Dortmund. Der deutsche Fußball dürfe nicht nachlassen, mahnt der DFB-Präsident nach dem Ausscheiden des Trios Dortmund, Schalke und Leverkusen.

Die deutsche Fußball-Bundesliga ist nach zuletzt zwei erfolgreichen Spielzeiten in der Champions League in der Saison 2014/15 nur mit einem Verein im Viertelfinale vertreten. Im Achtelfinale kam für den FC Schalke 04, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen das Aus.

Der FC Bayern München ist als einziger Vertreter der Bundesliga in der Runde der letzten acht Teams übriggeblieben. In den Jahren 2013 und 2014 standen jeweils der FC Bayern und Borussia Dortmund im Viertelfinale. Vor zwei Jahren kam es in London sogar zum Final-Duell der beiden deutschen Rivalen.

Niersbach in großer Sorge

Auf das Ausscheiden des Bundesliga-Trios reagiert DFB-Präsident Wolfgang Niersbach deshalb bereits mit Sorge. "Es bestätigt nur das, was wir schon nach der glorreichen WM angekündigt hatten: Es gibt kein Ausruhen, kein Nachlassen, wir müssen dran bleiben, um die Spitze zu halten", sagte Niersbach am Donnerstag in Berlin.

Der Funktionär ergänzte, dass es nun wichtig wäre, wenn die Bayern als einzig verbliebener Bundesligist das Finale der Königsklasse in der deutschen Hauptstadt am 6. Juni erreichen würde: "Ich hoffe jetzt, dass die Bayern den Weg nach Berlin finden."

Rauball von seinen Dortmundern enttäuscht

Liga-Präsident Reinhard Rauball sah das Abschneiden der Klubs in der ersten K.o.-Runde der Champions League nicht ganz so dramatisch. "Schalke hätte weiterkommen können, für Leverkusen war es sehr unglücklich. Der einzige Klub, der verdient ausgeschieden ist, war leider Borussia Dortmund", sagte der BVB-Präsident.

Rauball zeigte sich vom Rückspiel der Dortmunder gegen Juventus Turin (0:3) sehr enttäuscht. "Wir sind auf eine Mannschaft getroffen, die uns in allen Belangen, die im modernen Fußball wichtig sind, überlegen war", sagte 68-Jährige.

BVB gegen Juventus Turin

Turins Leonardo Bonucci (l.) und Torschütze Carlos Tevez zeigten früh, wer Herr im Dortmunder Haus ist
Turins Leonardo Bonucci (l.) und Torschütze Carlos Tevez zeigten früh, wer Herr im Dortmunder Haus ist © Witters
Kevin Kampl am Ball
Kevin Kampl am Ball © AP | Frank Augstein
Arturo Vidal wird vom Schiedsrichter verwarnt
Arturo Vidal wird vom Schiedsrichter verwarnt © AP | Frank Augstein
Alvaro Morata (l.) wird von  Dortmunds Sokratis verfolgt
Alvaro Morata (l.) wird von Dortmunds Sokratis verfolgt © AP | Martin Meissner
Arturo Vidal (l.) gegen Marcel Schmelzer
Arturo Vidal (l.) gegen Marcel Schmelzer © REUTERS | INA FASSBENDER
Kevin Kampl kann die Niederlage nicht begreifen
Kevin Kampl kann die Niederlage nicht begreifen © AFP | TOBIAS SCHWARZ
Roberto Pereyra (l.) und Ilkay Gündogan im Duell
Roberto Pereyra (l.) und Ilkay Gündogan im Duell © WITTERS | UweSpeck
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp fasst sich an den Kopf
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp fasst sich an den Kopf © dpa | Bernd Thissen
Dortmunds Marco Reus (l.) und Arturo Vidal im Zweikampf
Dortmunds Marco Reus (l.) und Arturo Vidal im Zweikampf © dpa | Bernd Thissen
Dortmunds Fans lassen ihre Pokalhelden von 1997 wieder aufleben
Dortmunds Fans lassen ihre Pokalhelden von 1997 wieder aufleben © dpa | Bernd Thissen
Kann man nichts machen: BVB-Trainer Jürgen Klopp musste nach dem 0:3 gegen Juventus Turin Torhüter Roman Weidenfeller trösten und die eklatante Unterlegenheit seiner Dortmunder anerkennen
Kann man nichts machen: BVB-Trainer Jürgen Klopp musste nach dem 0:3 gegen Juventus Turin Torhüter Roman Weidenfeller trösten und die eklatante Unterlegenheit seiner Dortmunder anerkennen © Witters
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Für England sieht es noch schlechter aus

Immerhin: Noch trister sieht es für das Fußball-Mutterland aus. Denn die englische Premier League hat zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren ein Champions-League-Debakel erlebt. Nach dem Aus im Achtelfinale für Manchester City wird die Runde der besten Acht in der Königsklasse wie schon in der Saison 2012/13 ohne englische Beteiligung gespielt werden.

