Die weinende Frau nach dem 2:0-Treffer Italiens im Halbfinale spiegelte die Stimmung der Deutschen wider. Doch die Tränen waren aufgezeichnet.

Berlin. Zwei Wochen nach der Aufregung um manipulierte Live-Bilder hat die Uefa offenbar erneut aufgezeichnetes Material in ihre EM-Berichterstattung einfließen lassen. Bei der 1:2-Halbfinalniederlage der deutschen Mannschaft gegen Italien war kurz nach Mario Balotellis zweitem Treffer eine weinende Frau zu sehen. Was der Zuschauer am Donnerstagabend nicht erfuhr: Die Anhängerin des deutschen Teams war bereits vor dem Anpfiff bei der Präsentation der Mannschaften gefilmt worden.

"Wir sind erstaunt und irritiert. Diese Bilder sind für uns so nicht akzeptabel – zumal wir mit der Uefa über diese Problematik vor wenigen Tagen gesprochen hatten“, sagte ARD-Teamchef Jörg Schönenborn der "Süddeutschen Zeitung“ (Sonnabendausgabe). Die Uefa wollte sich auf SZ-Anfrage nicht zur Thematik äußern.

Bekannt geworden waren die Manipulationen nach dem deutschen Gruppenspiel gegen die Niederlande. Während des Spiels war eine Szene zu sehen, in der Bundestrainer Joachim Löw scherzhaft einem Balljungen das Leder aus dem Arm schlägt – die Bilder waren allerdings bereits vor Anpfiff der Partie aufgezeichnet worden.

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Schon während des Gruppenspiels gegen die Niederlande am 13. Juni im ukrainischen Charkow hatte die Weltbild-Regie die TV-Übertragung manipuliert. Mitten in der ersten Halbzeit wurde eingespielt, wie Bundestrainer Joachim Löw einem Balljungen von hinten den Ball aus der Hand schlägt - für die Zuschauer angesichts der Anspannung erstaunlich. Tatsächlich war auch diese Szene vor dem Anpfiff aufgenommen worden.

Die Uefa hatte nach einer Beschwerde von ARD und ZDF angekündigt, künftig auf missverständliche Einblendungen zu verzichten.

Mit Material von sid und dapd