Was gut und was noch nicht so gut war. Die Innenverteidigung bereitet Bundestrainer Löw weiterhin die größten Sorgen.

Gelsenkirchen. Selten waren sich die Experten einmal so uneinig wie nach diesem 2:1-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft gegen Serbien. Vor 53 951 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena stand es im letzten EM-Test lange Zeit 0:1, und schon zur Pause beklagten etliche Fußballkenner: "Ein Katastrophen-Kick." Nur weil es 0:1 stand? Natürlich stimmte lange Zeit das Ergebnis nicht, aber die DFB-Elf hatte sich gegenüber dem 2:2 am Dienstag gegen Weißrussland dennoch leistungsmäßig gesteigert - und zwar deutlich. Das wurde dann letztlich auch mit den hochverdienten zwei Toren in der Schlussphase sicht- und zählbar gemacht.

"Ich bin froh, dass wir dieses Spiel noch drehen konnten, das war gut für die Moral, für die Sicherheit und für das Selbstvertrauen der Mannschaft", sagte Joachim Löw. Der Bundestrainer lobte auch die spielerische Leistung seiner Elf, fand aber auch kritische Punkte. Im Kern offenbarte er: "Es gibt noch das eine oder andere Fragezeichen."

Was bereits gut lief: Die Köpfe der Mannschaft, Michael Ballack und Torsten Frings, harmonierten prächtig, sie übernahmen von Beginn an Verantwortung. Gut zudem, dass sich kein deutscher Spieler von der körperlichen Robustheit der Serben (viele um 1,85 bis 1,90 Meter groß) beeindrucken ließ. Insgesamt wirkte die Löw-Elf läuferisch schon wieder einen Tick weiter, die Spieler waren spritziger, frischer und wendiger (wenn auch noch nicht bei 100 Prozent). Zudem war der Siegeswille erkennbar. Hätte Serbien in der ersten Halbzeit nicht einiges Glück für sich gepachtet, hätte Deutschland schon innerhalb der ersten 45 Minuten führen können, denn es wurde sich eine Reihe bester Tormöglichkeiten erspielt.

Doch es war - natürlich - auch noch nicht alles lobenswert. Die Mannschaft soll ja, so der DFB-Trainerstab, auf den Punkt am 8. Juni fit sein, zum ersten EM-Gruppenspiel in Klagenfurt gegen Polen.

Bis dahin gibt es allerdings noch einiges zu verbessern. Sorgen bereitet dem Bundestrainer die Innenverteidigung. Per Mertesacker spielte zwar besser als gegen die Weißrussen, aber Christoph Metzelder schwächelt weiterhin. Und wieder fiel ein Tor durch die Mitte: Ein Pass des Gegners durch die Schnittstelle, und schon brennt es lichterloh vor dem deutschen Tor. Stichwort Feinabstimmung! Ein solches Gegentor war bei der WM 2006 unmöglich, jetzt passierte es schon das zweite Mal in Folge; Serbien nutzte einen Patzer von Metzelder zum 1:0 (18., Jankovic).

Stark verbesserungswürdig sind zudem die Standards. Bastian Schweinsteiger schoss zwei Eckstöße von links auf der rechten Seite ins Aus. Und Frings traf mit seinen Freistößen aus dem rechten Halbfeld dreimal hintereinander den ersten im Strafraum postierten Serben. So werden gute Torchancen leichtfertig vergeben, aber Standards sollen ja auch erst im EM-Quartier Ascona geübt werden.

Gut bereits jetzt: die Fans. Sie lieferten sich auf Schalke viele verbale Duelle mit den Serben. Nur ein Beispiel: "Ohne Serbien fahr'n wir zur EM", skandierten die Deutschen, die Serben antworteten: "Italia, Italia, Italia." Es blieb friedlich. So dass Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte: "Die Mannschaft kann sich einer großartigen Unterstützung durch die Fans gewiss sein."