Der Nationalspieler zog sich im Training einen Syndesmosebandriss zu - mindestens sechs Wochen Pause. In Gladbach kehrt Guerrero zurück.

Hamburg. Eigentlich ist es schon ein festes Ritual. Irgendwann, spätestens ein paar Stunden nach Trainingsende, beglückt Marcell Jansen seine Freunde via Online-Plattform Facebook mit seinen philosophischen Lebensansätzen ("Es gibt nur eine Wahrheit - und das ist die des Herzens"). Dabei setzt die rheinische Frohnatur zumeist auf Optimismus und Harmonie. Nur am Freitag nicht. Und das aus gutem Grund.

Am Vormittag hatte sich Jansen, der am Donnerstag im Training nach einem Zweikampf mit Marcus Berg unglücklich umgeknickt war, bei Trainer Bruno Labbadia abgemeldet, um seine schmerzende Wade per Kernspintomografie diagnostizieren zu lassen. Das Ergebnis verschlug selbst dem Berufsoptimisten vorübergehend die Sprache: Das Syndesmoseband oberhalb des linken Fußes (Verletzungen: Von den Adduktoren bis zum Syndesmoseband) ist gerissen - das Saison-Aus vor der Partie am Sonntag (17.30 Uhr Borussia Park, Sky und Abendblatt-Ticker live) bei Borussia Mönchengladbach. Noch schlimmer: Sechs bis acht Wochen muss Jansen mindestens pausieren - womit sogar seine Teilnahme an der WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) akut gefährdet ist.

Allemal genug Grund, sich zurückzuziehen. "Marcell braucht jetzt etwas Zeit für sich, das können wahrscheinlich alle verstehen", ließ Jansens bester Freund Roberto am frühen Nachmittag, unmittelbar nach Bekanntwerden der Verletzung, wissen. Schließlich ist es für den 24-Jährigen schon die zweite lange Pause in dieser Saison. Bereits zu Saisonbeginn musste Jansen wegen einer Knieverletzung zwischen dem dritten und elften Spieltag aussetzen. Trotzdem, und daraus zog Jansen nach eigener Aussage sehr viel Kraft, kämpfte sich der gebürtige Mönchengladbacher zurück und eroberte nicht nur einen Stammplatz, sondern zählte bis zuletzt zu den formstärksten Akteuren. Die Nominierung zum Leistungstest von Bundestrainer Joachim Löw war die Konsequenz - für Jansen eine tiefe Bestätigung.

Umso tragischer der erneute Rückschlag, wie der Betroffene selbst sagt: "Diese Diagnose ist für mich natürlich ganz bitter. In dieser Phase der Saison besonders, da wir mit der Mannschaft wichtige Spiele haben und natürlich auch die WM ein großes Ziel für mich ist."

Am Wochenende wird über den weiteren Behandlungsablauf entschieden. Zur Wahl stehen dabei zwei Möglichkeiten. Zum einen könnte konservativ mit Gips gearbeitet werden, was eine kürzere Pause zur Folge hätte, allerdings auch die Gefahr mit sich bringt, dass das Band nicht optimal ausheilt. Das wäre bei der zweiten Möglichkeit, einer Operation, gewährleistet, würde aber automatisch eine verlängerte Pause und somit das fast sichere WM-Aus bedeuten. Jansen: "Bis dahin trage ich schon einen Schienengips und werde den linken Fuß nicht belasten, damit die Schwellung so schnell wie möglich weggeht."

Am heutigen Sonnabend könnte die Verletzten-Situation noch düsterer werden. Nach Jansen und Eljero Elia, der bereits operiert wurde, drohen auch Joris Mathijsen (Magen/Darm), Dennis Aogo und Collin Benjamin (beide Zerrungen) sowie Mannschaftskapitän David Jarolim (Wadenverhärtung) auszufallen. "Die Chance bei mir ist 50:50", so der ansonsten sehr zähe Jarolim ausgerechnet vor den Wochen, die er selbst als "entscheidend" bezeichnet. "Das sind Spiele, die wir gewinnen müssen. Gerade in diesen Spielen haben wir in der Hinrunde zu viele Punkte gelassen. Jetzt brauchen wir wieder so eine Serie - nur andersherum."

Gutes Omen: Paolo Guerrero ist nach seinem Kreuzbandriss wieder dabei. Der Peruaner steht seit dem vierten Spieltag erstmals wieder im Kader. "Ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent", sagt der Angreifer, "aber ich bin da, sobald der Trainer mich braucht." Und so traurig die Gründe dafür sind, es könnte nach dem aktuellen Verletztenstand schneller gehen, als Guerrero selbst glaubt.