Real Madrid sprengt beim Deutschen Meister alle Dimensionen. 250.000 Fans wollten Karten kaufen. Und Mario Götze trainiert wieder.

Dortmund. Superlativen ist man bei Borussia Dortmund insbesondere nach den beiden vergangenen Jubeljahren gewohnt. Wenn aber der berühmteste Fußball-Klub der Welt in der größten Arena Deutschlands gastiert, sprengt das alle Dimensionen. 250.000 Menschen wollten ein Ticket für das erste Gipfeltreffen in der Meistergruppe der Champions League zwischen dem deutschen Doublesieger aus Dortmund und Real Madrid haben. „Cristiano Ronaldo, Kaka, Özil – wer das hier sehen kann, ist natürlich happy“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

65.829 Fans dürfen das „Weiße Ballett“, in dem die deutschen Nationalspieler Özil und Sami Khedira seit ihrem Wechsel 2010 beim exzentrischen Choreografen Jose Mourinho zumeist tragende Rollen haben, auf der Bühne Signal-Iduna-Park sehen. „Das ist ein absolutes Highlight-Spiel“, sagte Borussias Sportdirektor Michael Zorc der Nachrichtenagentur dapd. Der Rekordspieler (463 Bundesliga-Einsätze) hat die beiden ersten Begegnungen mit dem neunmaligen Sieger der wichtigsten europäischen Trophäe hautnah miterlebt. Zorc und Co. scheiterten als Titelverteidiger 1998 im Halbfinale an Real, das dann unter Jupp Heynckes die Trophäe holen sollte. Und 2003 sah Zorc in seiner neuen Funktion als Sportdirektor das 1:1 im heimischen Westfalenstadion in der Nachspielzeit durch Javier Portillo, das in der zweiten Gruppenphase später das Aus in der Königsklasse bedeuten sollte. Real zog als Titelverteidiger damals anstatt von Dortmund in die K.o.-Runde ein.

Der Rahmen stimmt also, wenngleich die Kapazität, die in der Bundesliga bei 80.645 Plätzen liegt, an ihre Grenzen gebracht wurde. Nur sportlich läuft es beim Meister und DFB-Pokalsieger derzeit nicht so recht. Vor allem das 1:2 am vergangenen Sonnabend im Revierderby gegen Schalke 04, der Rückstand in der Bundesliga auf die Königsblauen und der bombastische Vorsprung des perfekten Tabellenführers Bayern München drücken auf die Seelen. „Natürlich tut das vom Samstag noch weh“, sagte Zorc, der sich aber wie alle anderen auch an herausragenden Leistungen, vor allem in der Königsklasse, festhalten kann. „Wir sind hier nicht chancenlos. Ich glaube, dass die Mannschaft eine Trotzreaktion zeigen wird. Es geht darum, Real Madrid einen heißen Kampf zu liefern“, sagte der Ex-Profi.

Eine starke Vorstellung hatte der BVB vor allem beim 1:1 beim englischen Meister Manchester City abgeliefert. Für Marco Reus, vor dem Jose Mourinho bereits warnte, war das der „BVB-Fußball, den die Fans erwarten“. Klar, in der Lage dazu ist die Mannschaft von Jürgen Klopp mittlerweile auch im internationalen Geschäft, in dem man im vergangenen Jahr noch so kläglich gescheitert war. Vier Punkte aus den Spielen gegen Ajax Amsterdam (1:0) und Manchester hat man auf dem Konto, Real startete hingegen mit zwei Siegen. Bereits am 6. November trifft man sich im Estadio Bernabeu wieder, in diesen beiden Aufeinandertreffen können Weichen im Kampf um den Achtelfinaleinzug gestellt werden. „Wir müssen sehen, dass wir das Spiel gegen Real Madrid gewinnen, um unsere Position in der Champions League vielleicht noch auszubauen“, sagte Zorc. Auch in Madrid darf der BVB wieder auf die atemberaubende Unterstützung seiner Fans bauen. Drei Sonderflieger hat der Verein bereits gechartert, um den schwarz-gelben Anhang in Spaniens Hauptstadt zu bringen. Natürlich sind auch diese Tickets längst ausverkauft.

Laut Nationalspieler Mats Hummels und Kollegen hat die Verarbeitung der Pleite gegen Schalke wie immer „nicht länger als einen Tag“ gedauert. Ein schlechtes Spiel, Personalprobleme und ein System-Wechsel Klopps von 4-2-3-1 auf 3-5-2 haben zu der Niederlage gegen Schalke geführt. Der Trainer wird auf seine gewohnte Ordnung gegen den spanischen Rekordmeister vertrauen, auch der eine oder andere Spieler wird zurückkehren. „Bei Marcel Schmelzer und Mario Götze sieht es ganz gut aus“, sagte Zorc. Fehlen wird wohl weiterhin Ilkay Gündogan. Götze kehrte am Montag ins Training zurück und absolvierte die gesamte Einheit mit der Mannschaft. Schmelzer bestand auf dem Nebenplatz eine Sondereinheit mit dem Athletiktrainer.

Den Erlebnisfaktor wird das für den türkischstämmigen, deutschen Nationalspieler nur ein wenig schmälern. Unter Mourinho hat Real in der Königsklasse auswärts achtmal gewonnen, viermal unentschieden gespielt und nur einmal verloren – und zwar im Halbfinale Mitte April in München (1:2). Eine bemerkenswerte Dimension hat aber auch die miserable Bilanz der Königlichen in Deutschland: Sieht man vom 2:0-Finalsieg im Europapokal der Landesmeister in Stuttgart 1959 gegen Stade Reims ab, gab es in 23 Gastspielen 16 Niederlagen und nur einen 3:2-Sieg am 27. September 2000 bei Bayer Leverkusen.