Frankfurt. Hessen ziehen nach Talfahrt und Querelen im Umfeld die Reißleine. Als Vehs Nachfolger werden jede Menge Kandidaten genannt.

Diesen Schritt wollte sich Heribert Bruchhagen unbedingt ersparen. In seinem letzten Jahr als Vorstandsboss bei Eintracht Frankfurt noch einmal einen Trainer zu entlassen, das versuchte der 67-Jährige bis zum Schluss unter allen Umständen zu vermeiden. Doch nach dem enttäuschenden 1:1 (0:1) gegen den FC Ingolstadt am Sonnabend, dem siebten Spiel in Serie ohne Sieg, musste auch Bruchhagen einsehen, dass es mit Chefcoach Armin Veh nicht mehr weitergeht. Spät in der Nacht traf er mit Sportdirektor Bruno Hübner die gemeinsame Entscheidung, sich von dem im Sommer noch als Hoffnungsträger zurückgekehrten Veh zu trennen.

„Über allem stehen immer die Interessen von Eintracht Frankfurt“, sagte Bruchhagen am Sonntagmorgen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt im Rundlauf der Commerzbank-Arena. „Eintracht Frankfurt ist kein Verein, der sich vom ersten Gegenwind wegblasen lässt, aber wir sind in der Gesamtbetrachtung doch einstimmig zu der Überzeugung gekommen, dass dieser Schritt notwendig ist.“

Seit Wochen hatten sich die Fans in Frankfurt gegen Veh gestellt, der noch einen Vertrag bis 2017 besaß. Viele Anhänger nahmen dem einstigen Erfolgscoach immer noch übel, dass er die Eintracht im Sommer 2014 nach drei erfolgreichen Jahren in Richtung Stuttgart verlassen hatte, weil er dort die bessere Perspektive sah. Er wolle nicht immer den gegnerischen Trainern zum Sieg gratulieren, hatte Veh zur Begründung gesagt. Ein Satz, dem ihn viele am Main nie verziehen. Zumal Veh in Stuttgart krachend scheiterte.

Bruchhagen hofft auf "Befriedung des Umfelds"

„Ich erhoffe mir aus diesem neuen Impuls eine Befriedung des Umfeldes und gleichzeitig auch eine Leistungssteigerung des Teams“, begründete Bruchhagen die Trennung. Veh habe sogar ein bisschen erleichtert gewirkt. „Er hat gespürt, wie das Umfeld auf ihn reagiert hat. Da setzt neben der Enttäuschung auch ein Punkt Erleichterung ein und den meine ich bei ihm vernommen zu haben.“ Der 67-Jährige wollte bis zuletzt an Veh festhalten. Auch weil die Spieler weiter zum Trainer standen. „Ich bin absolut überzeugt davon, dass wir es nur mit Armin Veh da unten rausschaffen“, hatte Routinier Marco Russ gesagt.

Doch nachdem auch gegen Ingolstadt nicht der dringend notwendige Heimsieg gelang, deuteten schon am Samstagabend viele Anzeichen auf Abschied für Veh. Von 2011 bis 2014 hatte der 55-Jährige überaus erfolgreich bei der Eintracht gewirkt. Nach dem Abstieg führte er die Hessen sofort zurück ins Oberhaus und schaffte dort den Einzug in die Europa League. Von einem Comeback auf der internationalen Bühne wurde vor dieser Saison wieder geträumt, aber nun geht beim Tabellen-16. die Angst vor dem fünften Bundesliga-Abstieg um.

Jede Menge Nachfolger-Kandidaten

Vehs Nachfolger soll nun so schnell wie möglich verpflichtet werden. Am Sonntag leitete der bisherige Co-Trainer Reiner Geyer das Auslaufen, Veh war nicht mehr auf dem Stadiongelände. Geyer ist aber keine Option als Chefcoach. „Wir wollen zeitnah einen neuen Trainer verpflichten“, sagte Bruchhagen. Bereits am kommenden Samstag im Spiel bei Borussia Mönchengladbach soll der neue Übungsleiter auf der Bank sitzen. „Das ist unsere Absicht“, sagte Bruchhagen.

Nur als Retter soll der neue Mann aber nicht kommen. „Es ist schon unser Ziel, einen Trainer zu finden, der viele Ziele erreicht. Nämlich dass er den Klassenerhalt schafft und dann in der Struktur und in der Zusammenstellung der Mannschaft für die neue Saison eine entscheidende Rolle spielt.“

Slomka und Gisdol äußern sich

Namen wollte Bruchhagen nicht kommentieren. Sportdirektor Hübner soll den Veh-Nachfolger aussuchen, „schließlich muss er auch über meine Zeit hinaus mit dem neuen Trainer zusammenarbeiten“, sagte der Vorstandsboss. Als Kandidaten gelten Jos Luhukay, Kosta Runjaic, Markus Gisdol, Jens Keller und Mirko Slomka.

Der Ex-HSV-Trainer schloss ein Engagement allerdings aktuell aus. "Ich bin nicht in der Verlosung, sonst wäre ich ja nicht hier“, sagte Slomka am Sonntag bei seinem Besuch der Davis-Cup-Partie zwischen Deutschland und Tschechien in Hannover im TV-Sender Sat.1 Gold.

Gisdol hielt sich in der Sendung „Doppelpass“ bei Sport1 bedeckt. "Ich sage Frankfurt weder ab noch zu“, sagte der frühere Trainer von 1899 Hoffenheim. Gisdol, der im Oktober des vergangenen Jahres in Hoffenheim entlassen worden war, liebäugelt offenbar mit einem neuen Job erst im Sommer. „Ich habe nicht den unwahrscheinlichen Druck, jetzt irgendwo einzusteigen“, sagte Gisdol.

Auch Jugendtrainer Alexander Schur wurde bereits genannt. Über Tayfun Korkut wird ebenfalls spekuliert, er war schon vor Veh ein Kandidat.