Der FC Liverpool war bereits in der Gruppenphase gescheitert. Der FC Arsenal schied gegen AS Monaco aus, José Mourinho scheiterte mit dem FC Chelsea gegen den französischen Meister Paris St. Germain. Manchester City verlor auch das Rückspiel im Camp Nou gegen den FC Barcelona am Mittwochabend.

Neville urteilt hart über Premier League

"Es ist doch so: Mit den besten Mannschaften Europas können wir weder mental noch physisch mithalten", sagte der ehemalige englische Nationalspieler Gary Neville bei Sky. Der 40-Jährige absolvierte mehr als 400 Partien für Manchester United, gewann auf Klubebene praktisch alles, was es zu gewinnen gibt. Neville war eine der prägenden Figuren im Mutterland des Fußballs in einer Zeit, in der England tatsächlich noch den Takt in Europa vorgab.

Heute ist das nicht mehr so. "Was die englischen Klubs international abliefern, ist im Verhältnis zu den anderen Top-Ligen schlichtweg zweitklassig", sagt Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann, der mehr als zehn Jahre auf der Insel spielte. Denn nicht nur in der Königsklasse sucht man vergeblich nach englischen Teams, selbst in der Europa League, dem "Cup der Verlierer", ist im FC Everton nur noch ein Klub vertreten.

Wenger: "Deutscher Fußball floriert"

Dass andere Teams besser spielen ist allerdings nicht der entscheidende Grund für das englische Scheitern, es ist vor allem auch die Folge der liga-immanenten Strukturen. Geld wird nach dem neuen, milliardenschweren TV-Deal weiter in Strömen fließen, hier und dort wird sicherlich auch deshalb mal wieder ein Superstar nach England wechseln. Erfolg wird das allein aber nicht garantieren.

"Der spanische Fußball ist jedes Jahr dabei, der deutsche Fußball floriert, und auch in Frankreich preschen einige Klubs vor", sagte Arsenal Londons Teammanager Arsène Wenger - vor zwei Jahren! Geändert hat sich wenig, im Gegenteil: Wenger selbst ist Teil des vielleicht größten Problems im englischen Fußball.

Trainer sind nicht mehr "up to date"

Denn die Verantwortlichen der großen Vereine sind nicht mehr "up to date", ihre taktischen Konzepte nicht mehr zeitgemäß. Unter José Mourinho etwa kann der FC Chelsea auch gegen ein dezimiertes Paris St. Germain nicht gewinnen, Manuel Pellegrini vertraut bei Manchester City noch immer auf das 4-4-2-System. Und Rekordmeister Manchester United? Der war unter Louis van Gaal international gar nicht erst dabei.

In England, so scheint es, zählen auf der Trainerbank Namen mehr als Spielideen und Konzepte. Die Stars auf dem Platz werden es ja schon richten, zur Not auch allein. "Wir brauchen uns aber doch nur mal aktuell die 20, 30 besten Spieler in Europa anschauen", sagte Hamann: "Mir fällt es schwer, da ein, zwei Spieler zu finden, die in England ihr Geld verdienen."

Enger Zeitplan als Ursache?

Und wenn, dann verlassen sie die Insel früher oder später, wie etwa Gareth Bale oder Luis Suarez. "Wir haben noch immer gute Spieler, aber früher haben wir die Gegner förmlich überrannt", sagte der englische Ex-Nationalspieler Jamie Carragher. Aber der enge Zeitplan in der Liga, glaubt zumindest Pellegrini, lässt das heutzutage nicht mehr zu.

"Dass wir keine Winterpause haben, ist ein großer Vorteil für die anderen Teams", sagt der Chilene, aber: "Der Boxing-Day ist eine wunderbare Tradition. Wir können das nicht ändern." Aber irgendetwas müssen sie auf der Insel ändern, wollen sie demnächst wieder im Topf sein, wenn die entscheidenden Runden ausgelost werden. (sid/dpa)