Lissabon/Paris. Borussia Dortmund kassiert eine aberwitzige Niederlage bei Benfica Lissabon. BVB wollte Anstoß verschieben lassen, Uefa lehnte ab.

Borussia Dortmund muss ernsthaft um den Einzug in das Viertelfinale der Champions League bangen. Im Achtefinal-Hinspiel bei Benfica Lissabon unterlag der BVB am Dienstagabend trotz drückender Überlegenheit mit 0:1 (0:0).

Abendblatt.de hält Sie am Tag danach auf dem Laufenden:

BVB-Aktie fällt nach Niederlage

Das drohende Aus in der Champions League hat Fans und Anlegern von Borussia Dortmund gleichermaßen die Laune verdorben. Die Papiere fielen am Mittwoch um bis zu 1,6 Prozent auf 5,16 Euro und bildeten damit das Schlusslicht im Kleinwerteindex SDax.

Beim Weiterkommen in dem Wettbewerb winken den Vereinen Einnahmen in Millionenhöhe. "Ein Ausscheiden wäre für den BVB natürlich ein herber Schlag", sagte ein Händler. Die Westfalen müssen nun im Rückspiel in Dortmund unbedingt gewinnen.

Statistiken belegen das Paradoxon

Die Spieldaten sprachen eindeutig für den BVB. Sowohl beim Ballbesitz (65:35) als auch bei der Zahl der angekommenen Pässe (590:212), den Ecken (10:3) und Torschüssen (14:4) lag der Revierclub deutlich vorn. „Obwohl ich sehr enttäuscht bin, bin ich sehr stolz darauf, wie wir hier aufgetreten sind. Wir haben überragend gut gespielt“, kommentierte Trainer Thomas Tuchel den starken, aber unglücklichen Auftritt seiner Mannschaft. Nach Einschätzung von Torhüter Roman Bürki war es gar „eine der besten Saisonleistungen.“

Die Statistik des Spiels

Benfica Lissabon

Ederson - Semedo, Luisao, Lindelöf, Eliseu - Pizzi, Fejsa - Salvio, Carrillo (46. Filipe Augusto) - Rafa (67. Cervi), Mitroglou (75. Jimenez). - Trainer: Vitoria

Borussia Dortmund

Bürki - Piszczek, Sokratis, Bartra - Weigl - Durm, Schmelzer - Dembele, Guerreiro (82. Castro) - Aubameyang (62. Schürrle), Reus (82. Pulisic). - Trainer: Tuchel

Schiedsrichter

Nicola Rizzoli (Italien)

Tor

1:0 Mitroglou (49.)

Zuschauer

55.124

Gelbe Karten

Fejsa (2) - Schmelzer (2), Pulisic, Bartra

Besonderes Vorkommnis

Ederson hält Handelfmeter von Aubameyang (58.)

Torschüsse

4:14

Ecken

3:10

Ballbesitz

36:64 %

Zweikämpfe

79:83

1/11

Tuchel: "Es ist ein kompliziertes Ergebnis"

"Im Hinspiel auswärts mit 0:1 zu verlieren, ist immer ein gefährliches Ergebnis. Macht der Gegner im Rückspiel ein Tor, musst du drei machen“, klagte Sportdirektor Michael Zorc. Ähnlich urteilte Trainer Thomas Tuchel: „Es ist ein kompliziertes Ergebnis für das Rückspiel.“ Dennoch überwog bei Beiden die Zuversicht, im zweiten Duell mit Benfica am 8. März in Dortmund den Sprung in das Viertelfinale schaffen zu können.

Warum schoss Aubameyang den Elfer?

Ausgerechnet der zurzeit beste Bundesliga-Torschütze wurde zur Symbolfigur des Unvermögens. Erst ließ Pierre-Emerick Aubameyang drei gute Möglichkeiten ungenutzt, dann verschoss er in der 59. Minute in kläglicher Manier einen Elfmeter. Vorwürfe aus der Mannschaft gab es dennoch keine. „Er hat uns schon so oft den Arsch gerettet“, sagte Keeper Bürki. Nach Einschätzung von Weltmeister André Schürrle ist Aubameyang schon bald wieder der alte: „Er war heute ein bisschen niedergeschlagen. Aber spätestens ab morgen wird er wieder sein Lächeln draufhaben - und am Wochenende wahrscheinlich ein, zwei Tore machen.“

Die 59. Minute: Pierre-Emerick Aubameyang führt den mutmaßlich schwächsten Elfmeter seiner Karriere aus, im Hintergrund reckt Marco Reus den Hals
Die 59. Minute: Pierre-Emerick Aubameyang führt den mutmaßlich schwächsten Elfmeter seiner Karriere aus, im Hintergrund reckt Marco Reus den Hals © Witters

Dabei wäre es möglicherweise ratsam gewesen, Aubameyang nach zuvor zwei vergebenen Großchancen gar nicht erst antreten zu lassen. Marc Bartra versuchte zwar noch, Marco Reus zur Ausführung zu überreden, doch der Vize-Kapitän ("Ich habe den Ball eigentlich auch gehabt") musste die Verantwortung kopfschüttelnd weitergeben.

