heusler hatte das HSV-Angebot öffentlich bestätigt, und wies es umgehend empört zurück. Es gebe viele und vor allem zahlungskräftigere Interessenten, betonte Heusler. Die angebliche Millionen-Offerte von Manchester United ließ Xhaka trotz seines Traums, irgendwann in England zu spielen, aber unbeeindruckt. Mit 23 oder 24 Jahren wäre er frühestens reif für diesen Schritt, relativiert er. Ein Wechsel zum HSV wäre dagegen der richtige Karriereschritt, glauben Xhaka, dessen Berater - und vor allem Fink.