Bayern-Schreck Petric soll trotz eines Bänderanrisses spielen - van Nistelrooy bleibt erneut in Hamburg, Jansens Einsatz ist fraglich.

Hamburg. Rein äußerlich wirkte Bruno Labbadia nach seiner Rückkehr am Flughafen Fuhlsbüttel am Freitagvormittag unverändert. Der schwarze Anzug saß, die dunklen Schuhe blitzten, und die Haare waren wie üblich zur Seite gegelt. Doch sobald der adrette HSV-Trainer auf den emotionsreichen Vorabend angesprochen wurde, konnte man hören, dass längst nicht alles so wie immer war. Die nervenaufreibende 2:3-Niederlage in Eindhoven, die dem HSV nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel dank der mehr erzielten Auswärtstore zum Weiterkommen reichte, hatte ihre Spuren hinterlassen - keine optischen, aber akustische.

"Derartige Spiele machen den Fußball zu dem, was er ist", fasste Labbadia mit heiserer Stimme den spektakulären Betriebsausflug in nur einem Satz zusammen. Er wolle auch nicht jammern, schließlich würde mit der Partie am Sonntag in München (17.30 Uhr/live auf Sky und im Ticker bei abendblatt.de) bereits der nächste Festtag bevorstehen. "Bayern gegen den HSV ist immer ein besonderes Spiel. Und zuletzt sahen wir ja auch meistens gut aus in München", krächzte der 44-Jährige.

Leiden und Hoffnung - Labbadias angeschlagene Stimme war beinahe sinnbildlich für den Zustand seiner Mannschaft. Neben dem Trainer hatte vor allem Stürmer Mladen Petric mit den Folgen des ereignisreichen Europacupabends zu kämpfen. So humpelte der am Fuß verletzte Torjäger, der am Donnerstag zum 1:2 gegen den PSV getroffen hatte, direkt vom Gepäckband zum Taxistand. Der Kroate sollte sich umgehend nach der Rückkehr aus den Niederlanden in eine Arztpraxis kutschieren lassen, wo sein linker Knöchel behandelt werden musste. Das Ergebnis der Kernspinuntersuchung: Bänderanriss im Sprunggelenk. "Ich möchte gegen Bayern spielen, habe aber Schmerzen", ließ Petric, der auch beim 1:0-Sieg in der Hinrunde getroffen hatte, seinen Einsatz am Sonntag offen. Eine Entscheidung soll erst nach dem Abschlusstraining am heutigen Sonnabend getroffen werden.

Bei der letzten Einheit vor dem Abflug am Nachmittag gar nicht erst dabei sein kann Stürmerstar Nummer zwei: Ruud van Nistelrooy. Der Niederländer, der aufgrund seiner Oberschenkelprobleme bereits in Eindhoven passen musste, sagte nun auch das Topspiel gegen Bayern München vorzeitig ab. Zwar ließ Athletiktrainer Markus Günther den Angreifer am Freitag noch einmal fleißig Steigerungsläufe absolvieren, doch van Nistelrooys Oberschenkel wollte einfach nicht aufhören zu zwicken.

"Wir werden auch mit unserem letzten Aufgebot versuchen, den Bayern Paroli zu bieten", wollte sich Labbadia seine Feierlaune weder von Petrics Knöchel noch von van Nistelrooys Oberschenkel und schon gar nicht von Marcell Jansens erhöhter Temperatur verderben lassen. Denn neben den beiden Angreifern droht auch Linksaußen Jansen wegen eines grippalen Infekts bei seinem Exklub auszufallen. "Wir reisen mit einigen Sorgen und viel Selbstbewusstsein im Gepäck nach München", kündigte Labbadia mit belegter Stimme trotzig an, "wir wollen da was holen!"

Etwas Leiden, ganz viel Hoffnung. Eine Verschnaufpause wollte sich der angeschlagene Trainer jedenfalls nicht gönnen. Direkt nach der Ankunft in Hamburg und einer kurzen Pressekonferenz in der HSH-Nordbank-Arena setzte sich Labbadia mit seinem Trainerteam zusammen, um das nächste Fußballfest vorzubereiten. Anders als beim PSV Eindhoven soll es diesmal aber bei den seit 16 Spielen ungeschlagenen Münchnern mit einem Sieg gekrönt werden. "Wegen solcher Partien spielen wir doch Fußball", sagte der in den Niederlanden einmal mehr überragende Torhüter Frank Rost. Das macht Mut. Und Hoffnung.