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Und so kam, was kommen musste: Der an diesem Abend glücklose Aubameyang nahm sich den Ball und setzte diesen derart unpräzise halbhoch in die Mitte, dass Ederson per unorthodox gehockter Faustabwehr entschärfen konnte. Und statt zuvor in der Findung des Schützen entscheidend einzugreifen, belegte Tuchel den Gabuner nur eine Minute nach dem verschossenen Handelfmeter per Auswechslung mit der Höchststrafe.

Kapitän Marcel Schmelzer bestätigte nach dem Spiel, dass Aubameyang als etatmäßiger Elfmeterschütze zurecht geschossen habe, wollte dem Stürmer aber keine Vorwürfe machen. "Er hat vielleicht nicht den besten Tag gehabt, aber 'Auba' hat schon so viele Spiele gewonnen für uns, dass es gar kein Problem ist für uns", sagte Schmelzer im ZDF.

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Aubameyang, bester Torjäger der Bundesliga (17 Treffer), soll somit auch der Dortmunder Elfmeterschütze Nummer eins bleiben. "Wenn er sich beim nächsten Mal gut fühlt, darf er wieder schießen", sagte Weltmeister André Schürrle, "im nächsten Spiel schießt er dann einfach zwei oder drei Tore."

Ballack sorgt sich um Götze

Und noch eine Baustelle für die Borussia: Mario Götze. Jetzt hat sich auch Michael Ballack mit Sorge in die Debatte um den WM-Heldeneingeschaltet. "Wenn ich Mario Götze sehe, da verläuft seine Entwicklung nicht in die richtige Richtung. Er verfügt über herausragende Qualitäten, aber er ruft sein Potenzial, aus welchen Gründen auch immer, leider nicht ab. Dabei müsste er eigentlich immer spielen", sagte Ballack der "Sport Bild".

Götze kommt zurzeit nicht über die Rolle als Ergänzungsspieler hinaus, außerdem warfen ihn immer wieder Verletzungen zurück. In Lissabon stand der 24-Jährige noch nicht einmal im Kader. Laut Ballack müsse Götze Trainer Thomas Tuchel Leistung anbieten.

"Aber vielleicht fühlt er sich ungerecht behandelt, steigert sich zu sehr hinein, und das wirkt sich negativ auf seine Leistung aus", betonte der einstige Capitano. "Aber Götze muss sich auch hinterfragen. Seine Ausstrahlung ist nicht so optimal, sodass Mitspieler, der Trainer, die Fans und die Medien nicht das Gefühl haben, dass er unbedingt gegen seine derzeitige Situation ankämpft. Er ist eher der introvertierte Spieler."

Ein verletzter Fan und fünf Festnahmen

Massive Probleme bei der Einlasskontrolle sorgten vor dem Stadion für bedenkliche Zustände. Ein Teil der rund 3500 BVB-Fans kam erst verspätet in das Stadion. Die Fanabteilung der Borussia berichtete von rigorosem Vorgehen der Polizei, bei dem ein Fanvertreter verletzt worden sei. Augenzeugen berichten von wahllosen Schlägen mit Gummiknüppeln.

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Viele Fans hatten bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit außerhalb des Stadions ausharren müssen. Die Polizei kontrollierte äußerst penibel, nachdem vier Mitglieder der Ultra-Gruppierung Desperados und ein Mitglied der Kölner Gruppe Boyz wegen Mitführens von Pyrotechnik festgenommen worden waren. Sie sollen am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt werden. Zudem gab es offensichtlich größere Probleme mit der elektronischen Einlasskontrolle.

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"Der Ordnungsdienst von Benfica ist nach unseren Infos akut unterbesetzt“, teilte der BVB mit. Die Verantwortung für die Verzögerungen liege deshalb allein bei den Gastgebern. Die Borussia teilte mit: "Borussia Dortmund bemühte sich auf Bitte der vor Ort befindlichen Fanbeauftragten vergeblich bei der Uefa um eine Verschiebung der Anstoßzeit."

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Der Verein sei weit im Voraus über strenge Sicherheitskontrollen informiert worden, viele Fans waren deshalb zwei Stunden vor dem Anpfiff bereits am Stadion. "Die Entscheidungshoheit am Stadion liegt grundsätzlich beim gastgebenden Veranstalter. Der BVB und wir Fanbeauftragte haben vor Ort keinen Einfluss auf die Geschehnisse gehabt", betonte die Fanabteilung des Clubs.

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Zorc sieht grundsätzliches Problem

Sportdirektor Michael Zorc sieht in Dortmunds Abschlussschwäche ein grundlegendes Problem. "Das haben wir schon ein paar Wochen länger. Wir haben Hertha BSC im Pokal unnötig am Leben gelassen. Wir hätten RB Leipzig 5:0 abschießen müssen, statt 1:0 zu gewinnen", sagte Zorc nach dem 0:1 bei Benfica: "Wir brauchen da noch mehr Konsequenz und Willen."

Auch im Estadio da Luz hatte der BVB eine Reihe bester Chancen vergeben. "Wir hätten 4:0 oder 5:1 gewinnen müssen", klagte auch Innenverteidiger Sokratis: "Von zehn solcher Spiele gewinnst du neuneinhalb."