In der Königsklasse League treffen Özil und Khedira mit Madrid auf Dortmund, Podolski und Mertesacker mit Arsenal auf Schalke.

Dortmund/London. Am Tag vor dem heutigen Champions-League-Spiel bei Borussia Dortmund (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) hat Mesut Özil einen nicht ganz unwichtigen Prestigeerfolg errungen. Bei einer Umfrage des Madrider Sportblatts "As" votierten 22 000 Leser dafür, dass der 24-Jährige in Dortmund das Sturmspiel des spanischen Meisters antreiben soll. Der neu verpflichtete Kroate Luka Modric erhielt nur halb so viele Stimmen, der Brasilianer Kaká ein Drittel. Nun lässt sich Reals Trainer José Mourinho von derlei Publikumsbefragungen gewöhnlich nicht beeindrucken, doch auch der Portugiese tendiert momentan dazu, seinem deutschen Nationalspieler die Rolle des Real-Regisseurs anzuvertrauen. Über große spielerische Klasse, sagt Mourinho, verfügten alle drei Kandidaten, Özil sei körperlich jedoch der Stärkste des Kreativtrios.

Gleich vier deutsche Auswahlspieler stehen heute Abend im Blickpunkt, wenn sie mit ihren Vereinen Real Madrid und Arsenal London in der Champions League auf die Bundesligaklubs Dortmund und Schalke 04 treffen. Und glaubt man ihren Trainern, Mourinho in Madrid und Arsène Wenger bei Arsenal, gehören Özil und Sami Khedira, 25, bei Real sowie Lukas Podolski, 27, und Per Mertesacker, 28, bei Arsenal inzwischen zu den Stützen ihrer Teams.

Khedira hat sich dabei in Madrid zu einer Spielerpersönlichkeit entwickelt, die aus Reals Starensemble genauso wenig wegzudenken ist wie aus der deutschen Nationalelf. Wie wichtig der ehemalige Stuttgarter für die Balance einer Mannschaft sein kann, zeigte seine Abwesenheit beim denkwürdigen WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Schweden (4:4) in Berlin. Khedira fehlte verletzt. "Mit Khedira", sagt Mourinho, "hätten die Deutschen niemals eine 4:0-Führung verspielt. Er weiß, was in diesen Momenten zu tun ist, wenn eine Mannschaft ihre Ordnung zu verlieren droht." Es seien gerade die kleinen, unspektakulären Dinge: hier einen Zweikampf suchen, dort einen Raum zustellen, einen Quer- statt einen Steilpass spielen, die Khedira perfekt beherrsche.

"Sehr zufrieden" ist auch Wenger mit seinem 13-Millionen-Einkauf Lukas Podolski: "Er ist heiß auf jedes Spiel, er arbeitet sehr hart für die Mannschaft, macht Tore und gibt auch Pässe zu Toren." In der ersten Begegnung mit einem Bundesligaklub (20.45 Uhr; Sky) nach dem Wechsel im Sommer vom 1. FC Köln erwartet Wenger für Podolski "ein bisschen mehr Druck als sonst". Besorgt ist der 63-Jährige deshalb nicht: "Er ist das gewohnt, er hat mehr als 100 Länderspiele, er kann damit umgehen." Der ehemalige Kölner sei bei den Fans so schnell so beliebt geworden, weil er "mannschaftlich eingestellt ist. Man kann die Zuschauer nicht betrügen, sie verstehen das sofort."

Der ehemalige Bremer Mertesacker wiederum habe sich nach anfänglichen Schwierigkeiten für die Mannschaft "unverzichtbar" gemacht. Wenger schätzt seinen robusten Innenverteidiger, dessen Geradlinigkeit und Willensstärke, im Umfeld des Klubs wird Mertesacker jedoch wesentlich kritischer gesehen. Er trage eine gehörige Mitschuld an den Abwehrproblemen der "Gunners", die sich durch die gesamte vergangene Saison zogen und bis heute nicht komplett behoben sind.

"Alle vier haben sich im Ausland weiterentwickelt", sagt Bundestrainer Joachim Löw, "gerade weil sie gegen manchen Widerstand ankämpfen und sich immer wieder neu beweisen mussten." Das sei allen vier gut gelungen.

Für Özil, Khedira, Podolski und Mertesacker sind ihre Begegnungen mit ihren ehemaligen Bundesligakollegen zwar keine alltäglichen Spiele, "aber im Profigeschäft ist es ja heute üblich, dass man sich ständig in immer neue Konstellationen über den Weg läuft", sagt Khedira. Vor einer Woche habe man schließlich noch zusammen für die Nationalmannschaft gespielt, "da kommt jetzt nicht die große Rivalität auf, nur weil wir diesmal unterschiedliche Trikots tragen". Sportlich schätzen die vier Deutschen, die heute gegen Deutschland spielen, ihre Gegner als die härtesten Konkurrenten im Kampf um den Gruppensieg in der Champions League ein. Dortmund und Schalke sind mit jeweils vier Punkten Zweiter hinter Real Madrid und Arsenal, die beide die ersten zwei Spiele gewannen.