Borussia Dortmund erreicht dank zweier Tore in der Nachspielzeit gegen Málaga das Halbfinale der Champions League. Vor dem Siegtor wurde ein Fünffach-Abseits ignoriert.

Dortmund. Es war eine der Nächte, von denen später Opa seinem Enkel immer wieder erzählt. Und wieder. Borussia Dortmund hat durch einen unglaublichen 3:2 (1:1)-Sieg gegen den FC Málaga das Halbfinale der Champions League erreicht. Aber wie? Erst in der Nachspielzeit stellten Marco Reus (90.+1) und Felipe Santana (90.+3) den historischen Erfolg sicher. Den Schock des frühen 0:1 durch Joaquín (25.) und des 1:2 durch den eingewechselten Eliseu aus Abseitsposition (82.) steckte der BVB in einem unfassbaren Endspurt und dank unbändiger Moral noch weg. Robert Lewandowski (40.) hatte vor der Pause getroffen.

„Ganz großer Abend, den werd' ich nie vergessen. Wir waren alle ganz kurz vorm Herzinfarkt“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Auch Dortmunds Vorstandschef Hans-Joachim Watzke konnte sich nach dem Schlusspfiff zunächst kaum beruhigen: "Das war der emotionalste Moment in meinem Fußballleben". Sportchef Michael Zorc ging noch einen Schritt weiter: "Das war ein Wunder." So dürfen sich Mannschaft, Verein und Fans bei der Auslosung an diesem Freitag auf mindestens zwei weitere europäische Fußball-Festtage im Halbfinale am 23./24. April und 30. April/1. Mai freuen.

Dabei bereitete der Elf in der Anfangsviertelstunde das knifflige 0:0 aus dem Hinspiel reichlich Kopfzerbrechen. Wie der Gegner war auch der BVB auf Sicherheit bedacht. Die sonst so offensiv- und kombinationsfreudigen Dortmunder scheuten das Risiko. 15 Minuten lang spielte sich das Geschehen fast ausschließlich im Mittelfeld ab.

Doch nach 25 Minuten mussten die Gastgeber alle taktischen Überlegungen und das von Trainer Klopp angekündigte Geduldsspiel über den Haufen werfen, nachdem Joaquin aus 18 Metern das wichtige Auswärtstor für die Gäste erzielt hatte. Die spanischen Defensivspezialisten konnten sich nun noch intensiver der Abwehrarbeit widmen und die Räume für die Dortmunder Angriffe noch enger machen. Erst eine fantastische Kombination über Lukasz Piszczek, Jakub Blaszczykowski und Götze landete bei Marco Reus, der per Hacke Lewandowski auflegte. Der Stürmer verwandelte kaltschnäuzig. „Das Beste an der ersten Halbzeit war, dass sie rum war“, sagte Klopp später. „Málaga macht uns das Leben schwer“, sagte Zorc schon zur Pause. Dies blieb auch erst einmal so.

Denn nach dem Wechsel ging es gleich mit zwei brenzligen Torraumszenen los. Zunächst scheiterte Lewandowski mit einem wenig platzierten Schuss an Málaga-Schlussmann Willy (47.), nur eine Minute später rettete Weidenfeller mit einer Weltklasse-Parade nach einem Kopfball des erneut freien Joaquín. Weidenfeller musste auch bei einem Distanzschuss von Jeremy Toulalan mit beiden Fäusten klären (70.).

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Zwei Minuten später versuchte es Klopp mit einem Doppelwechsel. Nuri Sahin und Julian Schieber kamen. Wenig später hatte Reus die Riesen-Chance zum 2:1, scheiterte aber aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Willy, der auch noch gegen Mario Götze (79.) sensationell klärte. Alles schien schon verloren. Schien, denn es kam doch noch zum unglaublichen Happy End für den BVB - nach dem letzten Pfiff des schottischen Schiedsrichters Craig Thomson bebte das Stadion.

„Fünffach-Abseits“ vor dem Siegtor

Allerdings hätte Thomson unmittelbar vor dem 3:2 ebenfalls zur Pfeife greifen müssen, denn Sekunden vor dem Siegtreffer standen bei der Flanke von Lewandowski in den Strafraum der Spanier gleich vier BVB-Profis im Abseits. Zudem traf der Torschütze Felipe Santana aus irregulärer Position, denn als Julian Schieber den Ball kurz vor der Linie berührte, hatte Santana nur noch einen Gegenspieler vor sich. Für die Bewertung ist der vorletzte Abwehrspieler ausschlaggebend.

Einen erfreulichen Abend erlebte schließlich auch die Dortmunder Polizei. Rund ums das Viertelfinalspiel vermeldeten die Ordnungshüter einen „äußerst friedlichen“ Einsatz. Es sei lediglich zu vier Strafanzeigen gekommen, unter anderem wegen eines Ladendiebstahls im BVB- Fanshop und eines Widerstandes gegen Polizeibeamte.

Darüber hinaus wurde während des Spiels auf der Südtribüne das Banner einer spanischen Ultragruppe sichergestellt, das Dortmunder Fans beim Hinspiel in Andalusien entwendet haben sollen. Der Stoff sei nach Rücksprache mit dem zuständigen Staatsanwalt an die szenekundigen Beamten aus Spanien übergeben worden.

Statistik

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Felipe Santana, Schmelzer - Gündogan (86. Hummels), Sven Bender (72. Sahin) - Blaszczykowski (72. Schieber), Götze, Reus - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Malaga: Willy - Gamez, Demichelis, Sanchez, Antunes - Toulalan, Camacho - Joaquin (87. Portillo), Duda (74. Eliseu) - Isco, Baptista (83. Santa Cruz). - Trainer: Pellegrini

Schiedsrichter: Craig Thomson (Schottland)

Tore: 0:1 Joaquin (25.), 1:1 Lewandowski (40.), 1:2 Eliseu (82.), 2:2 Reus (90.+1), 3:2 Felipe Santana (90.+2)

Zuschauer: 65.829 (ausverkauft)

Beste Spieler: Weidenfeller, Lewandowski - Joaquin, Demichelis

Gelbe Karten: Sven Bender, Schmelzer - Gamez (2), Toulalan (2)

Erweiterte Statistik (Quelle: impire)

Torschüsse: 15:7 Ecken: 7:2 Ballbesitz: 59:41 Prozent