Viele rechnen damit, dass der Nationalspieler seinen Mittelfeldplatz an Eljero Elia verliert - spätestens wenn Stürmer Ruud van Nistelrooy fit ist.

Hamburg. Der Neuzugang Ruud van Nistelrooy wirft lange Schatten voraus. Da schien sogar das heutige Spiel des HSV gegen den amtierenden deutschen Meister VfL Wolfsburg (20.30 Uhr, Nordbank Arena, Sky überträgt live; Liveticker bei abendblatt.de) in den Hintergrund zu rücken. Weltklasse kontra Bundesliga - der erste Punktsieger heißt van Nistelrooy. "Wenn er gesund und in Form ist, ist er ein absoluter Weltklassespieler", sagt auch Piotr Trochowski, immerhin deutscher Nationalspieler. Dass damit die Qualität im HSV-Kader gehoben und der Kampf um einen Stammplatz auch für ihn härter wird, hält der Mittelfeldspieler nicht für ein Problem. Im Gegenteil: Er wollte es so, jetzt hat er es. Trochowski könnte sich da aber täuschen.

"Wir alle haben es seit Jahren eingefordert und freuen uns jetzt auch über die erhöhte Konkurrenz", sagt Trochowski, der gerade nach den letzten Bundesligaspielen immer wieder hart kritisiert wurde. Zuletzt musste sich der 25-Jährige sogar von Bundestrainer Joachim Löw anhören, er habe im Verein nicht mehr die Konstanz voriger Zeiten. Ein in der wichtigsten Phase der WM-Bewerbung für den Hamburger schwer verdaulicher Kommentar. Oder? "Nein", widerspricht Trochowski, "das ist okay. Ich weiß selbst, dass ich nicht immer die Leistung gebracht habe, die andere und auch ich von mir verlangen." Und anstatt die erhöhte Konkurrenz als Gefahr zu empfinden, sagt Trochowski: "Ich werde immer besser, wenn Druck da ist. Es ist nicht förderlich, wenn ich mich zu sicher fühle. Es wird härter, aber ich weiß, dass ich mich durchsetzen kann." Das gelte für den HSV wie für die Nationalelf.

Trochowski ist mit nahezu allen fußballerischen Attributen ausgestattet, die für eine ganz große Karriere vonnöten sind. Und doch stagnierte der 25-Jährige zuletzt. Dass der besonders dribbel-, sprint- und abschlussstarke Freistoßspezialist zu wenig zum Abschluss kommt, zu wenig Torgefahr entwickelt, sind die Hauptkritikpunkte. Seit längerem. "Es gibt Spiele wie in Dortmund, wo du als Einzelner auch nicht viel verändern kannst", sagt Trochowski, "aber ich weiß, dass an mich andere Maßstäbe gesetzt werden."

Das allerdings möchte der 1,69 Meter große Mittelfeldmann nicht als Klage, sondern als Selbstkritik verstanden wissen: "Ich weiß, dass ich im letzten Drittel ruhiger werden muss", so Trochowski in Fußballer-Deutsch. Soll heißen: Er muss in der Nähe des Strafraums für mehr Torgefahr sorgen. "Ich habe oft die Möglichkeit, zum Abschluss zu kommen, und nutze sie nicht. Diesen Vorwurf muss ich gelten lassen."

Schon heute gegen Wolfsburg dürfte sich zeigen, wie weit Trochowskis Vertrauensvorschuss bei Trainer Bruno Labbadia noch reicht. Links ist Marcell Jansen derzeit gesetzt, und auf der rechten Mittelfeldseite kommt neben Afrika-Cup-Rückkehrer Jonathan Pitroipa auch der zuletzt oft im Sturm eingesetzte Eljero Elia als Konkurrent hinzu. Spätestens, wenn van Nistelrooy in den nächsten Wochen seinen Stammplatz neben Petric erhält.

Schon das gestrige Abschlusstraining gab Trochowski einen Vorgeschmack. In der ersten Startelf-Variante noch rechts im Mittelfeld, rotierte er in der zweiten von Labbadia ausprobierten Formation für Elia auf die Bank. Und die angeschlagenen Größen Zé Roberto und van Nistelrooy waren noch nicht einmal dabei ....

Grund zur Sorge sieht Trochowski dennoch nicht. Im Gegenteil - er rechnet damit, dass er nicht immer erste Wahl sein wird. Aber er wolle es so. Sagt er. "Unsere Saison ist noch sehr lang, da werden wir rotieren müssen. Und diesmal können wir das durch die neue Qualität. Das macht uns nur stärker. Als Mannschaft, aber auch mich als Einzelnen."