Ausgelassen und friedlich haben am Sonnabend in Hamburg etwa 20 000 Besucher in Hamburg bei einem der bundesweit größten Fan-Feste die Übertragung der ersten Spiele der Fußball-Europameisterschaft verfolgt.

Während der Partie Türkei-Portugal feierten am Abend tausende Fans beider Mannschaften einträchtig nebeneinander. Zur Übertragung des Auftaktspiels der deutschen Nationalmannschaft am heutigen Sonntag erwarten die Veranstalter bei der Großveranstaltung auf dem Heiligengeistfeld nach eigenen Angaben bis zu 30 000 Zuschauer. "Wir rechnen damit, dass es voll wird", sagte eine Sprecherin. "Es wird bestimmt noch besser als heute."

Auf dem Platz vor der riesigen Leinwand und auf den umstehenden Tribünen ging es während der Übertragung am Samstag temperamentvoll, bunt und fröhlich zu. Hunderte türkische und portugiesische Fahnen verwandelten das Heiligengeistfeld in ein rot-weiß-grünes Fahnenmeer, lautstarke "Türkiye, Türkiye"-Gesänge und "Portugal, Portugal"-Rufe wechselten einander ab. "Da geht richtig was, es ist sehr lustig", sagte der 20-jährige Mahatin Altin aus Bargteheide über das Fußball- Fest, bei dem die türkischen Fans klar in der Überzahl waren. Zu Spannungen oder Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen kam es nach Angaben der Polizei nicht, auch nach den Spielen blieb es ruhig. "Das Fest ist friedlich verlaufen", sagte ein Sprecher.

Ohrenbetäubender Jubel herrschte unter den portugiesischen Fans, als ihre Mannschaft in der zweiten Halbzeit zunächst in Führung ging und dann kurz vor Schluss den entscheidenden Treffer zum 2:0-Endstand erzielte. Während die türkischen Schlachtenbummler mit der Zeit immer ruhiger wurden und viele von ihnen nach dem Abpfiff fast fluchtartig den Platz vor der Leinwand verließen, tanzten zahlreiche Portugiesen unter lauten "Portugal"-Rufen umher und fielen einander begeistert in die Arme.

"Das war das schwerste Vorrundenspiel, und wir haben es verdient gewonnen", jubelte der 18-jährige Ricardo Lopes aus Hamburg. "Jetzt kann die Nacht kommen." Auch dem 43 Jahre alte Salvador Dias, der mit Frau und Sohn auf das Heiligengeistfeld gekommen war, war die Freude anzumerken. "Super, besser kann es nicht laufen", sagte er.

Tiefe Enttäuschung herrschte hingegen bei den türkischen Fans, von denen viele bis zuletzt fest an einen Sieg ihres Teams geglaubt hatten. "Wir gewinnen 2:1 und dann wird auf jeden Fall auf dem Kiez gefeiert", hatte der 20-jährige Hasan Ardek Husein Carft aus Hamburg vor der Partie verkündet, während türkische Besucher singend und fahnenschwenkend über das Heiligengeistfeld gezogen waren. Nach der Niederlage fanden die betrübten Anhänger indes auch versöhnliche Worte für ihr Team. "Was soll man machen, man kann nicht immer gewinnen", meinte der 17-jährige Cenk Kizilkaya. "Die Mannschaft hat gut gekämpft, alles gegeben. Jetzt gehen wir trotzdem feiern."

Ausgelassen und entspannt hatten am Samstagnachmittag auch die Fans der Schweiz und Tschechiens die Übertragung des Spiels ihrer Nationalteams auf dem Heiligengeistfeld verfolgt. Die mehreren hundert Schweizer Schlachtenbummler ließen sich auch nach der unglücklichen 0:1-Niederlage ihrer Mannschaft nicht die EM-Laune verderben. "Es ist wunderbar, das Wetter ist super, einfach alles ist toll", sagte die 45 Jahre alte Madeleine Fischer. Zufrieden waren auch die Veranstalter mit dem Ablauf des ersten EM-Fan-Fests. "Es war friedlich, freundlich und sommerlich - eine gelungene Generalprobe für das Deutschlandspiel am Sonntag", sagte die Sprecherin.