Ein Kommentar von Peter Wenig

Der Schmerz wird wachsen in den nächsten Tagen. Der Schmerz über die verpasste Chance. Der Traum vom ersten Titelgewinn seit dem EM-Triumph 1996 war doch zum Greifen nah, zumal der große Rivale Spanien bei diesem Turnier seine große Dominanz offenbar eingebüßt hat. Doch am Ende zerschellten die deutschen Hoffnungen wieder im Halbfinale - genau wie bei der WM 2010 in Südafrika.

Bundestrainer Joachim Löw wird sich einer unangenehmen Diskussion stellen müssen. Denn anders als vor der WM, als die deutsche Mannschaft mit großem Verletzungspech zu kämpfen hatte, brillierte das Team in der Qualifikation für diese EM eindrucksvoll. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung, zusätzlich angeheizt durch die drei Vorrundensiege.

Nein, diesmal wird keine "Und wir feiern unser Team eben doch"-Welle durch die Republik schwappen. Stattdessen wird es Fragen geben: Waren Löws Umstellungen richtig? Wieso erhielt der bei diesem Turnier enttäuschende Lukas Podolski noch eine Chance? Vor allem aber: Fehlt Deutschland das Sieger-Gen? Schließlich scheiterte das deutsche Team nun zum vierten Mal innerhalb von sechs Jahren auf der Zielgeraden.

Diese Diskussion darf indes keine selbstzerstörerischen Züge annehmen. Deutschland stellte bei dieser EM das jüngste Team, das Talentreservoir scheint unerschöpflich. Trösten wird dies jedoch keinen Spieler, keinen Fan. Dafür ist der Schmerz zu groß.