Kurz vor Beginn der WM sieht alles danach aus, dass Bundestrainer Löw keinen HSV-Star für die Startelf beim Auftakt gegen Australien nominiert.

Hamburg. Knapp Drei Tage entspannen, mal nur Familie, Freunde und Ablenkung. Und die ganze Zeit nicht an Fußball denken. So hatte es sich Bundestrainer Joachim Löw für seine Spieler gewünscht. "Das geht aber nicht", behauptet Marcell Jansen: "Einen Tag lang kann ich die Füße hochlegen, aber dann absolviere ich mein Extra-Programm. Drei Tage gar nichts zu machen, wäre genau das Verkehrte." Und während Jansen aus seiner langen Verletzungspause besondere Motivation zieht, können seine 22 WM-Kollegen in der DFB-Nationalmannschaft ebenfalls nicht abschalten. Dafür ist die WM, die am Freitag beginnt und am Sonntag (13. Juni, 20.30 Uhr), für die Deutschen das erste Gruppenspiel gegen Australien bereithält, einfach zu präsent. Insbesondere der Kampf um die Startelf lässt niemanden ruhig. Insbesondere nicht die vier HSV-Profis im Team.

Schließlich deutet momentan nicht viel darauf hin, dass einer von ihnen gegen Australien in der Startelf stehen wird. Marcell Jansen fehlt nach seinen vier Wochen Pause am Saisonende weiter die Spielpraxis, Dennis Aogo hat auf der linken Defensivposition mit Holger Badstuber einen Bayern-Profi vor sich, der auch in den letzten Testspielen zu überzeugen wusste. Und selbst Jerome Boateng, der sich in jedem seiner Länderspiele anzubieten wusste, steht rechts in der Viererkette chancenlos hinter Kapitän Philipp Lahm, während die Innenverteidigung mit Arne Friedrich und Per Mertesacker besetzt ist. "Holger hat seine Sache gut gemacht, Philipp hat seine Sache gut gemacht. Die Abwehr stand gut - es ist alles okay", sieht es Boateng, der im letzten Test gegen Bosnien (3:1) wie Jansen und Aogo gar nicht zum Einsatz kam, denn auch realistisch.

Bleibt nur noch Piotr Trochowski, der einzige Hamburger, der gegen Bosnien von Trainer Joachim Löw eingesetzt wurde - wenn auch nur bis zur 45. Minute. "Es ist ein gutes Zeichen, dass ich von Beginn an gespielt habe", zog Trochowski für sich das Positive aus einem für ihn mehr als unglücklichen Auftritt. Missverständnisse, Fehlpässe, keine gefährliche Aktion - und zu allem Überfluss brillierte der für ihn eingewechselte Thomas Müller in der zweiten Spielhälfte und gilt jetzt auf der rechten Position als der Favorit für die Startelf. Trotzdem glaubt Trochowski weiter an seine Chance. "Es war sicher keine überragende erste Halbzeit von uns allen. Wir waren nicht ganz so spritzig, die Bosnier haben gut gespielt. Aber wir wussten, dass sie müde werden. Wir haben im ersten Durchgang die Drecksarbeit gemacht." Eine Erklärung, die mehr dazu dient, sich selbst zu beruhigen. Und das dürfte ähnlich erfolgreich sein wie die Ablenkung durch drei Tage Sonderurlaub bei Jansen.