Gelsenkirchen. Jürgen Grabowski. Erinnern Sie sich? Der Stürmer von Eintracht Frankfurt brachte es einst auf 44 Länderspiele und erwarb sich bei der Weltmeisterschaft 1970 den Ruf als "bester Einwechselspieler der Welt". 38 Jahre später könnte dem Hessen dieser (inoffizielle) Titel abspenstig gemacht werden, denn Deutschland hat wieder einen stechenden Joker: Oliver Neuville. Der Zweitliga-Stürmer aus Mönchengladbach kam gegen Serbien in der 70. Minute für Kuranyi ins Spiel, und als gerade die letzten Pfiffe gegen diese Auswechslung verstummt waren, traf Neuville zum umjubelten 1:1. Traumeinstand!

Nicht zum ersten Mal. Bei der WM 2006 traf Deutschland am 14. Juni auf Polen, es stand 0:0, als Neuville in der 71. Minute für Lukas Podolski eingewechselt wurde. Damals dauerte es noch länger mit dem Tor. In der 90. Minute sauste David Odonkor auf der rechten Seite bis zur Eckfahne, brachte den Ball zur Mitte, und dort stürzte Neuville heran - Tor. Niemals war es in einem deutschen Stadion lauter als nach diesem Treffer. Nun träumen die Fans von ähnlichem. Vielleicht schon am Sonntag, im Gruppenauftakt wiederum gegen die Polen. Für den 35-jährigen Neuville müsste das ein gutes Omen sein.

Er ist ein Quartals-Nationalspieler, denn Neuville hat eine seltsame Vergangenheit: Bei der EM 2000 war er nicht dabei, wurde in letzter Sekunde gestrichen, bei der WM 2002 stürmte Neuville, schoss im Achtelfinale den 1:0-Sieg gegen Paraguay heraus, bei der EM 2004 wurde er wieder als einer der letzten Spieler gestrichen, bei der WM 2006 war er dabei. Nun steht er vor seinem letzten großen Turnier. 68 Länderspiele hat er bestritten, nach dem zehnten Tor für Deutschland sagte er: "Ich konnte dem Trainer zeigen, dass er auf mich zählen kann." Das hat er wahrlich unter Beweis gestellt, der vielleicht weltbeste Joker.