Lissabon/Paris. Aubameyang vergibt beim 0:1 bei Benfica Lissabon im Achtelfinalhinspiel einen Elfmeter. Fünf Festnahmen vor dem Spiel.

Viel Ballbesitz, allerbeste Chancen, null Ertrag – Borussia Dortmund hat zu Beginn der K.-o-Runde in der Champions League eine bessere Ausgangsposition leichtfertig verspielt. Nach den aufwühlenden Tagen mit Darmstadt-Pleite und DFB-Strafe brachte vor allem Pierre-Emerick Aubameyang die Borussia beim 0:1 (0:0) im Achtelfinal-Hinspiel der Fußball-Königsklasse bei Benfica Lissabon um den möglichen Lohn. Der beste Bundesliga-Schütze vergab mehrere große Torchancen und verschoss zudem einen Handelfmeter (58. Minute) in kläglicher Manier.

Der ehemalige Gladbacher Bundesliga-Profi Kostas Mitroglou (48. Minute) war effektiver und nutzte vor 55.124 Zuschauern im Estadio da Luz seine einzige Torchance zum glücklichen Siegtreffer des portugiesischen Meisters. Im Rückspiel am 8. März muss der BVB mit zwei Toren Vorsprung gewinnen, um das Viertelfinale zu erreichen.

Dortmund-Fans werden nicht eingelassen

"Ich finde, wir haben nicht nur gut, sondern überragend gespielt", sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel trotzig: "Wir haben dem Gegner nichts zugestanden und kassieren durch den einzigen Torschuss des Gegners den entscheidenden Treffer. Das sind so Ergebnisse, dafür gibt es Rückspiele. Wir waren so gut und hatten so viele Chancen. Shit happens. Ich bin sehr enttäuscht, aber auch sehr stolz. Im Rückspiel müssen wir in der Konsequenz vor dem Tor deutlich zulegen."

Bis weit in die erste Halbzeit hinein war die Lage vor der Arena angespannt. Hunderte der insgesamt 3000 Dortmund-Fans kamen wegen technischer Probleme an den Kartenlesegeräten nicht ins Stadion. Die Bitte der Dortmunder, das Spiel später anpfeifen zu lassen, wurde von der Uefa nicht erhört. Laut BVB-Fanabteilung kam es zu gewalttätigen Aktionen der portugiesische Polizei gegen einen Fanvertreter.

Fünf Festnahmen vor dem Spiel

Vier Mitlieder der Dortmunder Ultragruppierung Desperados sind vor dem Spiel festgenommen worden. Laut BVB-Angaben hatten sie Pyrochtechnik bei sich und werden nun am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt. Auch ein Mitglied der Kölner Gruppe Boyz wurde festgenommen.

Anstrengend seien die vergangenen Tage für den BVB gewesen, gestand Sportdirektor Michael Zorc kurz vor dem Anpfiff. Die Niederlage in Darmstadt und das DFB-Urteil nach den Leipzig-Beleidigungen galt es zu verarbeiten. Trainer Thomas Tuchel wollte an die positiven Momente der jüngeren Vergangenheit erinnern. Personell setzte er auf die Startelf, die RB Leipzig in der Bundesliga besiegt und Hertha BSC im DFB-Pokal ausgeschaltet hatte. Kapitän Marcel Schmelzer und Außenverteidiger Kollege Lukas Piszczek waren wieder dabei.

Das Duo agierte sehr hoch stehend vor einer Dreierkette. Als torgefährlichstes Team der Gruppenphase (Königsklassen-Rekord mit 21 Toren) wollte die Borussia standesgemäß offensiv in die K.-o.-Phase starten. Im Gegensatz zum Darmstadt-Spiel trat man auch viel aktiver auf, versuchte gleich die Regie zu übernehmen. Aubameyang (10.) hatte nach einem sehr feinen Pass von Ousmane Dembelé die Topchance zur Führung, schoss aber freistehend drüber. Auch Dembelé (23.) ließ seine Einschussmöglichkeit aus kurzer Distanz ungenutzt. Als Raphael Guerreiro noch im Liegen eine Hereingabe hinbekam, kam Aubameyang (38.) einen Schritt zu spät.

Die schlampige Chancenverwertung war aber auch das einzige BVB-Manko. Das Spiel hatte die Borussia im Griff. Die Einstellung war wieder auf Champions-League-Niveau, der Ballbesitz im überdeutlichen Plusbereich. Glück hatte Benfica zudem, dass Schiedsrichter Nicola Rizzoli nicht auf Elfmeter entschied, als der sonst überragende Torwart Ederson (40.) an der Strafraumkante Dembelé auflaufen ließ. "Wir hätten hier viel mehr mitnehmen müssen und 2:0, 3:0 oder 3:1 gewinnen können", sagte Julian Weigl. "Das Ergebnis ist sehr schmerzhaft, aber in unserem eigenen Stadion sind wir immer für eine gute Leistung gut."

