Frankfurt/Main. Die Trainer-Nobodies Niko und Robert Kovač sollen die Frankfurter Eintracht zum Klassenerhalt führen. Ein durchaus gewagter Schachzug.
Eintracht Frankfurt setzt im Abstiegskampf auf einen Neuling im Chefsessel: Der 44 Jahre alte Niko Kovač soll mit den krisengeschüttelten Hessen bei seiner Premiere als alleiniger Club-Trainer die Klasse halten. Kovač tritt beim Tabellen-16. die Nachfolge von Armin Veh an, von dem sich die Frankfurter am Sonntag nach sieben sieglosen Spielen in Serie getrennt hatten.
Kovač, der zuletzt als Nationaltrainer Kroatiens tätig war, ist vom Nichtabstieg absolut überzeugt. „Ich bin hierhergekommen, um die Liga zu halten. Ich denke an nichts anderes“, sagte Kovač am Dienstag bei seiner Vorstellung. Sein bis zum 30. Juni 2017 datierter Vertrag gilt daher auch nur für das Oberhaus. „Ich kann ja nicht die Mannschaft erreichen, wenn ich mir ein Hintertürchen offenlasse“, sagte der Ex-Profi, der danach sofort die erste Einheit mit seinem neuen Team leitete. „Die Zeit drängt.“
Bruchhagen rechtfertigt den Schritt
Die Eintracht geht mit der Verpflichtung des unerfahrenen Trainers volles Risiko. In der bisherigen Amtszeit von Vorstandsboss Heribert Bruchhagen hatten die Frankfurter stets auf erfahrene Übungsleiter wie Friedhelm Funkel oder Thomas Schaaf gesetzt. Der im Sommer in den Ruhestand tretende Bruchhagen wollte den Paradigmenwechsel aber nicht überbewerten. „Jede Entscheidung ist auf ihre Art mutig. Das gilt, wenn man einen erfahrenen Trainer holt genauso wie wenn man auf einen Coach aus der Jugendbewegung setzt, wie es Hoffenheim getan hat.“ Wichtig sei, dass man vom Kandidaten überzeugt sei. Und das sei bei Kovač der Fall gewesen. „Wir freuen uns, mit ihm einen Neuanfang zu starten.“
Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner hatte bereits im Sommer, als die Hessen einen Nachfolger für Schaaf suchten, Gespräche mit Kovač geführt. Damals entschied sich der Club aber für eine Rückkehr von Veh. „Der Kontakt ist seitdem nie abgerissen“, sagte Hübner. „Entscheidend war, wie analysiert er unsere Mannschaft, was ist sein Plan. Da hat er einen hervorragenden Eindruck hinterlassen“, sagte Hübner, der wegen verfehlter Personalpolitik zuletzt selbst in die Kritik geraten war. „Wir sind überzeugt, dass Niko unser Ziel schafft.“
Auch Robert Kovač kommt
Kovač bringt seinen Bruder Robert als Assistenten mit. Zusammen wollen die Brüder das zuletzt völlig verunsicherte Eintracht-Team wieder auf Kurs bringen. Dass er zuvor noch nie als Chefcoach bei einem Profiverein gearbeitet hat, sieht Kovač nicht als Problem an. „Ich habe 35 Jahre in Deutschland gelebt. Ich bin ein Kind der Liga“, sagte der gebürtige Berliner, der in der Bundesliga für Hertha BSC, Bayer Leverkusen, den Hamburger SV und Bayern München spielte. „Ich habe auch zuletzt Woche für Woche die Bundesliga geschaut. Ich kenne sie wie kein anderer.“
Als Spieler galt Kovač im defensiven Mittelfeld als kampfstark und jemand, der keinem Zweikampf aus dem Weg ging. Diese Tugenden will er nun auch von seinen neuen Spielern sehen. „Ich war als Spieler ein akribischer Arbeiter, ein absoluter Profi. Und so bin ich auch als Trainer. Ich verlange von allen absolute Professionalität, Leidenschaft und Disziplin.“
Schon am Sonnabend in Mönchengladbach wird man sehen, ob die Profis die Marschroute ihres neuen Vorgesetzten umsetzen können. Dass das Team bis zuletzt zu seinem Vorgänger Veh stand, sieht Kovač nicht als Problem an. „Es wäre ja traurig, wenn es nicht so gewesen wäre.“
Die Trainerwechsel in 2015/2016
dpa