Der deutsche Spielmacher ist zufrieden mit seiner Leistung und hatte nie Schwierigkeiten. Nur als Werbebotschafter tut er sich etwas schwer.

Danzig. Mesut Özil wurde erst einmal an die Kaffeebar gelotst. Dort bat den deutschen Fußball-Künstler einer der zwei Dutzend Fotografen, den Becher Latte Macchiato doch ein wenig zu drehen. Der Schriftzug „So trinken Sieger aus“ sollte gut zu sehen sein. Wie ein Sieger sah Mesut Özil in diesem Moment am Montagmittag im Medienzelt des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) weiß Gott nicht aus.

Die mediale Beachtung scheint dem 23 Jahre alten Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft eher unangenehm zu sein, obwohl sie ihm doch so viel nutzt. Der Deutsch-Türke liebt es vielmehr, vor 90.000 Zuschauern in Bernabeu oder bei der EM vor 40.000 im Stadion und 27 Millionen Deutschen vor dem Fernseher fußballerische Feinkost zu bieten. Das kann in der Tat bei Özil erstklassige Unterhaltung sein, doch erst im Viertelfinale beim 4:2 der deutschen Elf gegen Griechenland gab es die ersten deutlichen Beweise dafür.

Kein Glanz gegen defensive Gegner

Özil ist ein Mensch, der eher die leisen Töne und auch eine eigene Sicht der Dinge pflegt. „Ich war zufrieden mit meiner Leistung, auch die Experten. Natürlich waren die Gegner wie Portugal sehr defensiv. Deswegen war es sehr schwierig für die Offensivspieler, die Lücken zu finden“, sagte Özil auf der Pressekonferenz am DFB-Quartier in Danzig. Gewiss, aber von einem Spieler seiner Klasse wird das gewisse Extra erwartet, gegen Griechenland waren Anzeichen zu sehen, im Klassiker gegen Italien am Donnerstag soll der erste Schritt zu weiterem Ruhm erfolgen.

+++ Viertes Halbfinale - doch der Rekord-Trainer will noch mehr +++

37 Länderspiele hat der in Gelsenkirchen aufgewachsene Profi mit dem feinen linken Fuß nun auf seinem Konto, er wechselte 2010 nach der WM zum berühmtesten Klub der Welt, wurde mit Real Madrid erst Pokalsieger und nun spanischer Meister. Der teuerste Trainer der Welt, Jose Mourinho, schätzt den Deutschen und lässt ihn regelmäßig an der Seite von Cristiano Ronaldo spielen.

Der Einzug in den Fußball-Olymp gelingt aber erst richtig mit einem Titel mit der Nationalmannschaft. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw ist auf einem guten Weg dorthin. Vier Siege in vier Spielen, eine starke Defensive und eine potente Offensive, die deutliches Steigerungspotenzial hat. Vielleicht konnte Özil bei dieser grundsätzlichen Ausrichtung Löws nicht so glänzen wie bei der WM in Südafrika vor zwei Jahren und noch viel mehr in der EM-Qualifikation. Seine Leistungen in den ersten drei Spielen waren verhalten.

An den Toren gegen Griechenland beteiligt

Schwierigkeiten habe er nicht gehabt, sagte er. Die Wahl zum „Man of the Match“, die wie gewohnt mit einem Zapfhahn einer Bierfirma belohnt wurde, nach dem Griechenland-Spiel war berechtigt, weil er an den vier Toren unmittelbar und mittelbar beteiligt war. Die Explosion, die der Bundestrainer angekündigt hatte, war es aber noch nicht, dafür fehlte ein eigenes Tor. „Das Spiel war eine Befreiung für mich. Ich konnte zeigen, was in mir steckt“, sagte Özil. Er sei eben „keine Maschine, die auf Knopfdruck funktioniert“, fügte der Mittelfeldspieler an, aus dem sein Vater Mustafa und Medienberater Roland Eitel, zu dessen Klienten auch Joachim Löw gehören, gerade ein Projekt machen, wie sie es nennen.

Da gehört es dann auch dazu, an der richtigen Stelle etwas lauter, forscher zu werden. Özil, offenbar auch ein wenig bei seiner Ehre gepackt, demonstrierte das auf seine Weise. „Ich weiß, dass da noch Luft nach oben ist und werde das gegen Italien auch zeigen.“ Am liebsten bewegt er sich einfach auf einer Wiese mit einem Ball und ein paar Mitspielern. Aus dem Becher von McDonalds, einem der FIFA- und DFB-Sponsoren, wollte er nicht trinken. Er möge keinen Kaffee, sagte Özil leise.