Nach Foul an Lahm im Strafraum verwandelte Müller den Elfmeter. Bayern tat nicht mehr als nötig. Lille war in den Möglichkeiten begrenzt.

Lille. Bayern München hat den Schwung aus der Liga mitgenommen und ist auch in der Königsklasse wieder auf Kurs. Beim 1:0 (1:0) am dritten Spieltag der Champions-League-Vorrunde brachte sich der geduldige, wenn auch wenig zwingende Rekordmeister beim OSC Lille in der Gruppe F zur Halbzeit der Vorrunde wieder in eine gute Ausgangsposition. Thomas Müller mit seinem Siegtreffer vom Elfmeterpunkt (20.) ließ trotz der schwachen Partie den Ausrutscher gegen BATE Borissow vor rund 50.000 Zuschauern im „Grand Stade Lille Metropole“ vergessen.

Dem bayrischen Bundesliga-Startrekord folgte in Nordfrankreich die Überwindung des Elfmetertraumas: In der Königsklasse hatte seit dem verlorenen Finale gegen den FC Chelsea kein Münchner mehr einen Strafstoß verwandelt. Mit sechs Punkten ist der anvisierte Gruppensieg für die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes wieder realistisch – und die bayrische Welt für den Moment in Ordnung. Lille hingegen muss die Qualifikation für das Achtelfinale nach der dritten Niederlage wohl endgültig abhaken.

Für Verwirrung hatte vor der wegweisenden Partie der wegen anhaltender muskulärer Probleme zu Hause gebliebene Arjen Robben gesorgt. Der Niederländer hatte in einem Interview mit dem Fernsehsender „NOS“ seinen Frust über die eigene Verletzungsmisere geäußert und über ein mögliches Karriereende gesprochen – dies aber später relativiert. In die Liste der Verletzten reihte sich in Lille Franck Ribery mit einer leichten Muskelverhärtung ein. Bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit hatte er sich bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte bemüht gezeigt.

Über die linke Seite mit dem häufig ausgepfiffenen Franzosen versuchten die Münchner zunächst, ihr Spiel aufzuziehen. Ribery war weitaus aktiver als Robben-Vertreter Müller auf rechts und konnte von der jungen und unerfahrenen Abwehr der Gastgeber häufig nur mit Fouls gestoppt werden. Nach dem Bundesliga-Startrekord von acht Siegen in Serie auch eine „internationale Duftmarke“ zu setzen, hatte Heynckes von seinem Team gefordert und seine Mannschaft dafür im Vergleich zum 5:0 bei Fortuna Düsseldorf auf einer Position umgestellt. Für Luiz Gustavo lief im defensiven Mittelfeld Javi Martinez neben Bastian Schweinsteiger auf.

Die selbstbewussten Bayern ließen sich trotz des Mangels an Torchancen zunächst nicht aus der Ruhe bringen, auch Ribery wirkte anders als bei früheren Auftritten in seiner Heimat nicht übermotiviert. Toni Kroos brachte zwei Freistöße auf das Tor von Lille-Keeper Mickael Landreau (10./13.), aus dem Spiel heraus fehlte aber über weite Strecken die Präzision. Viele Fouls der Gastgeber, häufige Unterbrechungen und die fehlende Höhepunkte machten die Partie trotz äußerlich guter Bedingungen nicht unbedingt zu einem Leckerbissen.

Die frühe Führung war für das Team von Heynckes dann tatsächlich auch eher ein Gastgeschenk. Der erst 19 Jahre Außenverteidiger Lucas Digne verlor den Ball an Lahm, der im Strafraum wiederum nur mit einem Foulspiel gestoppt werden konnte. Schiedsrichter Martin Atkinson überlegte – trotz der nur leichten Berührung – nicht lange, Müller verwandelte souverän zum verdienten 1:0 (20.).

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Trotz des Erfolgserlebnisses fanden die Bayern nicht zu dem dominanten Spiel, wie sie es noch am vergangenen Samstag in Düsseldorf gezeigt hatten. Der offensiv bemühte Kroos leitete über Lahm und Müller die einzig sehenswerte Möglichkeit für die Bayern in der zweiten Halbzeit ein (77.). Auch die Abwehr der Münchner verlor nach und nach an Sicherheit, Lille aber war für den Ausgleich zu harmlos.

Die Statistik

Lille: 1 Landreau - 15 Sidibe, 18 Beria, 22 Chedjou, 3 Digne - 4 Balmont, 17 Pedretti (ab 90. Rozehnal), 10 Martin - 8 Kalou (ab 56. Payet), 9 De Melo, 26 Roux (ab 77. Mendes). - Trainer: Garcia

München: 1 Neuer - 21 Lahm, 17 Boateng, 4 Dante, 28 Badstuber - 8 Martinez, 31 Schweinsteiger - 25 Thomas Müller (ab 84. Alaba), 39 Toni Kroos (ab 81. Gustavo), 7 Ribery (ab 46. Shaquri) - 9 Mandzukic. - Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Martin Atkinson (England)

Zuschauer: 50.000

Tore: 0:1 Müller (20./FE)