Dortmund/Hamburg. Obwohl Leroy Sané kommt: Schwacher Lewandowski kritisiert Transfers. Gute TV-Quote für Supercup, aber Aufregung um Kimmich.

Es war nur der unbedeutendste Pokal, der in der Bundesligasaison 2019/2020 vergeben wird (auch wenn er zur letzten Saison zählt): Der Supercup zwischen dem Zweiten, Borussia Dortmund, und Meister und DFB-Pokalsieger Bayern München sorgte dennoch für extremen Gesprächsbedarf bei Spielern und Fans. Ist der 2:0-Sieg der Dortmunder durch Tore von Paco Alcacer und Jadon Sancho nun ein Fingerzeig für die kommende Saison?

Das war der Supercup nicht immer. Doch die wichtigsten Themen für beide Meisterschaftsaspiranten in der Bundesliga und möglicherweise in der Champions League waren quasi auf dem Platz mit Händen zu greifen. Den Bayern fehlt trotz deutlich höheren Ballbesitzes (65 Prozent) und Torjäger Robert Lewandowski ein Vollstrecker im Sturm. Kann der Transfer von Leroy Sané von Manchester City für über 100 Millionen Euro dieses strukturelle Manko der Bayern mit ihrer Lewandowski-Abhängigkeit beheben?

Trotz Sané-Transfer: Lewandowski stänkert weiter

Lewandowski selbst erneuerte nach dem Supercup seine Kritik an der derzeitigen Mannschaftszusammenstellung um Trainer Niko Kovac: „Man konnte sehen, dass wir Probleme haben. Die jungen Spieler, die auf der Bank waren, haben Potenzial, das stimmt. Aber manchmal braucht man einfach Spieler auf der Bank, die sofort helfen können oder einen Impuls geben können“, sagte Lewandowski. Ob er auch Fiete Arp (HSV-Neuzugang) damit gemeint hat?

Für einen Aufreger sorgte auch Nationalspieler Joshua Kimmich, der vor einem Einwurf dem Dortmunder Jungstar Jadon Sancho absichtlich auf den Fuß trat. Sancho musste behandelt werden und humpelte nach dem Spiel mit einem Eisverband vom Platz. Selbst ZDF-Mann Belá Rethy forderte Rot für Kimmich.

Kimmich: Hässliche Szene gegen Sancho

Verantwortliche wie Dortmund Lizenzspieler-Abteilungsleiter Sebastian Kehl und Bayern-Trainer Niko Kovac sagten später, sie hätten die Szene nicht richtig gesehen oder dem fairen Kimmich sei grundsätzlich eine Absicht nicht zu unterstellen. Das zeigte aber nur, wie sehr sie die hässliche Szene herunterspielen wollten. Bei Bayern mischt sich in die Ungewissheit vor der neuen Saison offenbar auch gewalt(tät)iger Frust.

„Ich war sauer, dass ich Gelb bekommen habe. Das war keine Absicht. Ich wollte den Ball mit der Sohle holen“, sagte Kimmich bei DAZN.

„Wenn Joshua Kimmich, den ich von seiner Mentalität und allem her sehr schätze, sich diese Szene nochmal anschaut, ist er vermutlich sehr zufrieden mit der Entscheidung des Schiedsrichters“, sagte der Dortmunder Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Paco Alcacer von Borussia Dortmund
Paco Alcacer von Borussia Dortmund © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin

Auch Kovac wirkte kurz desorientiert, als er nach dem Spiel behauptete, Dortmund habe in der vergangenen Saison kein Heimspiel verloren. Er vergaß das Pokalspiel gegen Werder Bremen und die Niederlage gegen Schalke 04 in einem denkwürdigen Spiel, das den BVB die Meisterschaft kostete. BVB-Coach Lucien Favre schaute schmerzverzerrt ob der Erinnerung an das Schalke-Spiel. „Gegen wen war das noch einmal“, fragte Kovac, der sich dann offenbar doch erinnern konnte. Kovac: „Ich bitte um Entschuldigung.“

In jedem Fall stimmte für das ZDF die TV-Quote: 8,09 Millionen Fußballfans sahen den Supercup, die Quote von 32,5 Prozent war beeindruckend. Jeder dritte Fernsehzuschauer sah somit das Spiel.