Mit der Trophäe in der Hand entstieg Kapitän Iker Casillas um 15.57 Uhr als Erster dem Flugzeug, gefolgt von Trainer Vicente del Bosque.

MADRID/KÖLN. Nach einer rauschenden Party-Nacht in Rot und Gelb hatte Spanien seine Fußball-Helden am Montag wieder. Mit der Trophäe in der Hand entstieg der strahlende Kapitän Iker Casillas um 15.57 Uhr als Erster dem Flugzeug, gefolgt von Trainer Vicente del Bosque und Andres Iniesta - der beste Spieler des Turniers hatte sich den Finalball gesichert. Einen Tag nach dem 4:0-Triumph im EM-Finale gegen Italien ging die Fiesta auf heimischem Boden weiter.

Gleich auf dem Rollfeld bestiegen Xavi und Co. einen Bus, der Terminkalender war voll. Im Palacio de la Zarzuela im Nordwesten Madrids wartete zunächst König Juan Carlos auf den alten und neuen Europameister. Seine Majestät lobte die Arbeit der Mannschaft und besonders des Nationaltrainers Vicente del Bosque in den höchsten Tönen. Im Gegenzug erhielt er von Kapitän Casillas ein Trikot der Nationalhelden überreicht.

Danach machte sich die Mannschaft im offenen Doppeldeckerbus zur Triumphfahrt durch die in Nationalfarben gekleidete Hauptstadt auf. Während der Bus sich nur langsam seinen Weg durch die ausgelassenen Menschenmassen zum Cibeles-Brunnen bahnte, wo ansonsten Real seine Titel feiert, verkürzte ein buntes Rahmenprogramm mit zahlreichen Musikbands den tausenden Fans die Wartezeit auf ihre Stars.

Um 21.30 Uhr endete die Reise der Europameister am Cibeles-Brunnen, wo sie den enthusiastischen Anhängern, die sie mit „Campeones“-Rufen empfingen, den silbernen Pokal präsentierten. Die Feier allerdings fing gerade erst an. Mit Champagner und Mikrofon bewaffnet sangen und tanzten die Spieler angeführt von Torwart Pepe Reina und Sergio Ramos auf einer Bühne vor und mit ihren Fans bis tief in die Nacht hinein, bevor die Spieler in eine Nobeldiskothek weiterzogen.

Schon in der Nacht nach dem Spiel hatte ganz Spanien den EM-Titel ausgiebig gefeiert und für einige Stunden die wirtschaftlichen Probleme des Landes vergessen. Zehntausende Fans machten am Madrider Cibeles-Brunnen die Nacht zum Tage. Überall wehten spanische Flaggen, bengalische Fackeln machten aus der Nacht endgültig eine „rote“ Party. An fünf riesigen Leinwänden hatten die Anhänger der „Roten Furie“ in der Fan-Zone rund um das Bernabeu-Stadion den Finaltriumph Italien verfolgt.

+++Spanien feiert riesige EM-Party und vergisst alle Sorgen+++

Im ganzen Land hatten direkt nach Schlusspfiff Autokorsos den Verkehr lahmgelegt, die „Campeones“-Sprechchöre hallten durch die Nacht, die weitgehend friedlich verlief. Rot und Gelb war an jeder Straßenecke, an jedem Balkon, an jeder Kneipe und jeder Tankstelle zu sehen - und nicht zuletzt auch in den bemalten, glücklichen Gesichtern.

„Die Mannschaft hat erreicht, dass Millionen Spanier glücklich sind. Dieser Erfolg ist ein Zeichen“, sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy und spielte damit auch auf die alarmierende Finanzkrise an.

Spaniens fragiles Bankensystem benötigt derzeit europäische Unterstützung in Höhe von 100 Milliarden Euro. Auch Rajoy wollte an der offiziellen EM-Party am Montag teilnehmen, obwohl sein Zeitplan „wegen des europäischen Durcheinanders“ gerade etwas eng gestrickt sei.

(sid/abendblatt.de)