HSV-Trainer Bruno Labbadia will nicht nur bei den Profis tonangebend sein. Er möchte eine Struktur für alle Teams im Verein schaffen.

Hamburg. Auch einen Tag nach der knapp sechsstündigen Mitgliederversammlung war der bemerkenswerte Auftritt Bruno Labbadias noch immer ein Gesprächsthema beim HSV. Anders als die meisten seiner Vorgänger hatte der Trainer am Sonntag selbst das Wort ergriffen, eine zehnminütige Rede gehalten und so die aufgeheizte Stimmung unter den Mitgliedern im Saal 1 des CCH beruhigt. Dabei sorgte besonders Labbadias Vorstoß, dass beim HSV statt eines Sportchefs der Trainer - also er selbst - die Philosophie vorgeben müsste, im Verein für Diskussionen.

"Der Verein sollte eine übergeordnete sportliche Philosophie haben, die idealerweise mit der Spielauffassung des Trainers zusammenpasst. Oder in unserem Fall gemeinsam mit dem Trainer entwickelt wird", sagte gestern HSV-Chef Bernd Hoffmann, der Labbadia mit so vielen Kompetenzen wie schon lange keinen HSV-Trainer mehr ausstatten dürfte. Und diese will Labbadia auch nutzen. "Es geht nicht nur darum, eine Spielphilosophie vorzugeben. Wir wollen ein einheitliches Bild im gesamten Verein abgeben. Dabei soll eine Struktur geschaffen werden, die eine Grundrichtung für alle Mannschaften des HSV vorgibt, den einzelnen Nachwuchstrainern aber trotzdem noch Freiheiten gewährt", sagt Labbadia, der diese Grundausrichtung erarbeiten und verfeinern will: "Der Trainer muss die Richtung vorgeben."

Auch Aufsichtsratschef Horst Becker stimmt zu, dass Labbadias Vorstellungen bei der andauernden Sportchefsuche berücksichtigt werden: "Unabhängig von der Kompetenzverteilung ist es wichtig, dass der neue Sportchef zum Trainer passt." Gleichzeitig betonte Becker, dass ein neuer Sportchef weiterhin Labbadia übergeordnet sein soll: "Einhellige Meinung des Aufsichtsrats ist es, dass der neue Sportchef im Vorstand angesiedelt ist." Eine Meinung, die nach Abendblatt-Informationen allerdings keineswegs eine so klare Mehrheit bei den HSV-Verantwortlichen hat, wie Becker das andeutet. Die Diskussionen dürften also weitergehen.