Aubameyangs schlapper Strafstoß

Doch alle Überlegenheit war kurz nach dem Wiederanpfiff Makulatur. Der am Niederrhein aufgewachsene Grieche Mitroglou bestrafte einen Stellungsfehler von Sokratis nach einem Eckball. Immerhin: Dortmund steckte nicht auf. Aubameyang kam aber wieder nicht an Ederson vorbei (51.), Marco Reus (55.) und Piszczek (55.) scheiterten am Brasilianer.

Und der Gipfel der Fahrlässigkeiten folgte noch. Nach einem Handspiel von Ljubomir Fejsa schoss Aubameyang den Strafstoß schlapp in die Mitte. Ederson hatte keine Probleme. Tuchel nahm den Fehlschützen wenig später aus dem Spiel. Dortmund mühte sich vergeblich. Auch der eingewechselte Christian Pulisic (84.) scheiterte an Ederson.

Paris entzaubert Barcelona

Julian Draxler jubelt über seinen Treffer zum 2:0
Julian Draxler jubelt über seinen Treffer zum 2:0 © dpa | Michel Euler

Weltmeister Julian Draxler sowie die Geburtstagskinder Ángel Di María und Edinson Cavani haben unterdessen den FC Barcelona geschockt und für Paris Saint-Germain die Tür zum Viertelfinale der Champions League ganz weit aufgestoßen. Der ehemalige Wolfsburger Draxler (40.), der Argentinier Di María (18., 55.) an seinem 29. und Torjäger Cavani an seinem 30. Geburtstag (71.) erzielten die Treffer zum sensationellen 4:0 (2:0)-Sieg des französischen Meisters im Achtelfinal-Hinspiel gegen den Favoriten aus Spanien.

Die Katalanen, für die der deutsche Nationaltorwart Marc-André ter Stegen eine noch höhere Niederlage verhinderte, stehen im Rückspiel am 8. März mit dem Rücken zur Wand und könnten erstmals seit der Saison 2007/2008 das Viertelfinale verpassen. Die Pleite in Paris war für Barcelona die höchste Auswärts-Niederlage in der Königsklasse seit 1393 Tagen. 2013 hatte Barca im Halbfinale bei Bayern München ebenfalls 0:4 verloren.

Vom Wundersturm war nichts zu sehen

Vor 46.484 Zuschauern im Pariser Prinzenpark, darunter auch Joachim Löws Assistent Thomas Schneider und Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, übernahmen die Gastgeber vom Start weg die Initiative. Vom Wundersturm der Gäste mit Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar war so gut wie nichts zu sehen, zudem offenbarte die Abwehr die ein oder andere Schwäche. Ter Stegen verhinderte mit starken Paraden gegen PSG-Ersatzkapitän Blaise Matuidi (12.) und Draxler (34.) vor der Pause weitere Gegentreffer für den fünfmaligen Sieger in der Königsklasse.

Beim 0:1 durch Di María, der mit einem Traumfreistoß erfolgreich war, konnte ter Stegen nichts ausrichten. Beim zweiten Gegentreffer von Draxler, der aus rund 14 Metern traf, sah der frühere Gladbacher allerdings nicht so gut aus. Beim Fernschuss zum 0:3 von Vizeweltmeister Di María war ter Stegen ebenso machtlos wie beim Gegentor von Cavani, der im siebten Spiel zum siebten Mal traf.

Trapp erhält Vorzug im PSG-Tor

Ter Stegens Gegenüber Kevin Trapp, der von Trainer Unai Emery den Vorzug gegenüber dem in der Gruppenphase gesetzten Alphonse Areola erhalten hatte, verlebte dagegen trotz der Superstars auf gegnerischer Seite einen relativ ruhigen Abend. Lediglich gegen Europameister André Gomes musste der frühere Frankfurter in der 28. Minute sein ganzes Können aufbieten.

Auch nach der Pause blieb der 24-malige spanische Meister weit hinter den Erwartungen zurück. Zwar erhöhte Barcelona zwangsläufig den Druck, aber Paris stellte geschickt die Räume zu und ließ Messi und Co. ein ums andere Mal ins Leere laufen. Bei Kontern blieb der französische Champion zudem stets gefährlich. Nicht zuletzt der herausragende Di María und Draxler, der nun in all seinen Premierenspielen für Paris in Liga, Pokal und Champions League getroffen hat, setzten immer wieder Nadelstiche.