Mathijsen, van Nistelrooy und Jarolim treffen für Hamburg. Am kommenden Donnerstag soll der Einzug ins Viertelfinale perfekt gemacht werden.

Hamburg. Das Objekt der Begierde wechselte erstmals nach 45 Minuten den Besitzer. Auf dem Weg in die Kabinen fragte Anderlechts Rechtsverteidiger Guillaume Gillet in der Pause nach Ruud van Nistelrooys Trikot und bekam umgehend das begehrte Stück Stoff mit der Rückennummer 22. Eine Halbzeit und ein Schlusspfiff später konnte sich neben Gillet auch Gegenspieler van Nistelrooy, der um 16 Uhr erfahren hatte, dass er erstmals für den HSV von Anfang an auflaufen darf, zufrieden auf den Weg in die Katakomben machen.

Mit 3:1 hatte sein Team das Achtelfinalhinspiel der Europa League gegen den belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht gewonnen - und nicht nur wegen seines Treffers zum zwischenzeitlichen 2:0 hatte der neue Liebling der Fans maßgeblichen Anteil am gelungenen Abend. "Ich bin sehr zufrieden mit Ruud. Es ist beeindruckend, wie er die Bälle hält", lobte Trainer Bruno Labbadia seinen Superstar, der einmal mehr den Unterschied ausgemacht hatte.

Eingeleitet wurden die erneuten Ruud-Festspiele allerdings nicht vom Niederländer selbst, sondern von Landsmann Joris Mathijsen, der eine Unaufmerksamkeit der Belgier nach einem Eckball zum glücklichen Führungstreffer nutzte (23.). Eine gute Viertelstunde später sorgte mit Eljero Elia Niederländer Nummer drei dafür, dass van Nistelrooy seine Rolle als Heilsbringer tatsächlich an diesem kalten Märzabend ausfüllen konnte. Elias Vorlage trat der Stürmerstar aus unmöglichen Winkel ins Netz, ein Tor, wie es nicht viele Fußballer auf der Welt erzielen können. "Alarmstufe Ruud" stand auf einem Fantransparent - und Anderlechts bedauernswerter Torhüter Silvio Proto wusste spätestens nach dieser denkwürdigen Aktion, was damit gemeint sein dürfte. "Solche Schüsse muss man einfach versuchen, auch wenn man eigentlich keine Chance auf ein Tor hat", erklärte van Nistelrooy später seinen Treffer.

Die insgesamt forsch auftretenden Belgier machten aber relativ schnell klar, dass sie nicht nur zum Trikottausch nach Hamburg gekommen waren. Zwar hatten "Torjäger" Mathijsen und Kollege David Rozehnal Anderlechts 16 Jahre altes Sturmjuwel Romelu Lukaku fast über die gesamte Spielzeit im Griff, allerdings konnten weder die beiden Abwehrrecken noch Hamburgs Torhüter Frank Rost Jonathan Legears sehenswertes Freistoßtor aus 25 Metern zum 1:2 direkt vor dem Halbzeitpfiff verhindern.

In der Pause machte van Nistelrooy mit einer kurzen Rede seinen geknickten Mitspielern Mut: "Bis auf das Gegentor haben wir es gut gemacht." Der Niederländer hielt sich zwar in der zweiten Hälfte dezent zurück, aber dank David Jarolim durften sich auch die von Klubchef Bernd Hoffmann eingeladenen Helden von 1977, die im Finale der Pokalsieger in Amsterdam Anderlecht mit 2:0 besiegt hatten, am Ende doch über einen entspannten und vergnüglichen Europacupabend freuen. Der Kapitän, der normalerweise nicht gerade als Weitschussexperte bekannt ist, traf aus 18 Metern zum 3:1-Endstand (76.) und öffnete so das Tor zum Viertelfinale einen Spalt weit.

Am Ende eines torreichen Abends hatte neben Gillet dann doch noch ein zweiter Belgier Grund zur Freude. Denn auch Kapitän Oliver Deschacht durfte direkt nach dem Schlusspfiff mit "Van the Man" Trikots tauschen. Alle anderen Belgier müssen sich noch eine Woche gedulden - oder vor dem heutigen Rückflug noch schnell im Fanshop vorbeischauen.

HSV: Rost - Rincon, Rozehnal, Mathijsen, Aogo - Jarolim, Zé Roberto - Elia (78. Trochowski), Jansen - Petric, van Nistelrooy.

Anderlecht: Proto - Gillet, Mazuch, Juhasz, Deschacht - Kouyate, Biglia, van Damme - Legear, Kanu (77. Suarez) - Lukaku. Schiedsrichter: Laurent Duhamel (Frankreich). Zuschauer: 34 921.